Der ITK-Markt ist besser als sein Ruf

08.04.2003
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.

Doch selbst in diesem Markt lassen sich - wenn man danach sucht - positive Signale erkennen. Goldman Sachs etwa erwartet, dass SAP in diesem Jahr den Gewinn je Aktie um 13 Prozent und den Umsatz um 4,8 Prozent steigern wird, wobei auch im Lizenzgeschäft ein Wachstum von fünf Prozent zu erwarten sei. Die Investment-Bank hatte SAP-Kunden befragt und war dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass diese an ihren Budgetplanungen trotz Irak-Krieg und konjunktureller Einbrüche nach Möglichkeit festhalten wollen.

Auch Microsoft, dessen Umsatz im abgelaufenen Quartal um zehn Prozent wuchs, sattelte bei den Einnahmen mit Business-Software (Navision, Great Plains) um 85 Prozent drauf. Nicht vergessen sollte man die zahlreichen mittelständischen Anbieter hierzulande, die zum Teil längst totgesagt wurden. Immer wieder haben es einige von ihnen geschafft, mit hervorragenden Zahlen zu überraschen. Dazu zählt etwa die auf Versicherungssoftware spezialisierte FJA AG, deren Umsatz 2002 um 16 Prozent und deren Gewinn um 21 Prozent stieg, oder auch das mittelständische ERP-Haus Soft M AG. Es steigerte den Erlös 2002 um 23 Prozent und den Vorsteuergewinn um 20 Prozent.

TK-Markt: Stimmung mies, Wachstum stark

Von der angeblichen Agonie der internationalen TK-Märkte war in den vergangenen zwei Jahren viel zu lesen. Immer wieder wurden die hohen Investitionen der Carrier in UMTS-Lizenzen geltend gemacht, die nicht nur den Netzbetreibern, sondern vor allem auch den Ausrüstern wie Lucent, Nortel, Ericsson, Siemens, Marconi, Alcatel oder Nokia zusetzten. Die Kündigungen von zigtausend Mitarbeitern in diesen Unternehmen sowie die abschreibungsbedingten Milliardenverluste der großen Carrier füllten die Zeitungen, nicht aber die Tatsache, dass der Markt mittelfristig glänzende Perspektiven hat.

Laut Eito wird der westeuropäische TK-Markt in diesem Jahr um vier bis fünf Prozent wachsen - stärker als jedes andere ITK-Segment. Es gibt eine Reihe prosperierender Marktbereiche, man denke etwa an Mobilfunk, Breitband-Internet, Voice over IP oder die Funktechniken, allen voran Wireless-LAN. Die US-amerikanische Telecommunications Industry Association (TIA) erwartet in diesem Jahr außerhalb der USA sogar ein Wachstum des TK-Marktes von stolzen 10,1 Prozent auf 1,4 Billionen Dollar. Auch in den Vereinigten Staaten dürfte mit einem erwarteten Wachstum von neun Prozent auf 963 Milliarden Dollar die Krise in den Hintergrund rücken.

Vergisst man einmal die überwiegend abschreibungsbedingten Verluste der Top-Carrier und konzentriert sich auf deren Umsatzentwicklung, dann zeigt sich, dass die Deutsche Telekom die Einnahmen 2002 um immerhin elf Prozent steigern konnte. France Télécom legte beim Umsatz um 8,4 Prozent zu. Vodafone steigerte die Einnahmen in seinem letzten Quartal um zehn Prozent.