Lizenzen bremsen Virtualisierung aus

30.06.2005
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.

Den Einwand, an der Prozessorzahl bemessene Lizenzkosten würden den versprochenen Kostensenkungseffekt der Virtualisierung zunichte machen, mag der Oracle-Manager nicht gelten lassen. Bisher seien die Anwendungen fest bestimmten Servern zugeordnet gewesen, und diese seien wegen der notwendigen Auslegung auf Spitzenbeanspruchung nicht selten im Durchschnitt nur zu zehn Prozent ausgelastet. In einer virtuellen Umgebung könne man, weil Spitzenlasten der verschiedenen Anwendungen zu unterschiedlichen Zeiten aufträten, sich ein Drittel der Rechner sparen, ohne schlechteren Service zu erleben. Entsprechend niedriger seien die Hardwarekosten.

Doch diese Ausgaben sind angesichts des Preisverfalls für Rack-"Pizzaboxen" und Blade-Server nach Intels x86-Architektur nicht der entscheidende Faktor. Die Betriebssysteme sind es auch nicht. Der Administrationsaufwand ist in virtuellen Umgebungen sogar geringer als in traditionellen IT-Infrastrukturen. Der entscheidende Punkt sind die Kosten für die Softwarelizenzen.

Die IT-Branche diskutiert

Oracle-Manager Stürner bestätigt, neue Lizenzierungsmodelle für virtuelle Umgebungen würden in der Branche "heftig diskutiert" und seien "mittelfristig auf alle Fälle" notwendig. Sowohl IBM als auch Fujitsu-Siemens gaben auf Anfrage der computerwoche keine Stellungnahme ab. Zur Begründung erklärten Sprecher beider Unternehmen, intern werde gerade an neuen Preissystemen gearbeitet. Bevor die fertig seien, wolle man sich nicht äußern.

Das Schweigen vieler Anbieter - so mochte beispielsweise auch VMware nichts zur Zukunft der Lizenzierung sagen - ist nicht verwunderlich. Virtualisierung ist ein relativ junges Konzept, das eingefahrene Modelle sprengt. Es ist überzogen zu erwarten, dass die IT-Industrie sogleich das perfekte Lizenzmodell aus der Schublade ziehen kann. An Ideen mangelt es nicht - an Schlagworten auch nicht.

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