Wie kommt die IT-Kompetenz in den Vorstand?

14.04.2004
Von Katharina Friedmann

Die Dringlichkeit eines dedizierten IT-Vorstands richtet sich laut Gartner allerdings nach der Art des Unternehmensgeschäfts. Als wichtig erachtet ihn das Marktforschungsunternehmen dort, wo die IT zum Kern des Business geworden ist - etwa im transaktionsintensiven Finanzgeschäft, Teilen der Medienbranche, aber auch in einigen Bereichen der Fertigungsindustrie sowie der Touristikbranche. Analyst Mahoney erwartet in den kommenden Jahren zwei konträre Strömungen: "Wo die IT vorwiegend als Utility eingesetzt wird und somit nicht zwingend eine Behandlung auf oberster Geschäftsebene erfordert, werden CIOs in einflussreichen Positionen kaum mehr zu finden sein", beschreibt er die künftige Entwicklung.

Andererseits rechnet er mit einer deutlichen Zunahme derjenigen Unternehmen, die erkennen, dass die Informationstechnik ihre Geschäftsausrichtung wesentlich beeinflussen kann. "Diese werden das strategische Denken ihrer IT-Spezialisten dringend benötigen", prophezeit der Gartner-Experte. Um den nicht zuletzt zur Wissensvermittlung erforderlichen, direkten Kommunikationsfluss zwischen IT-Executive und der restlichen Organisation zu ermöglichen, müssten die IT-Experten dringend in der Firmenspitze vertreten sein.

Über Wissensdefizite an der Unternehmensspitze kann Andreas Dietrich, CIO bei der Thomas Cook AG, nicht klagen: "Ich habe das Glück, dass mein Vorstand sehr technikaffin ist und daher Möglichkeiten und Bedeutung der IT weitgehend versteht." Aus diesem Grund erachtet der CIO, der an das Ressort "Airline und IT" berichtet, einen Sitz im obersten Führungsgremium auch nicht als entscheidenden Vorteil für seine Arbeit. "Wir stellen keine wirklichen Güter her und produzieren nichts Handfestes, sondern gehen ausschließlich mit Informationen und Emotionen um", beschreibt Dietrich das stark IT-getriebene Geschäft des Touristikkonzerns. Dass die Technik dabei eine Kernkompetenz des Konzerns darstelle, sei dem Vorstand sehr wohl bewusst. Deshalb empfindet es der von den Vorstandssitzungen ausgeschlossene Konzern-CIO als Herausforderung, dem Topmanagement die Möglichkeiten der Informationstechnik auf anderen Wegen transparent zu machen. Dies gelingt laut Dietrich dank einer klar formulierten IT-Strategie, die dem Vorstand die Hauptthemen der jeweils vierjährigen Periode aufzeigt. Darüber hinaus werden im Rahmen mehrerer IT-Strategie-Workshops pro Jahr technikrelevante Themen mit dem Vorstand diskutiert.