Am Hotspot die Finger verbrannt

28.06.2004
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Wo funkt es? Die großen Hotelketten und die Systemgastronomie (Starbucks, McDonalds) zählen zu den Vorreitern der WLAN-Vernetzung. Inzwischen sind Hotspots auch in Tankstellen, Einkaufszentren sowie Flughäfen und Bahnhöfen verfügbar. Die Erfahrungen mit der Akzeptanz der Kunden fallen unterschiedlich aus: In Hotels und Konferenzzentren sind WLANs inzwischen Standard und entwickeln sich daher allmählich zu "kostenlosen" Zusatzdiensten wie dem Frühstück oder der allgegenwärtigen Wellness-Oase. Cafés hingegen und Einkaufszentren verzeichnen nur eine mäßige Nachfrage - "Untersuchungen zufolge haben einige dieser Hotspots nur einen oder zwei Besucher pro Tag", berichtet Arno Wilfert. Der Geschäftsführer von Arthur D. Little zweifelt an den Bedürfnissen, die den Kunden in der WLAN-Anfangsphase unterstellt wurden: "Wer setzt sich zum Surfen schon in eine Shopping-Mall?" Interessant sind Hotspots, an denen Menschen förmlich gezwungen sind, untätig zu verweilen: an Bahnhöfen und Flughäfen, aber vor allem im Zug und im Flugzeug selbst. Hier liegen die Airlines in Führung, doch "WLANs werden in drei Jahren auch in deutschen Zügen zur Verfügung stehen", prognostiziert Roman Friedrich, TK-Experte und Geschäftsführer von Booz Allen Hamilton. Die britische Bahngesellschaft Great North Eastern Railway will ab Herbst Funknetze in der ersten Klasse kostenlos anbieten, andere Reisende zahlen fünf Pfund pro Stunde. Auf der Strecke von London nach Schottland sollen Geschäftsleute so aus dem Flugzeug oder dem Auto zurück auf die Schiene gelockt werden - der vermeintliche Produktivitätsgewinn dient als schmackhafter Köder.
Wo funkt es? Die großen Hotelketten und die Systemgastronomie (Starbucks, McDonalds) zählen zu den Vorreitern der WLAN-Vernetzung. Inzwischen sind Hotspots auch in Tankstellen, Einkaufszentren sowie Flughäfen und Bahnhöfen verfügbar. Die Erfahrungen mit der Akzeptanz der Kunden fallen unterschiedlich aus: In Hotels und Konferenzzentren sind WLANs inzwischen Standard und entwickeln sich daher allmählich zu "kostenlosen" Zusatzdiensten wie dem Frühstück oder der allgegenwärtigen Wellness-Oase. Cafés hingegen und Einkaufszentren verzeichnen nur eine mäßige Nachfrage - "Untersuchungen zufolge haben einige dieser Hotspots nur einen oder zwei Besucher pro Tag", berichtet Arno Wilfert. Der Geschäftsführer von Arthur D. Little zweifelt an den Bedürfnissen, die den Kunden in der WLAN-Anfangsphase unterstellt wurden: "Wer setzt sich zum Surfen schon in eine Shopping-Mall?" Interessant sind Hotspots, an denen Menschen förmlich gezwungen sind, untätig zu verweilen: an Bahnhöfen und Flughäfen, aber vor allem im Zug und im Flugzeug selbst. Hier liegen die Airlines in Führung, doch "WLANs werden in drei Jahren auch in deutschen Zügen zur Verfügung stehen", prognostiziert Roman Friedrich, TK-Experte und Geschäftsführer von Booz Allen Hamilton. Die britische Bahngesellschaft Great North Eastern Railway will ab Herbst Funknetze in der ersten Klasse kostenlos anbieten, andere Reisende zahlen fünf Pfund pro Stunde. Auf der Strecke von London nach Schottland sollen Geschäftsleute so aus dem Flugzeug oder dem Auto zurück auf die Schiene gelockt werden - der vermeintliche Produktivitätsgewinn dient als schmackhafter Köder.

Die entscheidende Frage aber lautet: "Wie kann man öffentliche WLANs zu einem profitablen Geschäftsmodell machen?" Für Roman Friedrich, Geschäftsführer und TK-Experte des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton, hat bislang noch kein Anbieter darauf eine überzeugende Antwort gefunden. Allerdings, so räumt Friedrich ein, sei es auch nicht einfach, ein für Anbieter und Kunden gleichermaßen attraktives Angebot zu schneidern, denn "die Kosten eines Hotspots sind nicht zu unterschätzen". Allein eine 2-Mbit/s-Strecke zur Anbindung an das Internet kostet im Monat rund 400 Euro. Hinzu kommen die Aufwendungen für die Geräte und die Abrechnung der Kunden.

Die Kostenfrage gilt indes nicht nur für die Hotspot-Betreiber, sondern auch für die Nutzer. "Die Angebote sind viel zu teuer", urteilt Arno Wilfert, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Arthur D. Little (ADL), und er bildet mit seiner Einschätzung keine Ausnahme. Für die geforderten Preise, so Wilfert, sei ein Massenmarkt einfach nicht vorhanden. Rund vier Euro für 30 Minuten surfen scheint gegenwärtig der Durchschnitt zu sein, von kostenlos bis über zehn Euro die Stunde kommt jedoch alles vor. Letzteres ist in dringenden Fällen zwar vertretbar, für den beruflichen wie privaten Massenmarkt jedoch kaum geeignet. Nach Informationen der kalifornischen Marktforschungsfirma ON World kostet das drahtlose Surfen in Europa mehr als doppelt so viel wie in den USA und rund viermal so viel wie in Asien.

Hinzu kommt das Sicherheitsproblem, das immer noch nicht gelöst ist und sich allmählich in den Köpfen der Nutzer festgesetzt hat - Stichwort "War Driving". Vor allem Firmen befürchten das Schlimmste, wenn ihre Mitarbeiter drahtlos in der Online-Welt unterwegs sind. "Viele IT-Abteilungen weigern sich daher, die WLAN-Funktionalität freizuschalten", berichtet ADL-Chef Wilfert. Folglich entsteht nur eine geringe Nachfrage unter den zahlungskräftigen Kunden, und die Preise verharren insgesamt auf hohem Niveau, was wiederum die Privatanwender abschreckt.

Letztlich scheitern kann der Zugriff auf die Funknetze verschiedener Anbieter noch an technischen Hürden. Die Einwahl gestalte sich häufig schwierig, sagt selbst Funkexperte Schaffrin. Was technikaffinen Zeitgenossen und Geschäftsreisenden in aufwändigen Versuchen noch gelingen mag, stellt Otto Normalsurfer vor unlösbare Probleme: "Für die breite Masse ist das Prozedere zu umständlich", warnt der Eco-Mann. Schaffrin fordert einfache Zugänge und vor allem ein "Seamless Roaming" zwischen den einzelnen Providern zur leichten Abrechnung - dafür hat der Verband schließlich im März die "Greenspot"-Initiative ins Leben gerufen.

Deren Erfolg hält sich bislang noch in Grenzen, denn Anbieter zögern, sich an der übergreifenden Initiative zu beteiligen. "Eine gewisse Ernüchterung ist eingekehrt", gibt Schaffrin zu, der versucht hat, "den Markt zu stimulieren". Aus dem Rennen seien die WLANs aber nicht, ist der Eco-Mann zuversichtlich, "denn dafür ist die Technologie viel zu interessant und zu gut". Das Potenzial sei vorhanden, aber zuerst müssten die Anbieter ihre Hausaufgaben machen.