Siemens wirft die Handys raus

04.05.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Mit Siemens Communications muss Kleinfeld also noch eine gewaltige Aufgabe schultern, zumal die anvisierten Zielmargen weit entfernt sind. Nicht minder groß ist der Problemfall Siemens Business Services, weil das Minus des IT-Dienstleisters chronisch zu werden droht. Um den gesamten Konzern auf das Gewinnniveau des Konkurrenten General Electric zu hieven, muss der Siemens-Vorstand die Krisenherde Communications und SBS zwingend sanieren.

Verlustbringer SBS

Neben der Sparte "Communications" trübt auch der Bereich "Siemens Business Services" (SBS) das Konzernergebnis. Das IT-Dienstleistungsgeschäft schrieb zum vierten Mal in Folge rote Zahlen. Besonders ärgerlich für Siemens-Chef Kleinfeld ist, dass sich bei SBS keine Trendwende abzeichnet. Im Gegenteil: Trotz um 15 Prozent auf 1,284 Milliarden Euro gestiegener Einnahmen im Vergleich zum Vorjahresquartal weitete sich der Verlust stark aus. Er wuchs im ersten Quartal unter Kleinfelds Vorstandsregie von 25 auf 129 Millionen Euro an. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte SBS ein Plus von 26 Millionen Euro erwirtschaftet. "Der Einbruch im Ergebnis ist untragbar", kommentierte Kleinfeld die Zahlen. Man prüfe strategische Optionen und werde aufs Tempo drücken. Gespräche mit potenziellen Partnern oder Käufern gebe es nicht.
Damit beschränken sich die nach außen sichtbaren und von Kleinfeld eingeleiteten Maßnahmen auf Entlassungen. Kurz nach seinem Amtsantritt Ende Januar verlautete aus Gewerkschaftskreisen, dass SBS bis Ende September rund 1000 Arbeitsplätze abbauen werde. Siemens bestätigte diese Zahl zwar nicht, wies aber auf den bestehenden Handlungsbedarf hin. Vor allem im Wartungsgeschäft, das zur Einheit der Product Related Services gehört, gibt es laut Siemens Überkapazitäten. Seit längerem wird darüber spekuliert, dass Kleinfeld die hardwarenahe Wartung an das Joint Venture Fujitsu-Siemens Computers abgeben und das ebenfalls margenschwache Projekt- und Beratungsgeschäft (Solutions Business) in andere Siemens-Konzernsparten integrieren könnte. Für den Outsourcing-Bereich (Operation Related Services), der in letzter Zeit einige Abschlüsse meldete, könnte ein Käufer gesucht werden. Problematisch ist jedoch, dass Siemens selbst sehr stark auf die Dienste von SBS angewiesen ist.

Der Erfolgsdruck ist enorm. "Ich stehe persönlich dafür ein, dass alle Unternehmensteile innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monate auf Linie sind. Alle zwölf Konzernsparten sollen bis dahin auch ihre Gewinnvorgaben erreichen", lehnt sich Kleinfeld weit aus dem Fenster. Damit hat er die Messlatte selbst sehr hoch gelegt. Das Beispiel Sony Ericsson könnte ihm Mut machen. Es zeigt, dass bei Mobiltelefonen die Rückkehr in die Erfolgsspur nicht unmöglich ist. Und Ronaldo war nach langer Verletzung vor der Fußball-WM 2002 auch schon abgeschrieben. Dann wurde er Torschützenkönig und schoss Brasilien zum Titel.