Lizenzen bremsen Virtualisierung aus

30.06.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

So ist die Rede von "Software als Service". Doch wie soll man die Dienstleistung messen? Ein weiteres Schlagwort ist "Value Licensing", und auch hier ist fraglich, wie der Nutzen, den ein Anwender von einer Applikation hat, bewertet werden soll. Schließlich hat eine Anwendung für sich allein möglicherweise noch keinen Wert, sondern schafft diesen erst in Verbindung mit einer anderen und mit Daten, die den Anwenderunternehmen gehören. Ein Beispiel ist die Paarung von ERP und Datenbanken.

In der Diskussion um neue Lizenzmodelle wird des Öfteren auf ein anderes Verfahren verwiesen: "Capacity on Demand". Dabei werden von vornherein in den Rechnern vorhandene Prozessoren erst dann freigeschaltet, wenn der Anwender die zusätzliche Leistung benötigt. Nach Ende des höheren Bedarfs werden sie wieder abgeschaltet. Das Ganze geschieht ferngesteuert durch Servicemitarbeiter des Hardwareanbieters. Doch dieses Verfahren eignet sich nur für Abrechnungen nach Leistung in MIPS. Nach CPU-Zahl abrechnende Softwarehäuser stellen in der Regel die maximale beanspruchte Prozessorzahl ganzjährig in Rechnung. Viele Anbieter dürften überfordert sein, einen ständigen Wechsel der Prozessorzahl nachzuvollziehen.

Ziemlich oft taucht die Idee auf, nach dem Vorbild der Telefongesellschaften nach Zeittakten abzurechnen. Dahinter verbirgt sich eigentlich nichts anderes als "Metering", in der Mainframe-Welt entwickelte Verfahren, die Nutzung der Hardwareressourcen durch die Anwendungen zu protokollieren und danach in Rechnung zu stellen. Das wäre, so Karl-Heinz Schabo, Sales Operation Manager Software bei Hewlett-Packard, "das einzig gerechte Modell" - aber leider nur theoretisch.

Alte Modelle greifen nicht

Denn Metering, so gibt Schabo sogleich zu bedenken, hat einen entscheidenden Haken: Die Anwender wissen nicht, welche Lizenzkosten am Ende des Jahres auf sie zukommen. "Schließlich mag es auch keiner, wenn am Ende des Jahres eine Nachzahlungsaufforderung vom Stromlieferanten ins Haus flattert." Der Großteil der Anwender hat keine Erfahrungswerte und könnte unangenehme Überraschungen erleben. Dem pflichtet Novell-Manager Dyroff bei: "Die Kunden wollen wissen, was sie ins Budget schreiben müssen." Er rede auch mit Mainframe-erfahrenen Großkunden kaum über Metering. "Wir sprechen mit unseren Kunden viel mehr über Enterprise Licensing, über Pauschalpreise."