Multiboot mit Linux einrichten - so geht's

10.02.2018
Von Stephan  Lamprecht
Mehrere Betriebssysteme auf dem gleichen Rechner oder einem USB-Datenträger? Das geht. Dabei können Sie es sich je nach Anspruch sehr einfach oder technisch komplizierter machen. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie achten müssen.
Bei einem existierendem System bietet das Setup die Teilung der bestehenden Partition an.
Bei einem existierendem System bietet das Setup die Teilung der bestehenden Partition an.

Häufigstes Szenario für Dual- oder Multiboot-Umgebungen sind Parallelinstallationen von Linux und Windows. Wer auf sein Windows-System nicht verzichten will oder kann, aber hauptsächlich mit Linux arbeiten will, wird mit einer parallelen Installation beider Systeme keine Schwierigkeiten haben. Entscheidend ist, dass Windows zuerst installiert ist: Nachfolgend installierte Linux-Varianten erkennen das bestehende Windows und bieten automatisch eine parallele Einrichtung an.

Dualboot von Linux und Windows ist aber nicht das einzige Multiboot-Motiv: Auch der Start mehrerer Linux-Systeme von einem Datenträger ist häufig erwünscht - insbesondere auf mobilen USB-Datenträgern, die einen ganzen Linux-Werkzeugkasten mitbringen sollen.

Multiboot-Stick mit mehreren Livesystemen

Unetbootin, Etcher, Win 32 Disk Imager sind Tools, die genau ein Systemabbild bootfähig auf USB kopieren. Wer auf größeren USB-Sticks oder auf USB-Festplatten mehrere Reparatur- und Zweitsysteme für jeden Einsatzzweck unterbringen will, kann ebenfalls auf einschlägige Werkzeuge zurückgreifen:

Multisystem bringt mehrere Livesysteme auf einem USB-Stick unter.
Multisystem bringt mehrere Livesysteme auf einem USB-Stick unter.

1. Unter Linux geht das am einfachsten über das Tool Multisystem, für das Sie einen FAT32-formatierten USB-Stick benötigen. Installieren Sie das Tool in einem Terminalfenster über die folgenden vier Zeilen:

echo deb http://liveusb.info/multisystem/depot all main | sudo tee /etc/apt/sources.list.d/multisystem.list wget -q http://liveusb.info/multisystem/depot/multisystem.asc -O- | sudo apt-key add - sudo apt update sudo apt install multisystem

Starten Sie dann Multisystem, wählen Sie den USB-Stick in der Liste aus und klicken Sie auf "Überprüfen". Bestätigen Sie die Installation des Grub2-Bootloaders mit "OK". Dann ziehen Sie die ISO-Datei des gewünschten Systems vom Dateimanager auf den Bereich unter "Drag and Drop ISO/ img" im Fenster von Multisystem und bestätigen die Kopieraktion mit Ihrem root-Passwort. Diese Aktion wiederholen Sie für jedes System, das Sie von USB-Stick starten möchten.

Per Klick auf das Augen-Symbol blenden Sie ein erweitertes Menü ein. Bei Ubuntu-Systemen können Sie über die Schaltfläche mit dem Disksymbol einen persistenten Speicher einrichten: Das bedeutet, dass das an sich unveränderliche Livesystem nachträgliche Installationen und Konfigurationsänderungen erlaubt. Klicken Sie auf die Schaltfläche mit den Reglern und dann auf "grub.cfg", um beispielsweise die Beschriftung der Grub-Menüeinträge zu bearbeiten.

Multisystem unterstützt mehr als 200 populäre Systeme. Einige Systeme entpackt das Tool auf den USB-Stick, andere startet es direkt aus der ISO-Datei. Für jedes System ist die Konfiguration des Bootloaders in der Datei "/usr/local/share/multisystem/ os_support.sh" hinterlegt. Bei Bedarf können Sie diese Datei bearbeiten und auch nicht unterstützte Systeme einbauen.

Yumi kopiert Schritt für Schritt mehrere Linux-Livesysteme auf USB-Datenträger.
Yumi kopiert Schritt für Schritt mehrere Linux-Livesysteme auf USB-Datenträger.

2. Unter Windows ist Yumi ("Your Universal Multiboot Installer") das derzeit beste Tool, um mehrere Linux-Systeme auf USB-Datenträger zu kopieren. Wer die Wahl hat, sollte dem unkomplizierteren Yumi unter Windows gegenüber Multisystem unter Linux den Vorzug geben. Die Linux-Variante von Yumi ist inzwischen leider eingestellt. Yumi gibt es unter www.pendrivelinux.com/yumi-multiboot-usb-creator/ zum Download. Es ist unter Windows ohne Installation sofort ausführbar, befördert mehrere Linux-Distributionen bootfähig auf USB und bietet beim Boot sein Auswahlmenü sowie den Boot über Festplatte. Die wenigen Arbeitsschritte sind einfach: Sie wählen in "Step 1" das gewünschte Ziellaufwerk, in "Step 2" die Distribution und im letzten Schritt das ISO-Image. Nach absolvierter Kopie fragt Yumi jedes Mal automatisch nach: "Would you like to add more ISOs…". Mit "Yes" können Sie dann nach demselben Strickmuster weitere Systeme aufnehmen, solange der Platz des Datenträgers reicht. Beim Booten des Datenträgers erscheint der Yumi-Bootloader und bietet unter "Linux Distributions" die eingerichteten Systeme an. Standardmäßig lädt Yumi nach 30 Sekunden Wartezeit das festinstallierte System der ersten Festplatte.

Multiboot von installierten Linux-Systemen

Technisch völlig verschieden vom Start mehrerer Livesysteme ist ein Multiboot von ordentlich installierten Linux-Systemen. Und auch hier sind noch einmal zwei verschiedene Situationen zu unterscheiden:

Linux-Multiboot auf Festplatte: Soll auf einem PC mit Linux-Betriebssystem ein weiteres Linux installiert werden, hängt die richtige Vorgehensweise vom Installer des neuen Systems ab. Während sich alle Installer inzwischen sorgsam hüten, ein vorhandenes Windows zu shreddern, ist Linux-Rücksicht untereinander ungewiss. Der Ubuntu-Installer erkennt nach unserer Erfahrung die meisten bereits vorhandenen Linux-Systeme und bietet dann unter "Installationsart" die Parallelinstallation genauso an wie nachfolgend unter "Linux und Windows" (Schritt 3) beschrieben. Die Partitionierung, im Bedarfsfall die Verkleinerung der bestehenden Partition, erfolgt dann weitgehend automatisch. Bei jedem Installer, der das bestehende Linux nicht erkennt, hilft nur die manuelle Partitionierung wie bei der USB-Installation.

Linux-Multiboot auf USB: Linux läuft uneingeschränkt auf USB-Medien, jedoch ist das Setup auf eine Einrichtung auf die interne Festplatte ausgelegt. Wenn Sie mehrere Linux-Distributionen ordentlich (nicht bloß als Livesystem) auf USB einrichten möchten, ist manuelle Partitionierung zwingend. Im Falle des Ubuntu-Installers heißt das, dass Sie im entscheidenden Dialog "Installationsart" den Punkt "Etwas Anderes" wählen müssen. Für das erste System muss das Laufwerk neu partitioniert und formatiert werden. Klicken Sie auf die "-"-Schaltfläche, um vorhandene Partitionen zu entfernen. Erstellen Sie dann über die "+"-Schaltfläche so viele Partitionen, wie Sie vorhaben, Systeme einzurichten. Eine zusätzliche Swappartition ist nicht notwendig. Für das aktuelle installierte System wählen Sie hinter "Einbindungspunkt" den Eintrag "/" aus der Liste.

Unter "Gerät für die Bootloader-Installation" wählen Sie unbedingt das USB-Medium aus, auf dem Sie installieren - beispielsweise "/dev/sdb". Klicken Sie zum Abschluss auf "Jetzt installieren".

Die Einrichtung der nachfolgenden Linux-Systeme verläuft analog. Sie müssen nur darauf achten, in die noch ungenutzten Partitionen zu installieren.

Damit die Installation von Linux nicht schiefgeht, schalten Sie vorher den „Schnellstart“ aus.
Damit die Installation von Linux nicht schiefgeht, schalten Sie vorher den „Schnellstart“ aus.