Behörden halten sich bei Outsourcing zurück

30.07.2003
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Vor allem wenn es um Online-Aktivitäten und das Management von Infrastrukturen geht, setzen die IT-Entscheider im öffentlichen Dienst auf das Outsourcing. So ergab eine Umfrage unter 100 IT-Verantwortlichen, dass diese Aufgaben sehr häufig ausgelagert werden. Außerdem erbrachte die von Accenture gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation im vergangenen Jahr erstellte Studie „Outsourcing im öffentlichen Sektor“, dass mehr als 40 Prozent der Befragten bereits Erfahrungen mit Outsourcing gesammelt haben. Für den Großteil lag das oberste Ziel dabei in der Konzentration auf ihre Kernkompetenzen - damit sind die den Behörden zugewiesenen Aufgaben in Politikfeldern wie innere Sicherheit, Pass- oder Ausländerwesen gemeint.

Kostenersparnis und Effizienz

Ebenfalls große Hoffnung, so ein weiteres Resultat der Studie, setzten die Kommunen in die Verbesserung einzelner Prozesse und die Erschließung zusätzlicher Kapazitäten. Erst an vierter Stelle rangiert die Frage nach Kostenersparnissen, gefolgt von dem Wunsch, die Effizienz der IT zu steigern. Auch wenn es sich dabei in erster Linie um sekundäre Bereiche (Portalanwendungen, E-Government-Aktivitäten, IT-Infrastruktur-Aufgaben) dreht, die Verantwortlichen sind durchaus zufrieden mit den Ergebnissen. Damit sind nach Ansicht Accentures auch die Weichen für weitere Aufträge gestellt, denn rund ein Drittel der Outsourcing-erfahrenen Behördenvertreter sind der Umfrage zufolge gewillt, künftig weitere Vorgänge auszulagern.

Rund 40 Prozent der Befragten sehen jedoch noch ernsthafte Probleme in der Umsetzung. Dabei gilt vor allem die Frage der Datensicherheit als einer der größten Stolpersteine für Outsourcing. Bestimmte Informationen, so genannte Hoheitsdaten, dürfen nur von Beamten bearbeitet werden, so will es die deutsche Gesetzgebung. „Bezüglich Datensicherheit sind die Bedenken in Deutschland traditionell größer als in anderen Ländern“, berichtet Holger Bill. Der Accenture-Experte hält allerdings einen Teil der Bestimmungen, die als Argument gegen eine Privatisierung herangezogen werden, für übertrieben und glaubt, dass es letztlich eine Frage des politischen Willens sei.

Personaltransfer ist kniffelig

Nicht zuletzt daher besitzt die Idee von einer Ausgliederung der eigenen IT in ein hundertprozentig kontrolliertes Tochterunternehmen anstelle einer Auslagerung an externe Anbieter nach Ansicht von Bill durchaus ihren Reiz: „Das ist auf regionaler und kommunaler Ebene ein erfolgversprechender Ansatz.“ Wenn dann noch verschiedene Behörden zusammenarbeiten, können auch neue Services angeboten werden, die sich die Einzelnen nicht leisten können. Zumindest auf kommunaler Ebene wird das Umdenken in den Verwaltungen also nicht unbedingt in eine Flut an Aufträgen für private externe Anbieter à la IBM, CSC, EDS oder Accenture münden.