Zufriedene Mitarbeiter bringen mehr

29.04.2004
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Neue Chefs braucht das Land

In einer Befragung des Instituts gaben immerhin drei Viertel aller Unternehmen an, dass sie Modelle zur Arbeitszeitflexibilisierung anböten. Damit ständen deutsche Arbeitgeber im europäischen Vergleich gut da. Zurückhaltend sind die deutschen Chefs allerdings gegenüber Telearbeit. Lediglich acht Prozent der befragten Unternehmen praktizieren diese Organisationsform. Flüter hat als Verhinderer das mittlere Management im Verdacht, das nicht bereit sei, sich den modernen Führungsmethoden zu stellen und den Koordinationsaufwand scheue: "Diese Leute müssen Tele-Manager werden, die Ziele klar formulieren können, und daran mangelt es eben."

Flüter weiß, dass Mitarbeiter Dienstleistungsangebote ihrer Firmen wie Bügel- und Einkaufsservice oder auch die Bereitstellung von Pflegepersonal für kranke Angehörige oder Kinder sehr schätzen. Vor allem bei Letzterem aber gebe es noch einen erheblichen Nachholbedarf, denn nur zwei Prozent der Arbeitgeber bieten eine Kinderbetreuung an. Viele Unternehmen sähen es nicht als ihre Aufgabe an, sich darum zu kümmern, zudem seien die bürokratischen Hürden hierzulande sehr hoch.

Auch beim Thema Gesundheits-Management zeigten sich die Betriebe zurückhaltend, erst recht in diesen schwierigen Zeiten, weiß die Kölner Wissenschaftlerin. In der Regel boten nur Konzerne ihren Beschäftigten Sportprogramme oder in Ausnahmefällen einen Gesundheitscheck an. Flüters Eindruck ist, dass viele Arbeitgeber den Zusammenhang zwischen erhöhter Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit noch nicht verstanden haben. Sonst würden sie sich stärker mit den oben genannten motivationsfördernden Instrumenten befassen. "Schon aufgrund der demografischen Entwicklung - Prognosen gehen in den nächsten Jahren von einem erhöhten Fachkräftemangel aus - müssen sich die Firmen mit allen Facetten der Mitarbeiterbindung auseinander setzen", so Flüter.

Auf ein anderes Mittel, das Wohlbefinden und damit die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern, weist Margrit Lipczinsky aus Konstanz hin. Die frühere Chefjuristin eines internationalen Konzerns berät heute Unternehmen bei der Gestaltung ihrer Büroräume und hat dazu auch Bücher verfasst. Sie wirft den Arbeitgebern vor, dass sie Millionen Euro in repräsentative Glaspaläste investierten und sich wenig Gedanken über die Inneneinrichtung machten. "Es entstehen kalte, kantige Bauwerke, die zwar Aufsehen erregen und daher als modern gelten, den darin arbeitenden chronisch belasteten Mitarbeitern aber zusätzliche unnötige Stressreize aufbürden", kritisiert Lipczinsky.

Die Fraunhofer-Studie "Office 21", die sich mit Arbeitskonzepten der Zukunft beschäftigt, stellt fest: "Je mehr Wohlfühl-Qualität im Büro entsteht, desto mehr trägt dies insgesamt zu einer positiven Unterstützung der Office Performance bei." Typische Einrichtungsmöbel und Dekorationen widerspiegelten die Aggressivität und stilistische Desorientiertheit unserer Zeit. Lipczinsky empfiehlt dagegen "Mut zu Farbe, Schwung und Frische".