Chaos Computer Club hackt Wahl-Software
Dass sich der politische Apparat der technischen Möglichkeiten zur Einflussnahme längst nicht auf allen Ebenen bewusst ist, zeigt einmal mehr der Chaos Computer Club (CCC).
Zwar bleibt die Auszählung und Dokumentation der bei der Bundestagswahl abgegebenen Stimmen papiergebunden - dennoch kommt zur Erfassung und Weiterverarbeitung der Stimmen in allen deutschen Bundesländern eine Software zum Einsatz: PC Wahl. Security-Experten des CCC haben die aktuelle Version 10 der deutschen Wahl-Software vor einiger Zeit unter die Lupe genommen. Die erschreckenden Erkenntnisse zeigt ein TV-Beitrag des ZDF:
Der CCC veröffentlichte auf seiner Webseite einen umfassenden Bericht zur Untersuchung von PC Wahl. Im Fazit des Berichts sprechen die Experten von fünf fundamentalen Fehlern:
mangelhafte Absicherung der für Vertrieb und Betrieb der Software genutzten Server
fehlende Verschlüsselung und Signatur der übertragenen Ergebnisse
fehlende oder mangelhafte Verschlüsselung von Zugangsdaten zur Übertragung von Ergebnissen
fehlende Authentisierung und Authentizitätsprüfung der Software selbst, sowie ihrer Updates
Für den künftigen Einsatz von Software zur Auswertung von Wahlen stellt der Chaos Computer Club in der Folge acht Forderungen an die Politik:
Beschleunigung der Vorgänge bei einer Wahl dürfen nicht das Primat vor Sicherheit, Korrektheit und Nachvollziehbarkeit haben.
Die Wähler selbst müssen alle Resultate überprüfen können.
Abhängigkeiten, bei denen manipulierte Software oder manipulierte Computer das Wahlergebnis beeinflussen können, sind zu vermeiden.
Keine Software-Komponente, die am Wahlausgang oder den Wahlmeldungen beteiligt ist, darf geheim gehalten werden.
Berichte über die Audits der eingesetzten Software und Systeme müssen öffentlich sein.
Noch verwendete Oldtimer-Software muss in modernen, sichereren Programmiersprachen mit zeitgemäßen Konzepten neugeschrieben und begleitend auditiert werden.
Nutzer müssen über IT-Sicherheitsbedrohungen geschult werden.
Auswertungsdaten und deren Änderungsverlauf müssen möglichst detailliert publiziert werden, um eine öffentliche Prüfung zu ermöglichen.
- Adminrechte
Keine Vergabe von Administratorenrechten an Mitarbeiter - Dokumentation
Vollständige und regelmäßige Dokumentation der IT - Sichere Passwörter
IT-Sicherheit beginnt mit Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter sowie mit einer klaren Kommunikation der internen Verhaltensregeln zur Informationssicherheit:<br /><br /> Komplexe Passwörter aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen, mindestens achtstellig. - Passwortdiebstahl
Niemals vertrauliche Daten weitergeben oder/und notieren. - E-Mail-Sicherheit
E-Mails signieren, sensible Daten verschlüsseln, Vorsicht beim Öffnen von E-Mail-Anlagen und Links. - Soziale Manipulation
Bewusst mit vertraulichen Informationen umgehen, nur an berechtigte Personen weitergeben, sich nicht manipulieren oder aushorchen lassen. - Vorsicht beim Surfen im Internet
Nicht jeder Link führt zum gewünschten Ergebnis. - Nur aktuelle Software einsetzen
Eine nicht aktualisierte Software lässt mehr Sicherheitslücken offen. - Verwendung eigener Software
Unternehmensvorgaben beachten und niemals Software fragwürdiger Herkunft installieren. - Unternehmensvorgaben
Nur erlaubte Daten, Software (Apps) und Anwendungen einsetzen. - Backups
Betriebliche Daten regelmäßig auf einem Netzlaufwerk speichern und Daten auf externen Datenträgern sichern. - Diebstahlschutz
Mobile Geräte und Datenträger vor Verlust schützen. - Gerätezugriff
Keine Weitergabe von Geräten an Dritte, mobile Geräte nicht unbeaufsichtigt lassen und Arbeitsplatz-PCs beim Verlassen sperren. - Sicherheitsrichtlinien
Die organisatorischen Strukturen im Hintergrund bilden den erforderlichen Rahmen der IT-Sicherheit. Hier gilt es, klare Regelungen zu formulieren und einzuhalten:<br /><br />Definition und Kommunikation von Sicherheitsrichtlinien - Zugriffsrechte
Regelung der Zugriffsrechte auf sensible Daten - Softwareupdates
Automatische und regelmäßige Verteilung von Softwareupdates - Logfiles
Kontrolle der Logfiles - Datensicherung
Auslagerung der Datensicherung - Sicherheitsanalyse
Regelmäßige Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen durch interne und externe Sicherheitsanalysen - Notfallplan
Erstellung eines Notfallplans für die Reaktion auf Systemausfälle und Angriffe - WLAN-Nutzung
Auf technischer Ebene muss ein Mindeststandard gewährleistet sein. Dieser lässt sich größtenteils ohne großen Kostenaufwand realisieren:<br /><br />Dokumentation der WLAN-Nutzung, auch durch Gäste - Firewalls
Absicherung der Internetverbindung durch Firewalls - Biometrische Faktoren
Einsatz von Zugangsschutz/Kennwörter/Biometrie - Zugangskontrolle
Physische Sicherung/Zugangskontrolle und -dokumentation - Schutz vor Malware
Schutz vor Schadsoftware sowohl am Endgerät als auch am Internetgateway, idealerweise durch zwei verschiedene Antivirenprogramme - Webzugriffe
Definition einer strukturierten Regelung der Webzugriffe - Verschlüsselung
Verschlüsselung zum Schutz von Dateien und Nachrichten mit sensiblen Inhalten - Löschen
Sicheres Löschen der Daten bei Außerbetriebnahme - Update der Sicherheitssysteme
Sicherstellung regelmäßiger Updates der Sicherheitssysteme - Monitoring
Permanente Überwachung des Netzwerkverkehrs auf Auffälligkeiten