CIO trifft CEO

"Wir brauchen mehr Unterstützung von Microsoft!"

08.08.2008
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

Worüber der Vorstand staunt

NEFF: Verbessert werden muss auch die Zusammenarbeit der Hersteller untereinander. Nehmen Sie nur SAP und Microsoft. Kürzlich habe ich einem meiner Vorstände erzählt, was Microsoft und SAP da unter dem Namen Duet auf die Beine gestellt haben. Der Mann hat ungläubig gelacht. Er war der Ansicht, solche Probleme wären schon vor 20 Jahren gelöst worden. Der konnte gar nicht verstehen, warum es so schwierig sein soll, einen mit Outlook gestellten Urlaubsantrag automatisch im SAP-HR-System zu buchen. Unzählige Unternehmen in Deutschland müssen SAP- und Microsoft -Produkteso integrieren, dass ihre IT gut funktioniert und ihr Business erfolgreicher wird. Was tun Sie, damit solche Partnerschaften besser laufen?

Zur Person: Michael Neff

Michael Neff ist seit April 2000 CIO der Heidelberger Druckmaschinen AG. Für seine weitsichtige IT-Strategie -unter anderem die weltweite Standardisierung von 16 000 Client-Systemen - kürte ihn die COMPUTERWOCHE zum "CIO des Jahres 2005". Bevor Neff zu "Heidelberg" wechselte, nahm er sieben Jahre lang die CIO-Aufgaben für das Pharmaunternehmen Hoechst Marion Roussel wahr. Im Hoechst-Konzern hatte er schon 1986 angeheuert. Zunächst arbeitete er dort vier Jahre als IT-Manager im Geschäftsbereich Folien und Kunstoffe, um dann ein Intermezzo als Controller der Zentralforschung zu geben. Seine berufliche Laufbahn hatte Neff 1979 als Systemanalytiker bei FAG Kugelfischer begonnen.

BERG: Mit SAP und Microsoft haben Sie ein gutes Beispiel gewählt. Da fragt man sich in der Tat, warum wir nicht schon vor 15 Jahren Duet entwickelt haben. Wir werden aber besser. Vor einigen Monaten haben wir mit der SAP verschiedene Dinge festgezurrt und die jeweiligen Entwicklungszentren beauftragt, sich darum zu kümmern. Mit der Version 3.0 von Duet sollen Kunden ihre Applikationen selbst verbinden können und nicht immer auf vorgefertigte Module warten müssen. Diese Version dürfte in 18 bis 24 Monaten auf den Markt kommen. Ich kann die Zusammenarbeit mit SAP nur als gut bezeichnen.

NEFF: Ihr Wort in Gottes Ohr! Unsere Erfahrung ist, dass beide Partner immer wieder versuchen, den Kunden auf ihren jeweiligen Campus zu ziehen. Anbieter wie Microsoft investieren gewaltiges Geld in Marketing- und Innovationsbotschaften. Der Vertrieb will verkaufen und pusht diese Produkte entsprechend stark - leider unabhängig davon, ob sie in unsere Architektur passen oder nicht.

BERG: Wenn man als Lieferant dem Kunden Produkte reindrückt, schadet man sich langfristig selbst. Sicher darf man bei SAP - und anderen unserer Partner - nicht vergessen, dass wir gleichzeitig auch Wettbewerber sind, und die Teams von Microsoft sollen sich diesem Wettbewerb auch stellen. Doch wenn Lösungen mit Angeboten unserer Partner im Wettbewerb stehen, dann müssen wir zuerst das Wohl des Kunden im Auge haben. Sonst haben wir und möglicherweise auch unser Partner den Kunden verloren - die schlechteste aller Optionen.