Drohnen in der Rettung

Wasserwacht prüft Suche von Verunglückten per Quadrocopter

29.01.2017
Von 
Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 

Der bisherige Verlauf des Projekts

Thomas Fuchs ist Student an der TU München und arbeitet dort am Lehrstuhl für Flugsystemdynamik an seiner Masterarbeit im Bereich Luft- und Raumfahrt. Er hat sich dazu entschieden, dies in einem gemeinsamen Projekt mit der Wasserwacht München Riem zu tun.

Thomas Fuchs absolviert mit dem Quadrocopter einen Testflug über den Riemer See.
Thomas Fuchs absolviert mit dem Quadrocopter einen Testflug über den Riemer See.

Sein Ziel ist es, die technischen Möglichkeiten zu schaffen, einen Quadrocopter ohne Funksteuerung selbstständig ein vorher definiertes Areal abfliegen zu lassen. Sofort sollen die aufgenommenen Bilder an ein oder mehrere definiertes Empfangsgeräte gesendet werden. Das könnte die Wasserwachtstation und/oder auch ein mobiles Tablet oder Smartphone sein. Dadurch könnte die Wasserwacht in einem Alarmfall von der ersten Minute an wichtige Hinweise aus der Luft erhalten. "Die Bedienung der Drohne soll möglichst einfach und schnell sein", erklärt Michael Krenmayr, der die Masterarbeit des Studenten betreut. Wichtig seien auch die Sicherheitssysteme, die einen Absturz der Drohne verhindern sollen. Zusätzlich soll es Notlandeplätze für den Quadrocopter am See geben.

"Ich habe selbst einen Quadrocopter und als ich die Ausschreibung an der TU München las, fand ich sie sehr interessant. In diesem Projekt steckt neben der Theorie auch viel direkte praktische Arbeit. Und das Endergebnis dient einem wichtigen Zweck", begründet Fuchs seine Entscheidung. Die Herausforderungen, vor denen er nun steht, sind

  • ein User Interface für die Steuerung der Drohne zu entwerfen

  • die bestmögliche Funkübertragung zu finden

  • das Konzipieren der Bodenstation

  • den autonomen Flug der Drohne umsetzen

  • Anforderungen an eine optimierte Drohne für diesen speziellen Einsatz auszuarbeiten

  • die genaue Positionsbestimmung des Quadrocopters zu gewährleisten

Die Testumgebung

Um Daten zu sammeln, wurden im Riemer See, der sich auf dem ehemaligen BUGA-Gelände der Stadt München befindet, einige Gegenstände verankert:

  • in 2 Meter Tiefe: blaugelbe Schwimmweste + gelbe Schwimmnudel

  • in 4 Meter Tiefe: rotblaue Schwimmnudel in Form eines Rings

  • in 6 Meter Tiefe: orange Schwimmweste

Die ersten Versuche, die die Wasserwacht zusammen mit dem Drohnenhersteller im Juli dieses Jahres durchgeführt hatte, hatten nur ansatzweise brauchbare Bilder geliefert. Es lag vor allem an der Qualität der Filmaufnahmen, die je nach Sonneneinstrahlung sehr unterschiedlich waren.

Doch Bild- und Videoqualität sind nicht die primären Aufgaben des TU-Studenten. Fuchs wird sich in den kommenden Monaten damit beschäftigen, dem Quadrocopter das autonome Fliegen beizubringen. Dazu wurde er auch als neues - beitragsfreies - Mitglied der Wasserwacht Riem aufgenommen, denn nur Mitglieder dürfen die Drohne fliegen. "Bevor ich meine Tests hier am Gelände fliege, muss ich das auch immer der zuständigen Polizeidienststelle melden", ergänzt Fuchs und zeigt damit eine der weiteren auf das Projekt zukommenden Hürden auf, die dieses Projekt noch zu überwinden haben wird: bestehende und zukünftige gesetzliche Vorgaben für Flüge von Quadrocoptern.

Mittlerweile hat dieses Projekt auch in anderen Medien eine hohe Aufmerksamkeit erreicht, womit die Wasserwacht München Riem in dieser Form nicht gerechnet hatte. So brachte beispielsweise auch die BR Abendschau einen ausführlichen TV-Beitrag.

Im nächsten Beitrag stellen wir Ihnen einen weitere Projektbeteiligte vor. Wir besuchen die Fachhochschule München, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnologie. Deren Aufgabe es ist, das optimale bildgebende Verfahren zu finden. Denn ein schnelles Auffinden einer Person im Alarmierungsfall steht und fällt auch mit einer guten Identifizierung der vom Quadrocopter an die Wasserwacht gesendeten Bilder.