Der Linux-Zug rollt weiter

03.07.2003

CHEN: Einige unserer Großkunden haben es versucht und wieder Abstand davon genommen. Bekannt geworden ist vor allem der Fall Merrill Lynch, wo ein vergeblicher Versuch mit Windows unternommen wurde. Linux haben sie ebenfalls ausprobiert und auch davon Abstand genommen - zumindest bis auf weiteres. Nun werden sie konsolidieren und die Zahl ihrer Lieferanten zusammenstreichen, aber bei Unix bleiben.

CW: Sybase ist ein langjähriger Partner von Peoplesoft. Was halten Sie von Oracles feindlichem Übernahmeversuch?

CHEN: Mit diesem Vorstoß stört Oracle-Boss Larry Ellison natürlich Peoplesofts J.D-Edwards-Übernahme. Offensichtlich möchte er seine Position zwei im Markt für Business-Software nicht verlieren. Wenn man sich die letzten Quartalsergebnisse von Oracle ansieht, erkennt man, dass im Applikationsgeschäft kein Zuwachs erzielt wurde. Bezieht man die ungünstigen Währungseinflüsse ein, könnte dieses Segment sogar geschrumpft sein.

In den vergangenen Quartalen ist das Geschäft mit Geschäftsanwendungen für alle Anbieter schwach verlaufen. Das wird wohl so bleiben, bis die Wirtschaft insgesamt anzieht. Für die Anbieter ist es also ein guter Zeitpunkt, zu konsolidieren und das eigene Geschäft durch Zukäufe zu stärken.

Wir konkurrieren zwar nicht in diesem Markt, aber wir sehen die Konzentration nicht gerne. Eine geringere Auswahl war noch nie gut für die IT-Industrie. Für Sybase wäre die Übernahme von Nachteil, weil wir eine enge Partnerschaft mit Peoplesoft unterhalten. Wir haben hier eine installierte Basis von 400 bis 500 Kunden, und wir versuchen gemeinsam mit Peoplesoft, in neue Märkte vorzudringen - etwa in das chinesische Gesundheitswesen.

Ellison hat gesagt, Peoplesoft-Chef Craig Conway sei schon vor einem Jahr an ihn herangetreten, um eine Zusammenlegung der Application-Bereiche zu diskutieren. Ich weiß nicht, ob das stimmt, und es steht mir eigentlich auch nicht zu, das zu kommentieren. Doch mit dieser Verlautbarung hat er meiner Ansicht nach den Verhaltenscodex zwischen CEOs verletzt. Das ist kein guter Stil.