Let's work together - sechs Praxisbeispiele

29.04.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Folglich hat die Audi-Mutter Volkswagen AG ein elektronisches Kapazitäts-Management („E-Cap“) eingeführt, in das sich Tier-1-Zulieferer wie Bosch einklinken können. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten stehe Audi und seinen Partnern nun „ein tolles Instrument“ zur Verfügung, freut sich Krog. Es könne allerdings nicht das „gesprochene Wort“ ersetzten.

Collaborative Planung über die ganze Tiefe der Wertschöpfungskette hieß das Ziel, das die Daimler-Chrysler AG mit ihrem Supply-Chain-Monitoring verfolgte. Das System bildet einen Supply-Chain-Prozess bis auf die siebte Lieferantenebene hinunter ab. Laut Stefan Putzlocher, Leiter Supply-Chain-Management im Daimler-Chrysler-Werk Sindelfingen, beschränken sich derartige Ansätze aber vorerst auf „Spezialfälle“. Auch auf längere Sicht würden Collaboration-Lösungen „nicht mehr als 50 Prozent der Lieferantenbasis abdecken“.

Solche Lösungen sind keineswegs der Versuch, eine zentrale Planung einzuführen, konstatiert Bearing-Point-Principal Weingarten: „Zentrale Planung ist Utopie - und außerdem nicht wünschenswert.“ Angestrebt werde vielmehr Transparenz über die gesamte Kette, aber Planung auf der Grundlage kleiner verketteter Regelkreise zwischen jeweils zwei Partnern.

Diese Zielsetzung dürfte auch den Unternehmen auf der obersten Zuliefererebene besser schmecken. Schließlich haben die genug Bauchschmerzen bei dem Gedanken, ihre Planungsdaten für den Endfertiger zugänglich zu machen. Stefan Schmid, Logistikleiter des Zulieferers Johnson Controls GmbH & Co. KG, Böblingen, räumt ein, dass Johnson Controls anfangs erhebliche Bedenken gegen eine Teilnahme am Supply-Chain-Monitoring gehegt habe - vor allem wegen der Möglichkeit eines Datenmissbrauchs. Positive Erfahrungen während der Projekte hätten jedoch geholfen, diese Ängste abzubauen.

In der Hightech-Industrie sind collaborative Bedarfs- und Lieferplanung bereits gang und gäbe. Als beispielhaft hat Bearing Point hier die „Replenishment and Supply Collaboration Application“ (RSC) von IBM ausgemacht. Mit Hilfe einer Internet-basierenden Softwarelösung implementiert das System die Verbindung zweier Planungszyklen: Bedarfsvorschau des Endfertigers und Lieferzusagen des Suppliers. Der Lieferant ist direkt mit dem Planungssystem der IBM verbunden; abhängig von deren Verbrauch liefert er seine Ware automatisch an ein „Konsignationslager“. Laut Thomas Fleck, Manager E-Procurement Strategy bei der IBM Speichersysteme GmbH in Mainz, schließt der IT-Riese mit den teilnehmenden Lieferanten nur noch Rahmenverträge ab.

Als Qualitäts-Manager des in Eindhoven ansässigen Connector-Herstellers Molex Interconnect AG sieht Reinier Remmelink allerdings auch die potenziellen Schwächen und Risiken eines SCC-Systems. Beispielsweise müsse sich der leichtgewichtigere Supply-Chain-Partner stets an die Lösungen unterschiedlicher Kunden anpassen. Die Vorteile seien nicht immer gleichmäßig verteilt. Und die Begriffe „wirkliche“ Zusammenarbeit sowie „wahres“ Vertrauen würden bisweilen sehr individuell interpretiert.