Bundestagswahl-Hack-Prognose

Kommt der Merkel-Leak?

15.09.2017
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.

Leak sorgt für Regierungswechsel?

Dass neben Leaks auch Fake Leaks zur Wahl drohen könnten, ist ganz generell nicht abwegig: Der Hackerangriff auf den deutschen Bundestag aus dem Jahr 2015 konnte nie restlos aufgeklärt werden. Bei dieser Cyberattacke wurden mehrere Gigabyte an Daten gestohlen. Um welche Daten es sich dabei im Einzelnen handelt und in wessen Händen diese sich inzwischen befinden, ist völlig unklar. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich darunter auch brisante Informationen befinden, die - zum Nachteil bestimmter Politiker oder deren Parteien - kurz vor der Wahl veröffentlicht werden könnten.

E-Mail-Leaks hatten zuvor sowohl im US-amerikanischen Wahlkampf, als auch im Rennen um das französische Präsidentenamt für mehr oder weniger große Skandale gesorgt. Während im ersten Fall die geleakten E-Mails aus dem Lager der Demokraten zumindest als mitursächlich für die Niederlage Hillary Clintons angesehen werden, blieb der "Macron-Leak" für den jetzigen Präsidenten Frankreichs ohne Folgen - auch weil sich in den Daten nichts Belastendes finden ließ. Im Fall der beim Bundestag-Hack im Jahr 2015 entwendeten Daten hätten potenzielle Angreifer genug Zeit gehabt, um diese Daten eingehend zu analysieren - und eventuell auch zu manipulieren.

Doch das sind nicht die einzigen Schandtaten, die Cyberkriminelle zur Wahl im Sinn haben könnten. Der Sicherheitsanbieter Malwarebytes hat die vier größten potenziellen Cybergefahren für die diesjährige Wahl des deutschen Bundestags identifiziert:

Wahlmanipulation- & Fake News-as-a-Service

Dass sich im Darknet teils sehr bedenkliche Entwicklungen vollziehen, dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. Neben Auftragsmord, Drogen, Waffen und Kinderpornografie lassen sich auch Hacker-Tools und -Services im dunklen Netz buchen - teils mit Bewertungssystemen in bestem Amazon-Stil. Wie eine Untersuchung von Trend Micro zeigt, floriert im digitalen Untergrund auch der Handel mit Wahlmanipulations-Dienstleistungen.

In erster Linie geht es dabei um die Verbreitung von Fake News, die mit Hilfe von Techniken wie Black Hat SEO, Klickbetrug und Botnetzen an den User gebracht werden. Trend Micro hat sich die Angebote der Untergrund-Marktplätze in China, Russland, dem Mittleren Osten und dem englischsprachigen Raum angesehen. Dabei stießen sie auf Content- und Content-Marketing-Services, die sämtliche mediale Formate und Kanäle umfassen und teils schon für wenige Euro zur Verfügung stehen. Und auch hierbei steht der Kunde im Mittelpunkt - egal ob es um die Löschung unliebsamer Inhalte oder die Verbreitung alternativer Realitäten geht.

Dabei gibt der japanische Security-Anbieter auch Tipps, wie User potenzielle Fake News erkennen können:

  • völlig übertriebene Clickbait-Headlines

  • verdächtige Website Domains, die bekannte News-Publikationen imitieren

  • Rechtschreibfehler und merkwürdige Layouts

  • offensichtlich oder schlecht manipulierte Fotos und Bilder

  • kein Veröffentlichungsdatum

  • keine Hinweise auf den Autor, fehlende Quellen

Die Security-Experten stießen auch auf weitergehende Angebote: Eine Kampagne zur Auslösung öffentlicher Proteste gibt es demnach für 200.000 Dollar, die Diskreditierung eines unliebsamen Journalisten kostet 55.000 Dollar. Eine 12-monatige "Komplett-Kampagne" zur Beeinflussung des Ausgangs einer Wahl schlägt mit 400.000 Dollar zu Buche. Zum Service gehören dann auch Dinge wie die Erstellung vermeintlich professioneller News-Portale, beziehungsweise ganzer -Netzwerke, oder die Erzeugung von Fake-Profilen, Likes und Retweets auf sozialen Plattformen.

Im Fazit ihrer Untersuchung kommen die Sicherheitsexperten von Trend Micro zu dem Schluss, dass es externen Akteuren noch vor wenigen Jahren kaum möglich war, Einfluss auf eine Wahl zu nehmen. Das habe sich inzwischen grundlegend geändert - Cyber-Propaganda und Desinformation seien heutzutage in der Lage, sowohl Wahlkämpfe, als auch Wahlen selbst entscheidend zu beeinflussen. Die Politik müsse das endlich verstehen und sich gegen diese neuen Bedrohungen wappnen.