Branchengrößen folgen Intels Itanium-Kurs

10.07.2003
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Ein Kuriosum von Unisys ist es, dass der Anbieter als einziger im Feld seine Itanium-2-Rechner ausschließlich mit dem Betriebssystem Windows Server 2003 ausliefert. Alle anderen bieten außerdem die Linux-Versionen von Suse und Red Hat und gegebenenfalls ihr Unix-Derivat an. Bei Bull kommt noch das hauseigene Betriebssystem GCOS hinzu. Die Konzentration aller Anbieter auf wenige Betriebssysteme bei gleichzeitiger - aus der Mainframe-Welt stammender - Fähigkeit zur Partitionierung der Rechner zeigt an, wohin die Reise geht: Anwender sollen ihre Infrastruktur auf einen oder wenige Server konsolidieren und so die Administrations- und Wartungskosten senken können.

Das ist auch die Intention hinter einem besonderen Unisys-Angebot, dem Hybridsystem "ES7000/560". In ihm lassen sich 32-Bit-Module mit 64-Bit-Boards mischen und unter einer einzigen Administrationssoftware betreiben. Dass sich Maschinen auf Basis des Itanium 2 für die Konsolidierung der Infrastruktur anbieten, betont auch Fujitsu-Siemens Computers (FSC). Das Unternehmen hat noch kein entsprechend ausgestattetes System auf den Markt gebracht, allerdings "Primergy"- und "hpc-Line"-Server auf Madison-Basis angekündigt. Die Münchner wollen damit nicht nur das Angebot für technische Anwendungen wie Computer Aided Engineering ausbauen. FSC betont vielmehr auch die Eignung der Madison-Systeme für Business-Critical-Anwendungen wie SAP und Backend-Datenbanken.

Ganz anders positioniert sich NEC. Die Japaner konzentrieren sich erklärtermaßen auf den technisch-wissenschaftlichen Markt, in dem sie seit langem mit Vektorrechnern stark vertreten sind. Dabei haben sie auch für das kommerzielle Midrange-Segment etwas anzubieten. Denn bei der "TX7" sind bis zu acht Vier-Prozessor-Zellen (inklusive RAM) über ein "Crossbar"-Netzwerk untereinander und mit den PCI-X-I/0-Kanälen verbunden. Auf diese Weise lässt sich eine TX7 von vier auf maximal 32 Itanium-2-Prozessoren mit 512 GB RAM und 112 PCI-X-Boards ausbauen, die sich bis auf die Größe eines Boards mit vier CPUs physikalisch partitionieren lassen. Neue Madison-basierende TX7-Systeme hat der Anbieter gerade beim britischen Wetterdienst Metoffice und beim Deutschen Klimarechenzentrum (DKRZ) installiert.

Besseres Preis-Leistungs-Verhältnis?

Trotz guter Mainframe-Verkäufe hat IBM aus der stark zunehmenden Verbreitung von Clustern den Schluss gezogen, dass die Kunden auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten und nach Alternativen suchen werden. Das hat Big Blue nach Worten von Manager Tikiri Wanduragala dazu bewogen, "Technologie von Highend-Systemen für High-Volume-Umgebungen zu nutzen". Aus der Großrechnerwelt überführt IBM zum einen "Autonomic-Computing"-Features auf die Madison-Rechner - Techniken also, mit denen Server sich selbst konfigurieren, verwalten und absichern können. Zweitens geht es wie beiden anderen Anbietern mit Mainframe-Erfahrung darum, IA-64-CPUs und Speicher auf einem System-Board eng miteinander und mit anderen Boards zu verbinden. Bei IBM sorgt dafür ein unter dem Codenamen "Summit" entwickeltes Chipset, das den Titel "Enterprise X Architecture" (EXA) trägt. Dessen Design ist Open Source, eine Seltenheit in der

Hardwarewelt.