Siemens wirft die Handys raus

04.05.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.
Klaus Kleinfeld, seit 100 Tagen als Siemens-Vorstand im Amt, hat sich seinen Einstand sicher anders vorgestellt. Die Krise im Handy-Geschäft und die Verluste von Siemens Business Services setzen ihm sichtlich zu.

Hier lesen Sie ...

  • warum die Handy-Sparte von Siemens in Schieflage geraten ist;

  • welche technischen Schwächen die Mobiltelefone des Münchner Konzerns haben;

  • von welchen Stärken der Siemens AG ein Joint Venture profitieren könnte;

  • wie es mit den Konzernsparten Communications und Siemens Business Services weitergehen könnte.

Ronaldo: Maskottchen der Handy-Sparte Fotos: Siemens
Ronaldo: Maskottchen der Handy-Sparte Fotos: Siemens

Fast schicksalhaft erscheinen die Parallelen zwischen der Handy-Sparte Siemens Mobile und ihrem prominenten Werbepartner Ronaldo, dem brasilianischen Mittelstürmer von Real Madrid: Beide sind ins Abseits geraten. Ronaldo, der bei Real umstritten ist, droht der Rauswurf aus der Nationalmannschaft, und Siemens Mobile kämpft im Handy-Markt erfolglos gegen den Abstieg.

Siemens wurde in der Liga mittlerweile vom dritten auf den sechsten Rang durchgereicht - ohne Aussicht auf einen Anstieg der Formkurve. Im Gegensatz zu den vor Siemens rangierenden Herstellern Nokia, Motorola, Samsung, LG Electronics und Sony Ericsson konnten sich die Münchner im ersten Quartal 2005 gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode nicht verbessern. Im Gegenteil: In der Handy-Statistik stürzten sie von 12,8 auf 9,3 Millionen verkaufte Mobiltelefone ab. Der Marktanteil fiel laut Strategy Analytics von 8,2 auf 5,4 Prozent. Unter den Top-Playern der Branche bedeutet das den letzten Platz hinter den Aufsteigern LG Electronics und Sony Ericsson - sehr zum Ärger von Konzern-Chef Kleinfeld.

Von ihm, dem der Ruf des Sanierers vorauseilt, wurde erwartet, dass er das Problem mit dem Handy-Geschäft nach seinem Amtsantritt Ende Januar rasch in den Griff bekommt, zumal der Konzern schon seit Oktober letzten Jahres eine zügige Lösung verspricht. Doch derzeit erweckt Kleinfeld eher den Anschein eines ratlosen Trainers. Außer der Ankündigung eines milliardenschweren Sparprogramms gibt es bislang keinen konkreten Maßnahmenkatalog. Immerhin stellte der Siemens-Chef bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse Aktivismus zur Schau, als er die Ausgliederung von Siemens Mobile ankündigte. Als rechtlich eigenständige Gesellschaft soll der marode Mobiltelefonbereich für Partner oder Käufer interessanter werden.