Oracle will bei Java Boden gut machen

10.07.2002
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Wesentliche Features, die seit der Version 8i eingeführt wurden, sollen die Entwicklung von Content- und Dokumenten-Management-Lösungen fördern. Dazu zählen die integrierte Suchmaschine „Ultrasearch“, die auf Oracle Text aufbaut und auch externe Datenquellen indiziert, sowie eine eingebaute Workflow-Komponente, die Rollendefinitionen auf Basis des integrierten Verzeichnisses nutzen kann, um beispielsweise die Freigabe von Dokumenten innerhalb eines Publishing-Prozesses zu steuern. Auch der Multiprotokoll-Support kommt primär den Anforderungen entgegen, die solche Applikationen stellen. Autoren soll es möglichst einfach gemacht werden, ihre Dokumente in die Datenbank zu bringen. Das Internet File-System (IFS) erlaubt den Zugriff auf Oracle 9i über die Dateisysteme Server Message Block (Windows), Apple File Protocol (Apple Macintosh) und das Network File System (NFS). Zusätzlich unterstützt das System noch HTTP, das File Transfer Protocol (FTP), die

Mail-Protokolle Imap4 und SMTP sowie Web Distributed Authoring and Versioning (Web-DAV).

XML-Features in Release 2

Angesichts der steigenden Bedeutung von XML versucht Oracle, sein DBMS auch als Speicher für derartige Daten zu positionieren. Die mit dem Release 2 eingeführten Features („XML DB“) sollen vornehmlich dazu motivieren, Produktkataloge oder Online-Content in der Datenbank des Marktführers zu hinterlegen. Das System entscheidet nach der Registrierung eines XML-Schemas selbständig, wie es damit konforme Dokumentinstanzen objektrelational abbildet. Zu den Neuerungen gehören vollständige Unterstützung für XSL Transformations (XSLT) und Xpath. Bei Bedarf können Autoren bloß einzelne Elemente eines XML-Dokuments bearbeiten, ohne dass dabei der ganze Text für andere Benutzer gesperrt wird. Um sicherzustellen, dass diese Funktion für bestimmte Dokumentenabschnitte verfügbar ist, müssen Administratoren allerdings bei der Registrierung des Schemas selbst Hand anlegen.

Wenn auch die XML-Funktionalität nicht in allen Belangen mit jener von spezialisierten Datenbanken mithalten kann, so genießt Oracle dennoch den Vorteil eines führenden Plattformanbieters. Dieser besteht darin, in vielen Unternehmen bereits präsent zu sein und dort mit den vorhandenen Kenntnissen seiner Produkte argumentieren zu können. Zudem halten viele Firmen einen großen Teil ihrer operativen Daten in Oracle-Datenbanken vor, so dass der Hersteller die einfache Integration von strukturierten und semistrukturierten Informationen anbieten kann. Tatsächlich erlaubt das nun eingeführte SQL/X gleichzeitige Abfragen über tabellarisch organisierte Daten und XML-Dokumente. Die Sprache kombiniert dazu SQL-Statements mit Xpath-Ausdrücken. Nicht zuletzt verfängt natürlich das Preisargument, wenn Unternehmen ohnehin Oracle-Datenbanken einsetzen und so die XML-Funktionalität ohne Aufpreis mitgeliefert bekommen.