Equipment as a Service

Warum das Pay-per-Use-Modell (noch) nicht abhebt

14.03.2024
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Im Gegensatz zu SaaS hat sich Equipment as a Service (EaaS) trotz Vorteilen für Unternehmen und Anbieter (noch) nicht etabliert. Woran liegt's?
Obwohl Anbieter wie Path Robotics bereits seit geraumer Zeit Pay-per-Use-Modelle anbieten, ist das Prinzip noch nicht richtig in Fahrt gekommen.
Obwohl Anbieter wie Path Robotics bereits seit geraumer Zeit Pay-per-Use-Modelle anbieten, ist das Prinzip noch nicht richtig in Fahrt gekommen.
Foto: Path Robotics

Equipment as a Service (EaaS) ist eine Möglichkeit für Unternehmen, ausschließlich für die Nutzung von Geräten zu bezahlen. Der Markt umfasst dabei eine breite Palette von Segmenten, wobei laut IoT Analytics Nutzfahrzeuge, Flugzeuge und die dazugehörigen Teile an der Spitze stehen. Dicht gefolgt von Computern, Peripheriegeräten und Rechenzentren vor Ort, Maschinen, Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung sowie elektrischen Beleuchtungsanlagen.

Die wesentlichen Vorteile von EaaS: Die Verschiebung von Capex zu Opex ermöglicht es Unternehmen bei fehlendem Kapital qualitativ hochwertiges Equipment zu nutzen. Die Firmen haben die Möglichkeit, ihren Betrieb je nach Bedarf zu erweitern oder zu reduzieren, gleichzeitig wird die Verantwortung für die Wartung und Instandhaltung der Anlage vom Endnutzer auf den Ausrüstungslieferanten übertragen. Die Anbieter wiederum profitieren - ähnlich wie in der Softwarebranche - von regelmäßigen, gesicherten Einnahmen, der Wiederverwendung von Ersatzteilen und der Möglichkeit, den Kunden durch den engeren Kontakt weitere Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen.

EaaS-Potenzial noch nicht ausgereizt

Doch während sich das Pay-per-Use-Modell im Bereich Enterprise Software längst etabliert hat, schwappte es noch nicht umfassend auf physisches Equipment wie Maschinen und andere Geräte über. Erhebungen von IoT Analytics zufolge ist der weltweite Equipment-as-a-Service-Markt in den vergangenen Jahren zwar auf 21,2 Milliarden Dollar angewachsen. Dennoch gibt es noch einiges an Potenzial, nachdem 2023 weniger als ein Prozent der gesamten Equipment-Verkäufe in Form eines Servicevertrags abgewickelt wurde.

Wenngleich sich das Modell demnach noch nicht auf breiter Front durchgesetzt hat, gibt es bereits einige Erfolgsbeispiele (etwa in der Beleuchtungs- und Roboterindustrie), die aus Sicht der Analysten zeigen, dass das Interesse der Anbieter an diesem Modell anhält und die Kunden bereit sind, es zu akzeptieren. So haben laut IoT Analytics allein im Robotics-Bereich acht Unternehmen nach 2021 ein As-a-Service-Modell eingeführt (von insgesamt 24 Unternehmen, die RaaS verkaufen).

Hohes Potenzial, wenig Anbieter

In anderen Bereichen, wie dem Segment der Industriekompressoren, wurde hingegen ein erhebliches Marktpotenzial für EaaS prognostiziert. Recherchen zufolge bieten 2024 mit dem EaaS-Pionier Kaeser Kompressoren und Atlas Copco aber nur zwei Hersteller echte Anlagen als Dienstleistung an. Und selbst bei diesen macht EaaS nur einen einstelligen Prozentsatz des Jahresumsatzes aus.

Andere EaaS-Pioniere wie Rolls-Royce mit seinem Triebwerk-as-a-Service-Programm TotalCare mussten während der Covid-Pandemie gar erfahren, dass die Flexibilität des Pay-per-Use-Modells auch ihre Schattenseiten - nämlich für Anbieter - hat. Wie IoT Analytics berichtet, plante Rolls-Royce Anfang 2020 noch im Gesamtjahr 450 Triebwerke auszuliefern. Bis Mitte 2020 wurde die Prognose stark reduziert, im März 2021 vermeldete das Unternehmen dann aufgrund der "schwerwiegenden Auswirkungen" von COVID-19 auf die Luftfahrtindustrie einen Verlust von rund 5,6 Milliarden Dollar. Selbst im Jahr 2023 waren die Serviceeinnahmen noch immer um 11 Prozent niedriger als 2019.

Sensoren in den Triebwerken geben Aufschluss über den Status der Systeme und ermöglichen es Rolls Royce, diese proaktiv zu warten oder auszutauschen.
Sensoren in den Triebwerken geben Aufschluss über den Status der Systeme und ermöglichen es Rolls Royce, diese proaktiv zu warten oder auszutauschen.
Foto: Rolls-Royce

Die Zeit ist reif für EaaS?

Trotz solcher Einbrüche ist IoT Analytics davon überzeugt, dass EaaS Potenzial hat - wenngleich die Zeit für eine großflächige Einführung noch nicht gekommen ist. So hätten diverse Umfragen bei Unternehmen ergeben, dass die Anbieter bereit sind, EaaS einzuführen - und dass sie glauben, die Kunden bevorzugten diese Option. Dies gelte insbesondere in dem Hochzinsumfeld, das die Wirtschaft nach der Pandemie geprägt hat.

So rechnen die Auguren in ihrem Marktbericht "Equipment as a Service Market Report 2024-2028" damit, dass der EaaS-Markt in den nächsten vier Jahren auf 36 Milliarden Dollar anwachsen wird. Das entspräche einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 11 Prozent. Als Treiber sieht IoT Analytics insbesondere technologische Fortschritte, sich entwickelnde Geschäftsanforderungen und die zunehmende Akzeptanz der damit verbundenen Vorteile.