Oracle will bei Java Boden gut machen

10.07.2002
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Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nachdem sich Oracles Software für die Infrastruktur lange auf die Datenbank konzentrierte, positioniert sich die Company nun mit neuen Server-Produkten und Entwicklungswerkzeugen als Anbieter einer umfassenden Plattform. Allerdings hat der Hersteller gegenüber den Wettbewerbern im Java-Markt einen erheblichen Rückstand aufzuholen.

Oracle versuchte in den letzten Jahren, sich als führender Anbieter von kaufmännischen Anwendungen zu präsentieren und das Image der reinen Datenbank-Company loszuwerden. Damit wollte der Hersteller offenbar der Wahrnehmung von Marktbeobachtern entgegenwirken, wonach er den Großteil seiner Einnahmen mit einem einzigen Produkt erziele, das inzwischen heftigen Preiskämpfen unterworfen ist und zunehmend als austauschbar gilt. Die starke Ausrichtung auf Applikationen ging einher mit größeren Rückschlägen im Infrastrukturgeschäft.

Warten auf Ellison: Auch wenn der Oracle-Boss in erster Linie reißerische Sprüche gegen die Konkurrenz klopft, erfreuen sich seine Auftritte nach wie vor großer Popularität. (Foto: Oracle)
Warten auf Ellison: Auch wenn der Oracle-Boss in erster Linie reißerische Sprüche gegen die Konkurrenz klopft, erfreuen sich seine Auftritte nach wie vor großer Popularität. (Foto: Oracle)

Obwohl sich Oracle von Anfang an dem Java-Lager zurechnete, verpasste das Unternehmen den Einstieg in den entstehenden Markt. Die Kampagne „300 Percent Java“ kündigte zwar Unterstützung für die Sun-Technologie am Client, am Middletier und am Backend an, die Umsetzung dieses Vorhabens gelang aber im Wesentlichen nur in der Datenbank. Der selbst entwickelte Applikations-Server erwies sich als Ladenhüter, den Oracle schließlich über Bord warf.

Auf der letztjährigen Konferenz Javaone präsentierte Firmenchef Larry Ellison mit dem „9i Application Server“ (AS) ein von Grund auf neues Produkt, für das er den „Orion Server“ des kleinen schwedischen Softwarehauses Ironflate in Lizenz genommen hatte. Ähnlich verfehlte Oracle den Einstieg in den Markt für Java-Tools, den das Unternehmen dann auf Basis des von Borland in Lizenz genommenen „Jbuilder“ versuchte. Aufgrund dieser Fehlschläge musste sich das Unternehmen auf einflussreichen Entwickler-Sites wie Theserverside.com verspotten lassen, dass der AS nur ein Orion Server, „Jdeveloper“ ein Jbuilder mit eingeschränkter Funktionalität und der „Oracle Webserver“ ein schlecht konfigurierter „Apache Server“ sei.

Plattformgeschäft rückt in den Vordergrund