Industrie 4.0

Was steckt hinter den Buzzwords Low-Code und Rapid Application Development?

13.12.2017
Von 


Christopher C. Bouveret ist Chief Innovation Officer bei der iTiZZiMO AG. Als Spezialist für interaktive Technologien, Wearable Computing und Augmented Reality besitzt er langjährige Erfahrung im Einsatz von innovativen Technologien und der Entwicklung sowie Integration digitaler Lösungen im B2B Bereich. In seiner Funktion als CIO bei iTiZZiMO ist er zuständig für die Entwicklung innovativer Business Anwendungen mit mobilen Endgeräten. Er verhilft Unternehmen wie Airbus oder Daimler dazu, digitale Transformation in den Unternehmensprozessen voranzutreiben.

Abgrenzung Low-Code zum heutigen Gebrauch mit Low-Code Development Platforms

Low-Code ist also aus den unterschiedlichen Paradigmen der Softwareentwicklung heraus entstanden. Der Begriff hat in den letzten Jahren insbesondere in den USA eine echte Renaissance erfahren, nämlich durch das Aufkommen von sogenannten “Low-Code Development Platforms”. Kurz gesagt handelt es sich dabei um Plattformen, welche die Erstellung von Software bzw. Anwendungen durch möglichst wenig Programmierung anbieten und damit auch Anwendern ohne großes Programmierwissen ermöglichen sollen, Applikationen zu erstellen.

LCP, MADP, RMAD, RAD, RADP, WTF?

Man braucht sich keine fünf Minuten durch Google hangeln, um zu bemerken, dass sich Hersteller allerlei unterschiedliche Bezeichnungen für ihre Plattform geben. Dort liest man von “Mobile Application Development Platforms” (MADP), von “Rapid Mobile App Development” sowie von “Mobile back-end services” (MBS) und “Rapid Application Development Platforms” (RADP). Ja was denn nun?

Alle diese Begriffe haben ihre Daseinsberechtigung, sind aber eher nützlich zur Klassifizierung von Plattformen als zum Verständnis. Um sich selbst ein klares Bild zu verschaffen ist es wichtig, den Fokus der Plattform zu erfassen und mit den eigenen Bedürfnissen abzugleichen. Die wichtigsten Fragen vorab:

  • Was will ich mit der Plattform erreichen?

  • Wer soll die Plattform bedienen (innerhalb, außerhalb meiner Organisation)?

  • Welche Business Values verspreche ich mir davon (Höhere Kundenbindung, kürzere Entwicklungszeit, Zugang zu Informationen) und wie bemesse ich diese?

  • Wo liegen heute die Probleme in meiner Organisation, die ich ohne eine solche Plattform nicht gelöst bekomme?

Wie sieht es in der Praxis aus?

Zurück zum Blick auf unser Schaubild des Anwenders und des Full-Stack-Developers: mit einer Low-Code Plattform kann beiden geholfen sein. Wie? Als Anwender kann ich Teile meiner Anwendung vielleicht selbst anpassen und entlaste damit meine Entwickler oder spare mir sogar Kosten ein. Auf der anderen Seite kann ich in der Kommunikation mit dem Entwickler schneller auf den Punkt kommen – denn er hat die Möglichkeit mir viel schneller einen ersten Prototypen zu zeigen und mit mir abzusprechen.

Aus der Brille des Entwicklers sieht es genau anders herum aus: ich mache mir Kapazitäten frei für komplexere Aufgaben und muss mich nicht mit immer wiederkehrenden Aufgaben beschäftigen, indem ich einfachere Aufgaben in die Richtung des Anwenders geben kann.

Wenn es Low-Code gibt, dann geht doch auch No-Code?

No Code ist zunächst einmal ein Album von Pearl Jam, wenn man in Google danach sucht. Auf der anderen Seite ist es eine Weiterentwicklung des Low-Code-Ansatzes. Der Name ist Programm: Hier wird nicht programmiert. Aber auch bewusst, denn die meisten Plattformen und Angebote richten sich strikt an den Endanwender innerhalb einer Organisation oder sogar an Privatanwender. Das kann ein Vorteil sein – so finden sich Excel-Profis und Makro-Jongleure schnell zurecht – allerdings werden hier auch ganz schnell Grenzen aufgezeigt. Das Andocken komplexerer Systeme oder das Hinzufügen von individualisierten Plugins oder Skriptbausteinen ist kaum möglich.

Dadurch bleibt der Entwickler vor der Tür – und muss sich dann zu späterer Stelle doch wieder im nächsten Projekt einschalten.

Was heißt das für Business Anwendungen und für Prozessoptimierung im industriellen Umfeld? Mit No-Code beißt man sich wahrscheinlich die Zähne aus. Aus unserer Erfahrung können wir nur sagen, dass sich nahezu jede Anfrage und jedes Projekt ein bisschen gestaltet. Das heißt im Umkehrschluss, dass Flexibilität der wichtigere Faktor für unsere Kunden ist.