Kontroverse um Excel

18.03.2004
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Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Weitere Vorzüge von Excel sehen Anwender laut Noak darin, dass es leicht zu erlernen ist und geringere Kosten als ein spezielles BI-Frontend verursache. Zudem sei die Formatierung in Excel flexibler und entspreche dank ihrer Zellenorientierung mehr den Vorlieben der Anwender als die zeilenorientierten BI-Produkte. Allerdings ständen viele Mitglieder Excel trotz seiner Stärken weiter misstrauisch gegenüber. So beklagen sie beispielsweise, dass sich oft nicht nachvollziehen und kontrollieren lasse, wie der Autor seine Spreadsheets erstellt habe. "Ein Unternehmen hat jetzt Excel-Präsentationen verboten. Es nimmt in Zukunft lieber einmal falsche Zahlen aus einem BI-System in Kauf, weil dann zumindest feststeht, dass alle Benutzer mit den gleichen Zahlen arbeiten und wo der Fehler steckt", sagte Noak.

Andererseits sei der Weg von Excel zu einer BI-Lösung laut Noak oftmals nicht so geradlinig, wie es Hersteller gern behaupten. Viele organisierte Cognos-Anwender wie beispielsweise BMW hätten zunächst versucht, eine Lösung mit Excel zu entwickeln, und diese, als sie immer mächtiger wurden, in ein BI-Tool überführt. Das klappe allerdings nur dann reibungslos, wenn es von Anfang an klare Vorgaben und Prozesse für die Dateneingabe mit Excel gebe, was nicht oft der Fall sei.

Auch sei es laut Joachim Schelp, Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Sankt Gallen, für den Fachbereich manchmal gar nicht möglich, auf kurzfristige Anforderungen mit einem BI-Projekt zu reagieren, weil dafür kein Budget vorhanden ist. Ebenso kommt es aber auch vor, dass Fachabteilungen ohne speziellen "Business Case" nicht bereit sind, die Kosten für den Aufbau und die laufende Wartung einer zentralisierten BI-Software mitzutragen. "Aus mancher Ad-hoc-Improvisation entstand dadurch eine Dauerlösung."

Kommt doch ein Projekt zustande, müssten IT-Abteilungen die speziellen Anforderungen der Fachbereiche zügig umsetzen können: Wenn die Entwicklung der Lösung zu lange daure, würden Anwender wieder auf Excel zurückgreifen und der Reigen von vorn beginnen.

Das Excel-Problem ist deshalb laut Schelp wie ein Pendel: "Es schwingt regelmäßig zwischen dezentralem, unkoordiniertem Excel-Wildwuchs und Konsolidierung mit einer BI-Lösung hin und her."