Am Hotspot die Finger verbrannt

28.06.2004
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Hype-Hochburg Hannover

Den Höhepunkt der deutschen WLAN-Welle bildete erneut die CeBIT. Absichtserklärungen der Anbieter hatten, wie auch schon 2003, Hochkonjunktur. Der Zeitpunkt erklärt sich daher, dass sich die Mobilfunkbetreiber im vergangenen März anschickten, ihre teuren UMTS-Netze vor der Öffentlichkeit auszubreiten. Die Storys aus Hannover liefen in der Regel nur in eine Richtung: UMTS (teuer, schon veraltet) dürfte angesichts von WLANs (billig, immer noch neu) kaum eine Chance auf Erfolg haben - die Lücken in der Argumentation der Wireless-Fans fielen dabei selten ins Gewicht.

Seit April hat sich jedoch die Public-WLAN-Euphorie schlagartig gelegt, und die Gesetze des Marktes gelten wieder. Öffentliche Funknetze hält man plötzlich wieder für zu teuer, zu unsicher und zu umständlich. Welcher Jugendliche leistet sich für 400 Euro einen funkbereiten PDA, um an der Tankstelle im Web zu surfen? Welcher Geschäftsreisende bootet sein Notebook, um zu "Chai Tea Latte" oder "Happy Meal" die E-Mails zu checken? Klappt die VPN-Anbindung über den Hotspot auch in der Flughafen-Lounge, oder nur in der Theorie? Wie so häufig spielte die Zielgruppe in den Überlegungen der IT-Anbieter und Dienstleister nur eine untergeordnete Rolle - gemacht wird, was technisch machbar ist. Wenn das Angebot jedoch die Nachfrage deutlich übersteigt, ist selbst in der Hightech-Branche auf Dauer kein gutes Geschäft zu erzielen.

Diese Erfahrungen haben zuletzt auch einige Anbieter machen müssen - MyZones aus Großbritannien ging bereits vergangenen Herbst Pleite. Ebenso schlug der US-amerikanische Hotspot-Dienstleister Cometa Networks im Mai auf dem Boden der Realität auf, weil die Anschlussfinanzierung nicht klappte. Zu den Cometa-Gründern zählten im Dezember 2002 AT&T, Intel und IBM, an deren grundsätzlicher Fähigkeit zu Investitionen kaum gezweifelt werden kann.

Erst im Frühjahr hatte Toshiba seine 350 Hotspots an Cometa verkauft und sich aus dem Markt zurückgezogen; der Schritt begründete eine "strategische Allianz", hieß es. Eigentlich wollte der Konzern bis zu diesem Zeitpunkt bereits 10 000 Zugangspunkte anschalten - 10 000 scheint im WLAN-Markt die magische Zahl schlechthin zu sein. Andere Betreiber wie die österreichische Metronet werden schlicht vom Markt, hier von T-Mobile, weggekauft. Die Anbieter, resümiert Eco-Mann Schaffrin, "haben den Kuchen aufgeteilt, bevor er überhaupt gebacken war".