Digital Change Studie

Unternehmen nehmen Geld für die Digitalisierung in die Hand

21.06.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Die Bereitschaft der Unternehmen wächst, in die digitale Transformation ihres Geschäfts zu investieren. Das hat die von IFS beauftragte Digitale Change Studie ergeben. Die Befragung hat aber auch gezeigt, dass im digitalen Wandel noch längst nicht alles rund läuft.

Weltweit zeigen Unternehmen eine sehr große Bereitschaft, in die Digitalisierung ihres Geschäfts zu investieren. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Digital-Change-Studie, die der Business-Software-Anbieter IFS beauftragt hat. Um die aktuelle digitale Reife von Unternehmen zu ermitteln, wurden 750 Entscheider in 16 Ländern - auch in Deutschland - zum Stand der Digitalisierung befragt.

Demzufolge gaben rund neun von zehn Unternehmen (Deutschland: 93 Prozent) an, die Investitionen in die digitale Transformation des eigenen Betriebs seien "angemessen" beziehungsweise "förderlich". Lediglich sechs Prozent (Deutschland: zwei Prozent) der Befragten mussten einräumen, ihre für den digitalen Wandel aufgewendeten Mittel seien unzureichend.

Die meisten Unternehmen halten ihre Digitalisierungsinvestitionen für "angemessen" beziehungsweise "förderlich".
Die meisten Unternehmen halten ihre Digitalisierungsinvestitionen für "angemessen" beziehungsweise "förderlich".
Foto: IFS

Geld fließt in Analytics, ERP und IoT

Als die Top-Drei-Investitionsbereiche identifizierten die Studienteilnehmer weltweit Big Data & Analytics (47 Prozent), Enterprise Resource Planning (ERP) mit 38 Prozent sowie das Internet of Things (IoT) mit 36 Prozent der Nennungen. Auf den weiteren Plätzen folgen Themen wie Software as a Service (SaaS) und Künstliche Intelligenz (KI) mit jeweils 20 Prozent sowie Infrastructure as a Service (24 Prozent), mobile Anwendungen (24 Prozent) sowie Robotik & Automation (23 Prozent). Dagegen spielen Themen wie Drohnen Augmented und Virtual Reality (AR/VR) sowie der 3D-Druck mit jeweils fünf Prozent der Nennungen in den Digitalisierungsstrategien offenbar nur eine untergeordnete Rolle.

Big Data & Analytics, ERP und das Internet der Dinge bilden die Investitionsschwerpunkte.
Big Data & Analytics, ERP und das Internet der Dinge bilden die Investitionsschwerpunkte.
Foto: IFS

Die disruptivsten Technologien sehen die gesamten Studienteilnehmer vor allem in Big Data, Automation und IoT. Auf einer Skala von eins bis zehn wurde ihr disruptives Potenzial mit Durchschnittswerten von 7,2, 7,0 beziehungsweise 6,6 eingestuft.

Es geht um mehr Effizienz

Auf die Frage nach den Haupttreibern der Digitalisierung nannte sowohl weltweit (43 Prozent) wie auch in Deutschland (42 Prozent) die Mehrheit der befragten Unternehmen Effizienzverbesserungen bei den internen Prozessen. Auf den Plätzen zwei und drei unterscheiden sich die Ergebnisse allerdings. Liegen hier weltweit die Beschleunigung von Innovationen (29 Prozent) und Wachstumschancen in neuen Märkten (28 Prozent) vorne, sind es in Deutschland Kostenersparnisse (33 Prozent) und Produktivitätssteigerungen (31 Prozent).

Bei der Digitalisierung des eigenen Geschäfts geht es primär um mehr Effizienz.
Bei der Digitalisierung des eigenen Geschäfts geht es primär um mehr Effizienz.
Foto: IFS

Obwohl Innovationen als wichtiger Faktor im Zuge der Digitalisierung genannt wird, spielt die Einführung von neuen Produkten beziehungsweise Dienstleistungen mit acht Prozent der Nennungen (Deutschland: 12 Prozent) dagegen nur eine geringe Rolle.

Es mangelt vor allem an Experten

Auch wenn die befragten Unternehmen die digitale Transformation als wichtigen Trend für die Weiterentwicklung ihres Business identifiziert haben, läuft längst nicht alles rund. Als großes Problem erweist sich demnach der offenkundige Mangel an qualifiziertem Personal. Weltweit fühlen sich 34 Prozent der Unternehmen wegen dieses Defizits entweder "etwas" oder "völlig" unvorbereitet, die digitale Transformation erfolgreich umzusetzen. In Deutschland sind es mit 35 Prozent sogar noch etwas mehr. Den größten Mangel an qualifiziertem Personal haben die Unternehmen insgesamt gesehen auf den Gebieten Business Intelligence (40 Prozent), Cyber Security (39 Prozent), Künstliche Intelligenz und Robotik (30 Prozent), Big Data & Analytics (24 Prozent) sowie Cloud Computing (21 Prozent).

Als größte Hindernisse auf dem Weg des digitalen Wandels stufen die Unternehmen weltweit die Aversion von Mitarbeitern gegen Veränderungen (42 Prozent), Sicherheitsbedenken (39 Prozent) sowie fehlende Organisations- und Führungsmodelle (38 Prozent) ein.

Um den Status quo der digitalen Transformation zu ermitteln, wurden die Studienteilnehmer darüber hinaus gebeten, die digitale Reife ihres Unternehmens auf einer Skala von eins bis fünf einzustufen. Das Ergebnis: Weltweit sieht sich ein knappes Drittel (31 Prozent), in Deutschland ein Drittel (33 Prozent) der Unternehmen auf den beiden höchsten Stufen dieser Skala. Im Detail stufte sich etwa ein Viertel der Befragten als "fortgeschritten" ein (weltweit 24 Prozent, in Deutschland 25 Prozent). Sieben beziehungsweise acht Prozent (Deutschland) gaben an, ihr Unternehmen sei bereits digital "optimiert".

Die Hälfte der Unternehmen ist bereit für den digitalen Wandel. Das heißt aber auch, dass ihnen die eigentliche Digitalisierung noch bevorsteht.
Die Hälfte der Unternehmen ist bereit für den digitalen Wandel. Das heißt aber auch, dass ihnen die eigentliche Digitalisierung noch bevorsteht.
Foto: IFS

Am Anfang der Reise

Das bedeutet aber auch, dass viele Unternehmen erst am Anfang ihrer Digitalisierungsreise stehen. Die Hälfte der befragten Unternehmen stufte sich als "umsetzungsbereit" ein. 18 beziehungsweise 17 Prozent (Deutschland) charakterisierten ihren Digitalisierungsstatus als auslotend. Immerhin stufte sich kaum ein Unternehmen - weltweit ein Prozent, in Deutschland null - als Digitalisierungsanfänger ein.

"Unsere Studie zeigt, dass Unternehmen weltweit die Dringlichkeit der Digitalisierung bewusst ist", sagte Antony Bourne, Vice President Global Industry Solutions bei IFS. "Technologien wie Big Data, Enterprise Resource Planning und das Internet of Things spielen dabei eine wichtige Rolle." Unternehmen müssten diese Technologien jedoch mit ihrer Branchenexpertise kombinieren, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, mahnt der IFS-Manager. Erst durch diese Kombination könne die digitale Transformation ihre volle Stärke entfalten."

Fakten zur Studie

Für die Digital-Change-Studie befragte das Unternehmen Raconteur Custom Publishing im Auftrag von IFS weltweit 750 Entscheider aus den Branchen Industrielle Fertigung, Anlagen- und Maschinenbau, Öl und Gas, Luftfahrt und Dienstleistung. Die Befragten stammen aus den USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Spanien, Polen, Australien, China, Japan, dem Mittleren Osten und Indien.