Siemens wirft die Handys raus

04.05.2005
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Nach Ansicht von Martin Gutberlet, Analyst des Marktforschungsunternehmens Gartner, spielt der Siemens-Vorstand damit nur auf Zeit. "Die Handy-Sparte ist nicht sehr attraktiv und kaum zu verkaufen", sagte er gegenüber der Computerwoche. "Mit einer Ausgründung allein löst Siemens das Handy-Problem nicht", fürchtet der Gartner-Mann. "Durch die Hängepartie werden der Ruf von Siemens und die Marke unglaublich beschädigt, auch wenn das Mobilfunkgeschäft nur einen Bruchteil des Konzernumsatzes ausmacht."

Klaus Kleinfeld hat sich seinen Einstand sicher anders vorgestellt.
Klaus Kleinfeld hat sich seinen Einstand sicher anders vorgestellt.

Ähnlich kritisch äußert sich auch Rainer Lindenau, Geschäftsführer der auf TK-Beratung spezialisierten mm1 Consulting & Management GmbH in Stuttgart. "Die Ausgliederung ändert überhaupt nichts an der bedrohlichen Situation des Handy-Bereichs. Dadurch werden die Produkte nicht besser und die Netzbetreiber als wichtigste Kunden von Siemens nicht beruhigt", mahnt der Consultant schnelle und strategisch richtungsweisende Entscheidungen an.

Gegen eine erfolgreiche Aufholjagd spricht aber, dass der Münchner Konzern bei keiner der relevanten Endgeräte-Technologien an der Spitze zu finden ist. Laut Lindenau hat das Unternehmen große Schwierigkeiten, mit der rasanten Entwicklung neuer Applikationen, immer leistungsfähiger Kameras und Displays sowie neuer Funktechnik mitzuhalten. Darüber hinaus habe die Company Designtrends zu Klapp-Handys versäumt.

UMTS-Entwicklung verschlafen

"Das Management hat in den letzten Jahren auf die wesentlichen Veränderungen am Markt viel zu spät reagiert und etwa UMTS komplett verschlafen", geht der Berater mit den Verantwortlichen ins Gericht: "Es ist keineswegs gottgegeben, dass aus dem koreanischen Newcomer LG Electronics, der vor wenigen Jahren im Handy-Geschäft nur Insidern bekannt war, plötzlich ein Weltmarktführer bei der dritten Mobilfunkgeneration UMTS wurde." Auch für Siemens seien die Veränderungen am Markt sowie neue Technologien absehbar gewesen. Bei UMTS hinke der Konzern im Endgerätebereich zwei Jahre hinterher.