Nur geteiltes Wissen ist Macht

17.12.2001
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Blank: "Es hat damals nicht nur an Anreizsystemen, sondern auch an Freiräumen gefehlt. Schließlich sollen die Mitarbeiter mit ihren Projekten Geld verdienen - da bleibt wenig Zeit, um Wissen weiterzugeben." Dass jedes Institut ein Profit-Center sei, habe es auch nicht gerade leichter gemacht. Der KM-Experte: "Heute sieht die Situation besser aus. Wir werden keine Ausrichtung an Werkzeugen vornehmen, sondern eine Art Beratungs- beziehungsweise Schnittstelle sein."

Ganz wichtig sei es, das Know-how auf dem Laufenden zu halten. Schließlich betrage die durchschnittliche Verweildauer der Mitarbeiter in den Instituten fünf Jahre. Wenn ein Wissenschaftler das Institut verlasse, müsse er, so Blank, den Freiraum erhalten, andere einarbeiten zu können. Er fährt fort: "Wir bieten den einzelnen Instituten auf sie zugeschnittene Module an. Dafür sind die Ansprüche der Institute und die der Zentrale vorher genau abgeglichen worden."

Neben den Modulen würden auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen. Welche Technik eingesetzt werde, darüber sei noch keine Entscheidung gefallen. Der KM-Fachmann rechnet damit, dass sein Bereich für die vollständige Implementierung eines erfolgreichen Wissens-Management-Systems noch drei bis vier Jahre brauchen wird: "Eines unser Ziele ist, mit Hilfe von KM auch das Geschäftsfeld Weiterbildung zu bedienen und eine Zweitverwertung erfolgreicher Projekte zu erreichen."

Ängste offensiv angehen

Die technischen Konzepte der großen Konzerne und Beratungshäuser unterscheiden sich nur in Nuancen. Letztlich wollen alle Unternehmen mit Hilfe von digitalen Firmennetzen den Wissensaustausch fördern und dadurch Kosten- und Zeitvorteile erzielen. Das Dilemma ist: Trotz hervorragender Technik bleibt der Wissensaustausch oftmals auf der Strecke, arbeiten Abteilungen aneinander vorbei - oder - noch schlimmer - sogar gegeneinander.

"Das Hauptproblem ist nach wie vor Angst vor Macht-, Status-, Kompetenz- oder Autoritätsverlust", erklärte der Münchener Sozial- und Wirtschaftspsychologe Dieter Frey bereits 1999 auf einer Ringvorlesung der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Thema. "An diesen Gefühlen hat sich nicht viel geändert." Seiner Meinung nach gilt es, die Ängste zu enttabuisieren und offensiv anzugehen. "Dazu gehört auch, den Mitarbeitern klarzumachen, dass das Zurückhalten von Informationen bestraft wird", betont Frey.