HR-Transformation Roadmap

So sieht Personalplanung der Zukunft aus

31.10.2023
Von   
Michael Scheffler schreibt als SAP HCM Experte über die Möglichkeiten der SAP-Standardlösungen im personalwirtschaftlichen Bereich und setzt dabei den Fokus auf Talentmanagement. Er verfügt über mehr als 20 Jahre IT- bzw. Branchenerfahrung und berät seine Kunden als Managing Consultant in den Bereichen HR/IT-Strategie, HR Digitalisierung, Technologie- und Architekturberatung sowie als Entwickler. Seit 2008 ist er Geschäftsführer der projekt0708 GmbH. Als Podcaster produziert und moderiert er das Format „HR/IT Talk“.

Phase 2 der Roadmap: To-Be-Scenarios

To-Be-Scenarios: Hier geht es darum, die grundlegenden Leitlinien zu erarbeiten.
To-Be-Scenarios: Hier geht es darum, die grundlegenden Leitlinien zu erarbeiten.
Foto: projekt0708 GmbH

Phase 4: Aufbau eines Verständnisses für mögliche Lösungen

Neue Lösungen erscheinen am Anfang oft abstrakt und komplex. Gleichzeitig ist es für Mitarbeitende und Unternehmen oft schwer, etablierte und gewachsene Strukturen und Prozesse unvoreingenommen zu betrachten und gegebenenfalls über Bord zu werfen. Deshalb beginnt die zweite Stufe mit Solution Workshops, in denen gemeinsam Ideen gesammelt und deren Umsetzbarkeit geprüft werden.

Phase 5: Bewertung von Zielen, Hauptprozessen und Lösungen

Jetzt wird es konkret: In der Phase fünf geht es darum, von der Idee zu einer möglichen Lösung zu kommen. Konkret bedeutet das, Business Calculations und Benchmark-Lösungen zu sichten, Systemdemos wahrzunehmen sowie Einschätzungen von Lösungsanbietern einzuholen. Das Ziel dieser Phase ist, verschiedene Lösungen zu kennen und diese im Hinblick auf die Ziele, Kosten und Mehrwerte vergleichen zu können. Die relevantesten Lösungen werden detailliert ausgearbeitet.

Phase 6: Erarbeitung von Lösungs- und Umsetzungsszenarien

Im letzten Schritt erfolgt die Erarbeitung von konkreten Lösungs- und Umsetzungsszenarien. Durch eine qualitative und quantitative Bewertung der vorher erarbeiteten möglichen Lösungen anhand eines Kriterienkatalogs wird die "beste" Lösung bestimmt und ein Szenario erarbeitet, wie dieses realisiert werden kann. Nach diesem Schritt wird die HR-Transformation Roadmap der Unternehmensleitung zur Entscheidung vorgelegt. Der gesamte Prozess von Beginn bis zur Vorlage dauert erfahrungsgemäß zwischen drei und sechs Monaten.

Fehlende Bereitschaft zum Wandel

Wie bei jedem Transformationsprozess in Unternehmen gibt auch bei einer HR-Transformation Roadmap typische Stolpersteine. Wer ein solches Vorhaben in einem Unternehmen erlebt hat, wird darin Bekanntes wiederfinden. Da jede dieser Herausforderungen eine Transformation zum Scheitern bringen kann, müssen sie im Vorfeld unbedingt mit eingeplant werden. Eine Organisation muss wirklich bereit sein, sich zu ändern. Diese intrinsische Motivation ist oft nicht oder nur in Teilen vorhanden. Deshalb sollte eine HR-Transformation Roadmap auch immer durch Change Management begleitet werden.

Eine HR-Transformation Roadmap folgt der Strategie des Unternehmens. Fehlt eine Unternehmensstrategie oder ist diese unklar, muss sie im ersten Schritt klar definiert werden. Eine HR-Transformation Roadmap kann auch der Impulsgeber sein, die Erarbeitung einer Strategie für das gesamte Unternehmen anzugehen.

Unrealistische Ziele

Bei allen Zielen, die sich ein Unternehmen setzt, muss auch hinterfragt werden, ob diese unter einem vertretbaren Einsatz von Unternehmensressourcen erreicht werden können. Und manche Ziele bleiben unerreichbar. Das ist nicht unbedingt immer allen Stakeholdern bewusst. Für eine erfolgreiche Transformation Roadmap ist daher zu ermitteln, welche Ziele ein Unternehmen tatsächlich und sinnvoll erreichen kann. Erst wenn das klar ist, kann darauf hingearbeitet werden.

Die digitale Transformation ist zu Recht ein wichtiges Thema unserer Zeit. Wer dabei den Anschluss verliert, riskiert mindestens den Unternehmenserfolg. Aber: Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Es reicht nicht, einfach Prozesse zu digitalisieren. Entscheidend für den Erfolg sind eine ganzheitliche Betrachtung und die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen für das Unternehmen.

Mangelnde Akzeptanz durch die Organisation

Um eine Transformation erfolgreich durchzuführen, benötigt sie die Unterstützung durch das Management. Das trägt auch dazu bei, ein Scheitern des Projekts aus "politischen" Gründen oder durch eine "Hidden Agenda" einzelner Stakeholder zu verhindern.

Die Erfahrung zeigt, dass in Unternehmen oft sehr viele Projekte parallel gestartet werden. Das bringt häufig das Problem mit sich, dass finanzielle wie personelle Ressourcen priorisiert werden und eben nicht in ausreichendem Maß für eine Transformation im Bereich HR bereitgestellt werden können. Denn im Gegensatz zu einer Investition in eine Produktionsanlage ist der Return-on-Invest bei einer HR-Transformation eben nicht sofort offensichtlich. Deshalb ist es wichtig, allen Stakeholdern den Ressourcenbedarf von Anfang deutlich zu machen und gegebenenfalls auch einzufordern.

Kein Patentrezept für erfolgreiches Change Management

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Entsprechend schwer fallen uns meist Veränderungen - besonders wenn diese ein so komplexes Gebilde wie ein Unternehmen und seine Prozesse betreffen. Change Management in Form einer ganzheitlichen Begleitung, die alle Stakeholder und ihre unterschiedlichen Perspektiven mit einbezieht, ist deshalb ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer Transformation. Wie bei allen Transformationen gibt es auch bei der HR-Transformation Roadmap kein Patentrezept für erfolgreiches Change Management, da jedes Unternehmen anders ist. Aber es haben sich im Laufe der Zeit einige wesentlichen Faktoren herauskristallisiert, die zu einem Projekterfolg beitragen.

Mitarbeitende für eine Transformation zu begeistern gelingt erfahrungsgemäß nur im Einzelfall. Dennoch ist es wichtig - und auch möglich - ein Projekt positiv emotional zu verankern. Dazu müssen zum einen die durch die Transformation entstehenden Vorteile klar erkennbar sein. Zum anderen sollte eine Projekt-Vision entwickelt werden, die sämtliche Ziele im Detail beschreibt.

Change Agents: Die Erfahrung der Mitarbeitenden nutzen

Die Erfahrung der Mitarbeitenden ist wichtig für das Verständnis von Prozessen. Mitarbeitende wissen, was funktioniert und was nicht - und oft auch warum. Stakeholder aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen bringen unterschiedliche Perspektiven ein. Das macht es einfacher, unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden.

Es ist wichtig, die Mitarbeitenden von Anfang an in die Transformation einzubinden und als Change Agents einzusetzen. Diese Mitarbeitenden tragen die Transformation als glaubwürdige Multiplikatoren in die Belegschaft und sorgen dort für die notwendige Akzeptanz.

Großes Hindernis ist die interne Politik

In der Projektrealität scheitern viele Vorhaben an internen Widerständen, zum Beispiel durch interne Politik oder persönliche Befindlichkeiten der beteiligten Stakeholder. Eine sichtbare Unterstützung durch das Management mindert das Risiko eines Scheiterns deutlich.

Fazit: Eine HR-Transformation Roadmap ist ein vielschichtiges Projekt und bedeutet oftmals einen erheblichen Aufwand. Das wirft die Frage der Sinnhaftigkeit auf. Die Antwort hierauf ist eindeutig: Der bereits deutlich spürbare Fachkräftemangel wird sich in den kommenden Jahren aufgrund des demografischen Wandels weiter verschärfen. Unternehmen werden in Zukunft deshalb noch mehr Aufwand betreiben müssen, um die richtigen Talente zu gewinnen und zu halten. Insofern wird es für Unternehmen immer wichtiger werden, einen leistungsfähigen HR-Bereich vorzuhalten.

Die Frage danach, wann der ideale Zeitpunkt ist, diese Transformation zu beginnen, ist ebenfalls einfach zu beantworten: jetzt. Denn der aktuelle Wandel ist rasant und bringt eine unüberschaubare Fülle von gleichzeitigen Veränderungen mit sich - was eine Organisation überfordern kann. Die HR-Transformation Roadmap ist der Weg, dabei den Überblick zu behalten und diesen Wandel bestmöglich zu gestalten.

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