Erwartungen knapp verfehlt

SAPs Cloud-Geschäfte brauchen Zeit

21.07.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
SAP kann die hochgesteckten Erwartungen im Cloud-Geschäft nicht erfüllen und muss seine Prognose für das Gesamtjahr leicht kürzen.
SAP kann im Cloud-Geschäft nicht ganz überzeugen.
SAP kann im Cloud-Geschäft nicht ganz überzeugen.
Foto: Cineberg - shutterstock.com

Mit seinen Zahlen für das zweite Quartal 2023 hat SAP die Erwartungen der Finanzanalysten knapp verfehlt. Im wichtigen Cloud-Geschäft erzielte der Softwarekonzern einen Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro, 19 Prozent mehr als im Vorjahresquartal, verfehlte damit aber die Marktprognose um 100 Millionen Euro. Auch die Gesamteinnahmen von 7,55 Milliarden Euro (plus fünf Prozent) lagen geringfügig unter den Erwartungen der Börsianer, die auf 7,6 Milliarden Euro gehofft hatten. Der Aktienkurs knickte daraufhin um vier Prozent ein.

Auch die Tatsache, dass SAP die Prognose für das Cloud-Geschäft im laufenden Jahr etwas herunterschraubte, kam nicht gut an bei den Finanzanalysten. So geht der Hersteller für 2023 nun von einem Plus von 23 bis 24 Prozent beim Umsatz mit Cloud-Lösungen aus. Zuvor hatte man in Walldorf noch mit einer Steigerung zwischen 23 bis 26 Prozent gerechnet. Für das laufende Jahr erwartet der Konzern einen Cloud-Umsatz von 14 bis 14,2 Milliarden Euro, zuvor betrug die veranschlagte Spanne 14 bis 14,4 Milliarden Euro.

SAP-Chef Klein hofft auf Künstliche Intelligenz

SAP-CEO Christian Klein sprach trotz des kleinen Dämpfers von einem "weiteren starken Quartal" und hob das Thema KI als künftigen Wachstumstreiber hervor. "Wir sehen große Zukunftschancen insbesondere durch das einzigartige Potenzial, das in künstlicher Intelligenz steckt", sagte der Manager und kündigte an: "Mit SAP Business AI werden wir relevante, verlässliche und verantwortungsvolle Ergebnisse liefern und sind überzeugt davon, dass wir mit diesen neuen Technologien und Premiumangeboten weitreichende neue Märkte erschließen können." SAP hatte einen Tag vor der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen angekündigt, einen nicht näher bezifferten Betrag in verschiedene KI-Startups investieren zu wollen.

SAP-CEO Christian Klein will mit integrierten KI-Funktionen die Software- und Cloud-Geschäfte ankurbeln.
SAP-CEO Christian Klein will mit integrierten KI-Funktionen die Software- und Cloud-Geschäfte ankurbeln.
Foto: SAP SE

Für das Stottern des Cloud-Motors macht der Manager in erster Linie konjunkturelle Unsicherheiten verantwortlichen. Beispielsweise hätten sich große Kunden aus dem öffentlichen Sektor vorerst gegen die Cloud entschieden, sagte der Manager. Das sei aber keine grundsätzliche Entscheidung. Vielmehr würde der Umstieg nur auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Qualtrics-Verkauf sorgt für Milliarden-Gewinn

Unterm Strich konnte SAP trotz allem überzeugen. Das Betriebsergebnis für die Monate April bis Juni 2023 verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 28 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Zudem stand ein Gewinn von fast 3,4 Milliarden Euro zu Buche, ein Vielfaches gegenüber dem Vorjahresquartal (203 Millionen Euro). Diesen Sprung verdanken die Walldorfer allerdings einem Sondereffekt: Der Verkauf seiner Qualtrics-Anteile spülte SAP einen Sondererlös von 3,2 Milliarden Euro in die Kassen.

Auch wenn die Cloud-Geschäfte nicht so dynamisch laufen wie erwartet, ist der Schalter nun endgültig umgelegt. Das klassische Lizenz-Wartungsgeschäft schrumpfte im zweiten Quartal um sechs Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Euro. Die Lizenzeinnahmen brachen um 26 Prozent auf nur noch 316 Millionen Euro ein. Der Supportumsatz reduzierte sich um drei Prozent von drei auf 2,9 Milliarden Euro.

Cloud-Geschäfte mit S/4HANA kommen ins Rollen

SAPs Cloud-Geschäft basiert im Wesentlichen auf Software-as-a-Service- (SaaS-) und Platform-as-a-Service- (PaaS-)Angeboten. Mit SaaS-Lösungen erwirtschaftete der Softwarekonzern im zweiten Quartal 2,6 Milliarden Euro (plus 19 Prozent), mit PaaS, bei dem die Business Technology Platform und die zugekauften Signavio-Lösungen im Vordergrund stehen, 521 Millionen Euro (plus 42 Prozent). Die Cloud-Erlöse mit S/4HANA bezifferte SAP auf 823 Millionen Euro, was einem Plus von 74 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal (472 Millionen Euro) entspricht.

Was Experten zur S/4HANA-Migration sagen:

Die Einnahmen aus dem Infrastructure-as-a-Service- (IaaS-)Geschäft gingen um 23 Prozent auf 191 Millionen Euro zurück. SAP setzt immer weniger auf eigene Rechenzentrumskapazitäten und favorisiert stattdessen Kooperationen mit den Cloud-Hyperscalern AWS, Google und Microsoft.

Finanzchef Dominik Asam, äußerte sich "sehr zufrieden" mit den Ergebnissen für das erste Halbjahr 2023. Das Umsatzwachstum und die höhere Profitabilität zeigten genauso wie der wachsende Auftragsbestand im Cloud-Business, wie widerstandsfähig SAPs Geschäftsmodell sei. "Wir sind wir auf dem richtigen Weg."