CIO trifft CEO

"Wir brauchen mehr Unterstützung von Microsoft!"

08.08.2008
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Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Ist Microsoft eigentlich strategisch?

NEFF: Zu guter Letzt mal zwei generelle Fragen: Warum ist die IT aus Ihrer Sicht für ein Unternehmen eigentlich strategisch? Und wieso ist Microsoft für die IT strategisch?

BERG: IT ist überhaupt nicht strategisch, wenn sie nicht den eigentlichen Geschäftszweck unterstützt. IT ist ein unterstützender Faktor, denken Sie an das Thema Collaboration, das wir eben diskutiert haben. Wenn die IT den Mitarbeitern eines Unternehmens keine Möglichkeit für eine reibungslose Zusammenarbeit schaffen kann, ist sie nicht strategisch. Dann hat auch der CIO ein Problem. Sie müssen deutlich machen, dass Sie mehr sind als ein Kostenfaktor. Und zur Bedeutung von Microsoft: Wir wissen, dass wir nicht der einzige strategische Partner sind. Aber wir sehen uns immerhin als einen strategischen Anbieter - und zwar weit über die Themen Office und Windows Vista hinaus, also für den kompletten Enterprise-Bereich. Microsoft ist einfach der Anbieter mit der breitesten Produktpalette.

Die COMPUTERWOCHE (in Gestalt von Herausgeber Christoph Witte, rechts) hielt sich aus der Diskussion heraus.
Die COMPUTERWOCHE (in Gestalt von Herausgeber Christoph Witte, rechts) hielt sich aus der Diskussion heraus.
Foto: Jo Wendler

NEFF: Aus meiner Sicht wird Microsoft nach wie vor sehr stark mit Office und Windows verbunden, neuerdings auch mit dem Thema Collaboration. Aber im Enterprise-Umfeld stehen Sie erst an der Schwelle zum strategischen Lieferanten. Beispielsweise installieren wir gerade Microsoft CRM. Da fängt die Collaboration an, sich mit den Enterprise-Funktionen zu verbinden. Aus diesem Link heraus entstehen Vorteile, die man vorher gar nicht erkannt hat. Die weichen Faktoren nehmen an Bedeutung zu, aber nicht im Widerspruch zu den eindeutigen Funktionen wie Rechnungslegung oder Kundenabwicklung, sondern als Ergänzung dazu. Wir stehen in den Unternehmen vor einer entscheidenden Frage: Benötigen wir überhaupt noch unternehmensspezifische Lösungen? Gibt es einen Unterschied zwischen Google Mail, das wir als Service beziehen könnten, und einem selbstbetriebenen Microsoft-Exchange-Umfeld? Oder anders ausgedrückt: In welche Architekturen investieren wir, und wo bedienen wir uns dessen, was der Markt billig anbietet? Solche Entscheidungen mit theoretischen Business Cases zu belegen ist nahezu unmöglich. Ob man richtig entschieden hat, kann man erst erkennen, wenn man die Reise schon begonnen hat. Deshalb brauchen wir Tools, die es uns erlauben, sehr schnell kleine Lösungen zu entwickeln, anhand derer wir uns selbst und dem Business die Auswirkungen zeigen können - quasi einen einsatzfähigen Prototypen, aus dem sich bei Bedarf eine weltweit einsetzbare Applikation machen lässt. Voraussetzung ist aber, dass die globale Infrastruktur stimmt. Sonst kann man das vergessen. Lernen durch nutzen, das brauchen die Unternehmen. Die großen, auf fünf Jahre angelegten Pläne gehören der Vergangenheit an. Deshalb brauchen wir flexible Lizenzmodelle und Software as a Service, deshalb brauchen wir Architekturpartner, die uns sagen können, was in unseren Rahmen passt und was nicht. Da hilft uns die IT-Industrie heute noch zu wenig.

BERG: Aber diese Tools bieten wir doch an.

NEFF: Das bestreite ich gar nicht. Aber wie kriegen wir aus diesen Tools Lösungen? Das ist doch die Frage. Das Zusammenspiel ist entscheidend. Microsoft, SAP oder andere Applikationshersteller denken zu stark in der eigenen Welt. Ich nutze aber gemischte Umgebungen, und deshalb ist das Know-how eines einzelnen Anbieters nur teilweise nützlich für mich. Der Bedarf an Architekten steigt auch deshalb, weil durch SOA Applikationsmodule unterschiedlicher Hersteller zu Komplettlösungen integriert werden können. Ich brauche nicht mehr die komplette Suite von SAP. Beispielsweise kann ich das HR-Modul von Oracle/Peoplesoft mit dem FI-Produkt von SAP und mit weiteren Komponenten anderer Anbieter kombinieren. Die IT-Industrie muss uns helfen, hier zu lernen. Dann fällt es uns auch leichter, nachzuweisen, dass wir für unsere Unternehmen Werte schaffen. Und am Ende geht es ja genau darum.