Linux auf dem Prüfstand

13.03.2002
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Linux hat sich in den letzten Jahren in einigen Nischengebieten einen festen Platz in der Unternehmens-IT gesichert. Nun scheint es auch als Alternative zu den kommerziellen Betriebssystemen in geschäftskritische Bereiche vorzudringen, nicht zuletzt am Mainframe.

Als vor rund zehn Jahren das Betriebssystem Linux das Licht der Welt erblickte, ahnte noch keiner, welchen Hype es um dieses System geben würde. Mittlerweile hat sich Linux in einigen Bereichen als Server-Betriebssystem hohe Marktanteile gesichert. Das Paradebeispiel: Die Linux-Version des Open-Source-Web-Servers „Apache“ dominiert beinahe das Internet.

Für unternehmenskritische IT-Umgebungen wurde das Open-Source-OS (Operating System) bislang kaum herangezogen. Hier bestimmen Unix, Windows sowie Großrechner die Rechenzentren. Das Vertrauen ist bei vielen Anwendern noch nicht groß genug, um auf Linux wichtige Applikationen in großem Stil zu betreiben. Doch immer mehr Unternehmen schauen auf die Entwicklungen der Linux-Community und loten Einsatzmöglichkeiten für Mission-Critical-Funktionen aus.

Testsysteme sind die Regel

Der häufig genannte Faktor Lizenzkosten und die plattformunabhängige Verwendbarkeit von Linux bringen viele IT-Verantwortliche dazu, sich näher mit diesem Thema zu befassen. Doch trotz der unbestrittenen Stärken von Linux und des großen Rummels, der um das System besonders im vergangenen Jahr gemacht wurde, sind spektakuläre Projekte selten. Evaluierungsinstallationen bilden zurzeit die Regel. Dennoch betreiben Unternehmen verschiedenster Größe auch produktive Systeme außerhalb der Web-Server-Welt.

Sogar auf dem Desktop-PC, einem von Windows klar beherrschten Bereich, setzen einige wenige Anwender mittlerweile auf Linux. So hat etwa die Darmstädter Henkel KG, eine bundesweit tätige Generalagentur der Nürnberger Versicherung, bereits flächendeckend Linux ausgerollt. Henkel migrierte die PCs und Terminals seiner rund 100 Innendienstmitarbeiter größtenteils auf Thin Clients unter Linux. Bei den Clients und einem Großteil der Server setzt die Versicherungsagentur auf eine vom externen IT-Dienstleister Gonicus GmbH erweiterte Linux-Version von Red Hat. Als grafische Benutzeroberfläche nutzt das Unternehmen KDE (K Desktop Enviroment).