Am Hotspot die Finger verbrannt

28.06.2004
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Von der Euphorie über den öffentlichen Internet-Zugang per Funk (Wireless LAN oder WLAN) ist kaum noch etwas zu spüren - die Anbieter haben es nicht verstanden, sinnvolle Geschäftsmodelle zu entwickeln. Nun kreist der erste Pleitegeier über der Hotspot-Szene.

Im Frühjahr des Jahres 2004 ging zwar kein Ruck durch Deutschland, doch zumindest durchströmte eine gewaltige Welle die Republik - das Land werde ein einziger Hotspot, lautete das Ziel der interessierten Marketiers. Jederzeit und überall kabellos im Internet zu surfen war nicht nur technisch machbar, sondern im Grunde genommen überfällig. Flächendeckend sollte das Land mit einem Netz öffentlicher WLAN-Access-Points überzogen werden, damit die Deutschen ihren Mobilitätsdrang ungestört ausleben können. Die Welle spülte über einen Markt, der lange Zeit verzweifelt auf frisches Wasser gewartet hatte.

Wachstum, Wachstum, Wachstum

Der Trend zur mobilen Gesellschaft ist unverkennbar, und Büroraum in London ist teuer. Fotos: Vismedia
Der Trend zur mobilen Gesellschaft ist unverkennbar, und Büroraum in London ist teuer. Fotos: Vismedia

Die genaue Zahl der hierzulande aktiven öffentlichen Hotspots ist nicht bekannt - Anbieter und Marktforscher überbieten sich mit diffusen Näherungswerten. "Einige tausend" sollen es schon sein, und 2005 bereits "einige zehntausend". Generell gilt eine Faustregel: Provider, die mehr Zugangspunkte zum Internet vermelden können, sind vermeintlich wichtiger, erfolgreicher und besser gerüstet für die Zukunft. Nachgeprüft werden die Zahlen selten, schließlich dient das verkündete Wachstum dazu, die gesamte WLAN-Szene zu beflügeln.

Meist werden die Statistiken verfälscht, weil stillschweigend die Hotspots aller Roaming-Partner zum eigenen Angebot hinzugezählt werden. Zudem stellen viele Anbieter nicht nur die verfügbaren, sondern auch die geplanten Funknetze - "unter Vertrag" - in die einschlägigen Online-Datenbanken ein, erklärt Markus Schaffrin, WLAN-Experte im Internet-Verband Eco. Ein Extrembeispiel: Laut "Wi-Fi Networking News" hat der US-amerikanische Provider GoRemote im New Yorker "Warwick"-Hotel insgesamt 37 Access-Points zur Versorgung der Zimmer als 37 Hotspots in seine Gesamtkalkulation übernommen; der Flughafen Seattle-Tacoma weist demnach 26 Hotspots aus.