Wie kommt die IT-Kompetenz in den Vorstand?

14.04.2004
Von Katharina Friedmann

Andere IT-Verantwortliche wiederum sehen sich im Idealfall im obersten Führungsgremium ihres Unternehmens. "Der Sitz im Vorstand wäre optimal, weil ich dann die jeweiligen IT-Belange direkt und persönlich vortragen und mitgestalten könnte", erklärt etwa Sartorius-CIO Geile. Er versteht sich als Schnittstelle zwischen Vorstand, den operativen Bereichen, den Fachabteilungen und der IT, aus der heraus er als Strategiegeber und Berater des Topmanagements das originäre Unternehmensgeschäft unterstützt. Der Ausschluss von den reinen Vorstandssitzungen bedeutet für ihn "das fehlende letzte Stück Integration". Aus diesem Grund bezeichnet der CIO seine direkte Anbindung an den Vorstand, kombiniert mit der Teilnahme an einem zweiten Gremium, dem Leitungskreis, in dem die wichtigsten Führungskräfte gemeinsam mit dem Vorstand konferieren, auch als die "zweitbeste Wahl". Dennoch sieht er sich in seiner gegenwärtigen Position nah genug am Informationsfluss, um Entscheidungen aktiv mitgestalten und gegebenenfalls korrigierend eingreifen zu können.

Bei den Victoria Lebensversicherungen hat die im Vorstandsgremium etablierte IT-Verantwortung bereits seit gut 20 Jahren Tradition. "Das kann man sich bei uns schwer anders vorstellen", so Claus-Peter Gutt. Er ist als Vorstandsmitglied für die Bereiche Personal, Betriebsorganisation, Informationssysteme, Zentraler Einkauf und Logistik sowie allgemeine Verwaltung zuständig. Im Vorstand verankertes Technik-Know-how hält er nicht nur dann für nötig, wenn die IT - wie im Fall des Versicherungskonzerns - eine strategische Komponente darstellt. "Die verbreitete Ansicht, diese Aufgaben ließen sich auch global über ein paar Kennzahlen steuern und dazu sei im Vorstand nicht unbedingt Fachkompetenz vonnöten, teile ich nicht."

Als wesentlichen Vorteil seiner Position bezeichnet der Victoria-CIO die Möglichkeit, IT-Initiativen finanziell durchsetzen und die Budgets bis in die Bilanzen hinein entsprechend vertreten zu können. Vor dem Hintergrund, dass die IT-Kosten einen nicht unwesentlichen Anteil der Gesamtkosten im Unternehmen ausmachen, hält er die Entscheidung, welche IT das Versicherungsgeschäft inhaltlich benötigt beziehungsweise wie viel Technik sich das Unternehmen finanziell erlauben kann, für eine wesentliche strategische Aufgabe. "Ist diese nicht im Vorstand verankert, lässt man die diesbezüglichen Steuerungsmöglichkeiten ungenutzt", gibt Gutt zu bedenken.