Nur geteiltes Wissen ist Macht

17.12.2001
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

So geschehen bei der Sartorius AG in Göttingen. Seit Mai 1998 gilt bei dem Konzern eine Betriebsvereinbarung, die neben Mobbing, Diskriminierung und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz auch die "Unterdrückung von arbeitsnotwendigen Informationen" mit Sanktionen belegt.

Wer sich bei dem Anbieter von Wäge- und Separationstechnik für chemische und medizinische Labors der geforderten Offenheit verschließt, muss mit Konsequenzen - bis hin zu Kündigung rechnen. "Informationen zurückzuhalten ist auch eine Art von Mobbing", mit diesen Worten stellte Utz Claassen, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, sein Konzept an der Uni München vor.

Probleme im mittleren Management

Dass die Betriebsvereinbarung von den niedersächsischen Medien vor allem mit dem Satz: "Wer Informationen nicht weitergibt, fliegt raus" wiedergegeben wurde, fand der Vorstandschef reichlich überzeichnet. Zwar sei grundsätzlich eine Kündigung denkbar, aber die Betriebsvereinbarung habe ganz sicher nicht zum Ziel, Mitarbeiter zu entlassen - im Gegenteil. Für Claassens Position spricht, dass der Sanktionskatalog beratende Gespräche, Belehrung, Verwarnung, Verweis, Geldbuße und erst als Ultima Ratio arbeitsrechtliche Maßnahmen vorsieht.

Drei Jahre später zieht der Vorstandschef Bilanz: "Wir sind noch längst nicht perfekt, aber die Kommunikation hat sich tatsächlich verbessert. Im mittleren Management gibt es allerdings noch einige Kommunikationsprobleme." Eine Reihe von Führungskräften sowie viele IT-Spezialisten folgten immer noch dem Motto "Wissen ist Macht". Für Claassen indes steht fest: "Nur geteiltes Wissen ist Macht."