Acer lehrt die Konkurrenz das Fürchten

03.03.2004
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Der eigentliche und wesentliche Grund, warum Acer so vehement durchstarten konnte, sind aber die völlig neu gestalteten Beziehungen zu europäischen und deutschen Partnern und Wiederverkäufern. Das Unternehmen hat es verstanden, innerhalb von drei Jahren eine sehr gut funktionierende Partnerorganisation auf dem alten Kontinent und in Deutschland aufzubauen. Acer konnte alle großen sieben Distributoren in Europa für sich verpflichten. Einer dieser in mehreren europäischen Ländern agierenden Partner sagte, man habe im vierten Quartal 2003 den Absatz mit Acer-Gerätschaft gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 300 Prozent steigern können.

Wichtig: Vertriebspartner

Zu diesen großen Vertriebspartnern gehört etwa Ingram in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Techdata liefert Acers Produktlinien ebenfalls in die Alpenrepublik, nach der Schweiz und nach Großbritannien. Actebis beliefert den dänischen und deutschen Raum, wobei Actebis Computer Deutschland und Peacock ab April 2004 als gemeinsames Unternehmen von Soest aus die Distribution in Deutschland steuern werden. Wiederverkäufer wie etwa Kingfisher decken Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Belgien, Niederlande und Tschechien ab.

Zudem hat Acer geschickt die Verunsicherung der Partner genutzt, die mit Hewlett-Packards großem Revirement im Handelskanal einsetzte. HP reduzierte seit der Fusion mit Compaq und mit der Implementierung des "Partner-One"-Konzepts die Zahl seiner Vertriebspartner in Europa drastisch von rund 20 000 auf nunmehr etwa 200 so genannte Named Accounts sowie etwa 2500 Unnamed Accounts, also kleinere Vertriebspartner. Hier hat Acer den Hebel angesetzt und viele neue Partner an sich binden können, die von HP enttäuscht wurden.

Zudem fährt Acer eine Rabattpolitik, die ebenfalls nicht nur sehr attraktiv insbesondere für seine kleineren Partner ist, sondern auch den Gepflogenheiten im Markt widerspricht. Wegen der wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewähren die großen Computerhersteller ihren Partnern zunehmend erst dann Preisnachlässe auf Rechner, wenn diese tatsächlich verkauft sind. Anders Acer: Die Taiwaner bieten ihren Partnern Cash-on-Hand-Konditionen, sie sagen dem Kanal also bereits vor dem Verkauf von Systemen, welche Discounts zu erwarten sind. Übrigens, so Gartner-Frau Escherich, sind diese Rabatte auch noch höher als die der anderen Computerhersteller.