Web-Portal verbindet Unternehmenswelten

05.11.2002
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Ebenso intensiv hatte sich das in Lohr am Main beheimatete Unternehmen bereits mit der Idee eines Sellside-Marktplatzes auseinander gesetzt, für die es auch seine Mitbewerber gewinnen wollte. Doch dieser Weg stellte sich als Sackgasse heraus. „Wir haben da tief hineingeschaut und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir dort nur Geld versenken können“, erläutert Christoph Kainzbauer, der schon bei Mannesmann Rexroth als Leiter E-Business fungierte und nun bei Bosch Rexroth für den E-Commerce verantwortlich zeichnet. Nach seiner Einschätzung sind die verfügbaren Softwarewerkzeuge noch zu wenig ausgereift, die Geschäftsmodelle selten tragfähig und vermeintliche Standards durchaus interpretierbar. Vor allem aber hätte sich „nur unter günstigsten Umständen“ ein Return on Investment (RoI) innerhalb von fünf Jahren erzielen lassen.

So lange wollte das Unternehmen keineswegs auf den Kapitalrückfluss warten. Vielmehr drang das neue Management auf eine Verbindung von Innovation und Effizienz, sprich: einen schnellen RoI. Deshalb entschied es sich, die vorhandenen Entwicklungskapazitäten statt in den Online-Marktplatz lieber in das Unternehmensportal zu investieren, das auf den programmatischen Namen „Bridge“ (ein Akronym für „Bosch Rexroth Integrated Global Entrance“) getauft wurde.

Antreiben und kontrollieren Die Bosch Rexroth AG mit Sitz in Lohr am Main ist eine hundertprozentige Tochter der Robert Bosch GmbH. Ihr offizieller Geburtstermin liegt im Mai vergangenen Jahres; zu diesem Zeitpunkt waren die Ausgliederung der Automationstechnik aus der Robert Bosch GmbH und der Zusammenschluss mit Mannesmann Rexroth abgeschlossen und amtlich. Aber die Ursprünge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1796 zurück, als die Eisenschmiede Rexroth in Elsavatal/Odenwald ihren Betrieb aufnahm. Im vergangenen Jahr setzte Bosch Rexroth mit 26000 Mitarbeitern 3,86 Milliarden Euro um. Über die Geschäftsbereiche Industrial Hydraulics, Electric Drives and Controls, Linear Motion and Assembly Technologies sowie Pneumatics, Service Automation und Mobile Hydraulics offeriert die „Drive & Control Company“, wie sie sich selbst nennt, ihre Lösungen zum Antreiben, Steuern und Bewegen in rund 80 Ländern der Erde.

Hinsichtlich der Definition und Umsetzung seiner Kundenprozesse versicherte sich Rexroth externer Unterstützung: Berater des in St. Gallen beheimateten Dienstleisters Information Management Group (IMG) halfen dem Unternehmen, seine Geschäftsabläufe zu definieren und die E-Commerce-relevanten Prozesse zu strukturieren. „E-Business überlebt nur dort, wo es einen klaren Nutzen für den Kunden bringt“; getreu diesem Motto des IMG-Mitbegründers und -Cheftechnologen Hubert Österle wurden alle kundenbezogenen Unternehmensfunktionen analysiert und bewertet.

In drei Stufen implementiert

Auf 400.000 Unternehmen schätzt Kainzbauer die Kundenbasis der Bosch Rexroth AG. Sie umfasst Großabnehmer wie den Baumaschinenhersteller Caterpillar oder den Automobilproduzenten Daimler-Chrysler, aber auch eine Vielzahl mittelständischer Betriebe. Während die kaufmännische Abwicklung mit den Erstgenannten bereits seit vielen Jahren über Electronic Data Interchange (EDI) läuft, müssen Letztere zum Teil erstmals an ein elektronisches Vertriebsportal herangeführt werden.