HR-Automation

Wie Softwareroboter die Personalabteilung entlasten

24.01.2022
Von 
Martin Rohde ist Senior Solution Consultant bei Blue Prism.
Intelligente Automatisierungstechniken befreien die HR-Abteilung von zeitraubenden Arbeitsschritten, erfordern aber eine gezielte Planung.
Softwareroboter können helfen, der Personalabteilung repetitive Aufgaben abzunehmen und mehr Freiraum für andere HR-Tätigkeiten wie Recruiting und Personalbindung zu schaffen.
Softwareroboter können helfen, der Personalabteilung repetitive Aufgaben abzunehmen und mehr Freiraum für andere HR-Tätigkeiten wie Recruiting und Personalbindung zu schaffen.
Foto: Blue Planet Studio - shutterstock.com

Intelligente Automatisierung auf Basis von KI-gestützten Technologien und Softwarerobotern, auch Digital Worker genannt, hält zunehmend auch Einzug im Personalwesen. Sinn und Zweck einer Digital Workforce im HR-Umfeld ist es, repetitive Aufgaben automatisiert erledigen zu lassen, um Mitarbeitern mehr Freiraum für geschäftsfördernde Aktivitäten einzuräumen, sprich, um Zeit zu sparen, die Effizienz zu steigern und Ressourcenüberlastung zu vermeiden.

Nicht selten scheitern Automatisierungsprojekte allerdings schon in der Planungsphase, weil nicht klar ist, in welchen Teilbereichen der Human Resources der Einsatz einer solchen Technologie tatsächlich Sinn ergibt. Anstatt also einen "Ganz-oder-gar-nicht"-Ansatz zu verfolgen, empfiehlt sich ein iteratives Verfahren. Bei dieser Vorgehensweise werden für die ersten Schritte Prozesse ausgewählt, die sich weitgehend unkompliziert umsetzen lassen und trotzdem Einsparungseffekte erzielen. Eine Grundregel lautet: Wenn sich Prozesse häufig wiederholen, festen Regeln folgen und auf digitalen Daten und Prozessen basieren, dann sollten sie auf ihr Automatisierungspotenzial hin überprüft werden.

4 Tipps zur Automatisierung von HR-Prozessen

  1. Die richtigen Personen an einen Tisch bringen: Grundlage für eine erfolgreiche Prozessautomation im Personalwesen ist die richtige Planung. Dazu müssen die richtigen Personen zusammenkommen. Statt einer Top-Down-Initiative aus der Managementebene sollte ein gemeinschaftlicher Ansatz verfolgt werden, bei der Führungskräfte, IT und Personaler an einen Tisch kommen. Der Vorstand liefert die Vision und stellt die Ausrichtung auf die Geschäftsziele sicher, während die IT für das technische Rahmengerüst, Compliance und Governance verantwortlich ist. Die Mitarbeiter aus der Personalabteilung liefern das nötige Fachwissen zu den Prozessen und abteilungsinternen Spezifika. Durch diese Teamaufstellung wird sichergestellt, dass alle wichtigen Faktoren aus den wichtigsten Geschäftsperspektiven beachtet werden.

  2. Prozesse müssen oft erst optimiert werden: Das Onboarding neuer Mitarbeiter eignet sich in vielen Fällen als einer der ersten Prozesse zur Automatisierung. Er folgt festen Regeln und wiederholt sich bei jedem Neuzugang in der Firma. Doch meist kann ein Prozess nicht einfach 1:1 nach dem bisherigen Ablauf für eine Automatisierung übernommen werden. Ein Grund können zum Beispiel Medienbrüche sein, die eine durchgehend digitale Bearbeitung nicht ermöglichen. Müssen zum Beispiel für die Beantragung von IT-Equipment Papierdokumente ausgefüllt werden, müsste ein menschlicher Kollege diese erst scannen, bevor ein Softwareroboter wieder übernehmen kann. Daher müssen im Best Case vor der Automatisierung Optimierungspotenziale identifiziert und digital umgesetzt werden, bevor die Digital Workforce zur Tat schreiten kann. Die Digital Worker können zum Beispiel mit Hilfe von Interaktionen zum Umschiffen der Medienbrüche eingesetzt werden und helfen so nicht nur bei Teilprozessen oder -schritten, sondern auch sofort die Prozesse zur vollen digitalen Bearbeitung zu optimieren.

  3. Hilfstechniken nutzen: Um geeignete Prozesse und verborgene Optimierungspotenziale zu identifizieren, müssen keine komplizierten Ablaufdiagramme gezeichnet werden. Hier bieten sich Hilfstechnologien an, die unterstützen. So kann mittels Process Mining ein Prozess auf Tastenebene, also dem Key-Stroke-Level, erfasst werden. Die Programme entnehmen Informationen aus den Transaktionsdaten und wandeln sie in ein Diagrammformat. Neben dem Ablauf des Prozesses zeigen sie auch dessen Performance - entsprechende Tools decken auf, wie lange die einzelnen Schritte dauern und wo Engpässe, Knotenpunkte oder Stellen mit besonders viel manueller Verarbeitung liegen.

  4. Mehrwert durch die Kombination mit Technologie: Softwareroboter können durch den Einsatz von KI mit kognitiven Fähigkeiten ausgestattet werden. Dadurch eröffnen sich neue Anwendungsmöglichkeiten in der HR, die über das reine "Abarbeiten" von Prozessschritten hinausgeht. So können Softwareroboter über optische Zeichenerkennung, auch OCR genannt, gescannte Personalunterlagen auslesen. Dabei erkennt der Digital Worker nicht nur einfach die Schrift und überträgt diese in digitale Form. Durch die KI-Fähigkeit "versteht" er, was einzelne Begriffe bedeuten. Zum Beispiel erkennt er den Namen eines Mitarbeiters und weiß, wann es sich bei einem Dokument um die Beantragung von Urlaub oder für eine neue Bürobrille handelt. Auf Grundlage dieses Wissens kann er Folgehandlungen auslösen wie etwa die Bearbeitung des Antrages und die automatische Ablage in der richtigen Personalakte. Solche KI- und weitere Fähigkeiten müssen dabei nicht erst aufwändig programmiert werden, sondern stehen als fertige Komponenten häufig bereits zur Verfügung. Sie müssen dann nur noch auf den individuellen Einsatz angepasst werden.

Die Automatisierung im Personalwesen ist eine Aufgabe aus vielen kleinen Schritte. Eine Plattform gewährleistet, dass IT-Verantwortliche jederzeit den Überblick darüber behalten können, welche Digital Worker wo im Einsatz sind. Den größten Profit aber erhält die HR-Abteilung: Sie wird von Routineaufgaben entlastet, kann sich um die Anliegen und Bindung von Mitarbeitern und das Recruiting kümmern und so aktiv dazu beitragen, den Auswirkungen des Fachkräftemangels im eigenen Unternehmen zu begegnen. (pg)