Linux: Der Beratungsbedarf steigt

19.04.2005
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Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

Laut Jörg Wegner, Managing Director bei Bearingpoint, soll dieses Geschäftsfeld weiter ausgebaut werden, da der Bedarf zunehme: "Vor allem Projekte, in denen die Standardisierung eine wichtige Rolle spielt - etwa die Integration von Applikationen in den Bereichen Business-Process-Management und Service-oriented Architecture - lassen sich durch die Einbettung in das Open-Source-Umfeld leicht und schnell umsetzen." Bearingpoint sei hier dank dem fundierten Branchen-Know-how seiner Mitarbeiter, speziell im öffentlichen Sektor, gut aufgestellt. Bei Accenture gilt Open Source ebenfalls als Option, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. "Linux wird weiter wachsen und Unix in immer mehr Bereichen verdrängen", prognostiziert Harald Lieder, Partner bei Accenture. "Dadurch werden Anbieter von systemnahen Consulting-Leistungen verstärkt Zulauf bekommen."

Vorsprung durch HP und IBM

Ob die Beratungshäuser den Vorsprung der großen IT-Dienstleister im Linux-Consulting-Markt aufholen können, muss sich noch zeigen. "Angesichts des langjährigen Linux-Engagements von IBM waren die entsprechenden Serviceleistungen - erst der Support, dann das Migrationsthema, dann die Beratung - eine logische Konsequenz", so Oliver Mark, Technical Leader Linux Services bei IBM. Diesen Sogeffekt hätten die klassischen Beratungsunternehmen nicht so stark erlebt.

Warum die Nachfrage nach Beratung steigt

• Größere Server-Migrationen können die Anwender nicht allein stemmen. Internes Know-how hierfür extra aufzubauen lohnt nicht für ein einmaliges Projekt.

• Auch bei der Installation unternehmenskritischer Anwendungen auf Linux sind externe Profis gefragt.

• Bei größeren Firmen müssen hohe Standards gewahrt werden - etwa durch Technologie-Assessments oder Machbarkeitsanalysen.

• IT-Service-Projekte in den Bereichen BPM (Business-Process-Management) oder SOA (Service-Oriented-Architecture) sind unter einem offenen Betriebssystem leichter und schneller umzusetzen. Dadurch steigt der Bedarf an Linux-Beratern.

"Da Linux lange Zeit nicht als strategische Plattform anerkannt war, hat es sich für die Consultants bislang nicht gelohnt, hier große Kapazitäten aufzubauen", bestätigt Velten. "IBM und HP genießen dadurch einen klaren Vertrauensvorschuss." Auch in Sachen Kompetenz herrsche noch Nachholbedarf - etwa bei größeren Desktop-Migrationen: "Die Zahl der Anwender, die mehrere hundert PCs auf Linux umgestellt haben, ist nach wie vor klein. Dementsprechend gering ist die Erfahrung der Dienstleister mit solchen Projekten."