„Was fehlt, ist die Aufbruchstimmung“

23.01.2003
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Wachstum in Deutschland war ordentlich

Auch der Dokumenten-Management-Anbieter Filenet, der in Deutschland und der Schweiz in diesem Jahr rund zehn Prozent seines Gesamtumsatzes (340 Millionen Euro) erwirtschaftet hat, hat die erwarteten Wachstumsraten von 20 bis 25 Prozent nicht erreicht. Deutschland-Geschäftsführer Rudolf Gessinger rechnet für 2002 allerdings in keinem Land mit einem Plus von mehr als fünf bis sieben Prozent. Die Sun Microsystems Deutschland GmbH, die mit rund 1600 Mitarbeitern inzwischen zur größten Landesorganisation in Europa aufgestiegen ist, hat nach Angaben von Geschäftsführer Helmut Wilke in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro Umsatz erzielt. Das sei ein Wachstum von über zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr, und damit könne man zufrieden sein.

Auch bei der Computer Associates Deutschland GmbH liegt das Geschäft nach den Worten von Geschäftsführer Peter Rasp leicht über Plan „und auch etwas besser als der weltweite Schnitt“. Mit 130 Millionen Euro Umsatz (weltweit: 2,96 Milliarden Dollar) habe seine Niederlassung im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2002 acht Prozent mehr eingenommen als im Vorjahr. „Viele US-Firmen machen ihre europäischen Töchter zu Sündenböcken, wenn die Zahlen nicht den Erwartungen entsprechen. Bei uns ist es momentan eher umgekehrt“, freut sich Rasp.

Die meisten deutschen Filialen US-amerikanischer IT-Unternehmen konzentrieren sich auf den Vertrieb und die zugehörigen Aktivitäten: Service und Support, Consulting sowie regionale Marketing-Kampagnen. Um Software noch im Nachhinein kundenspezifischen Bedürfnissen beziehungsweise landesweiten Bestimmungen anpassen zu können, verfügen manche Anbieter - etwa der ERP-Softwarehersteller Peoplesoft - über zusätzliche lokale Entwicklungsteams. Auch NAI entwickelt grundsätzlich nicht nur im Heimatland USA, sondern teilweise auch in Österreich und Großbritannien, um lokale Faktoren berücksichtigen zu können. „Außerdem sind komplexere Supportfälle, leichter zu handhaben, wenn man den zuständigen Entwickler nicht extra aus Kalifornien einfliegen muss“, so Deutschland-Geschäftsführer Fertl.

Allen Niederlassungen gemeinsam ist, dass sie sich am globalen Kurs der Konzernmutter orientieren müssen - schon allein deshalb, weil es sich bei vielen ihrer Kunden um weltweit operierende Unternehmen handelt. Den Vorwurf, dass der damit verbundene Bürokratismus den deutschen Managern kaum Luft für eigene Entscheidungen lasse, wollen diese jedoch nicht stehen lassen.

„Ich habe die größte Freiheit, die man sich vorstellen kann - sogar in Bezug auf die Mitarbeiter“, behauptet etwa Rolf Schwirz, Geschäftsführer von Oracle Deutschland. Beispielsweise habe er vor einiger Zeit die Vier-Tage-Woche für Consultants eingeführt, um krisenbedingte Entlassungen zu vermeiden. „Solche Maßnahmen stimme ich natürlich mit unserem CEO in den USA ab, das ist guter Stil“, so Schwirz. „Aber letztlich fälle ich die Entscheidung - und muss dafür geradestehen.“