Karrieren, die das Zeug dazu haben, irgendwann steil nach oben zu zeigen, verlaufen nach einmütiger Darstellung von Beratern und Personalern konventionell: Praktikum, Diplomarbeit in der Industrie, Berufseinstieg unmittelbar nach dem Examen. Um an die Fleischtöpfe gut bezahlter Jobs mit angedockter Aufstiegsperspektive zu kommen, scheint dieser Werdegang gerade für Informatiker ohne Alternative zu sein. Auf die Idee, diesen Kurs etwa der Liebe wegen zu verlassen, käme wohl kein rational "tickender" Naturwissenschaftler.
Anke Sperr, 30, ließ sich nicht beirren: Statt ihr Heil in der Wirtschaft zu suchen, forschte die Informatikerin nach dem Examen an der TU Braunschweig zwei Jahre weiter über Telematiksysteme. Und als es höchste Zeit war, den Anschluss im "praxisorientierten Arbeitsmarkt" zu finden, suchte sie ihr persönliches Glück lieber in Australien. Ihren Kopf verlor sie "down under" freilich nicht: Dank guter Kontakte in der Softwareentwicklung konnte sie an der Queensland University of Technology ihre wissenschaftliche Karriere fortsetzen - und ihr Persönlichkeitsprofil um entscheidende Facetten abrunden.
Hohe Motivation im Gepäck
Nach dem australischen Intermezzo ist Anke Sperr inzwischen beim Internet Service Provider 1&1 Internet AG in Karlsruhe gelandet. Als Software- und Web-Entwicklerin programmiert sie Schnittstellen zu anderen Internetzugängen und arbeitet an der Entwicklung eines Voice-Produkts zur DSL-Telefonie mit. Dem phantastischen Freizeitangebot, das die Millionenmetropole Brisbane mit kilometerlangen Sandstränden und einem pulsierenden Nachtleben offeriert, kann Karlsruhe zwar nur wenig entgegensetzen. Aber das stört Sperr nicht. "Ich wollte unbedingt in die Wirtschaft und praktisch arbeiten."
Vom Schlage Sperrs würde 1&1 gerne noch mehr IT-Experten in ihren Reihen zählen. Leute mit Pioniergeist, die laut Vorstand Andreas Gauger in der Lage sind, "mit großem Enthusiasmus immer wieder neue innovative Features und Tools zu entwickeln." Als Beispiel nennt Gauger den "Dynamic-Website-Creator", mit dem jeder Benutzer ohne jegliche Programmierkenntnisse seine Website in Flash-Technologie gestalten kann.
Zum Unternehmen
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Adresse: 1&1 Internet AG
Eigendorfer Straße 57
56410 Montabaur
Tel. 02602/96-1
www.1und1.org -
Mitarbeiterzahl: 1650 weltweit
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Standorte: Montabaur, Karlsruhe, München, Wien, London, Bukarest, Philadelphia (USA), Cebu (Philippinen)
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Umsatz 2004: 356 Millionen Euro
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Einstellungsbedarf: Web- und Software-Entwickler
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Geforderte Qualifikationen: Hochschuldiplom plus Praxiserfahrungen
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Ansprechpartner für Bewerber: Sonja Hefft (career@1und1.de)
Die Aussichten, sich erfolgreich zu bewerben, klingen viel versprechend. 1&1 hat nämlich eine glänzende Ausgangsposition im Markt. Mit rund einer Million verkauft die Firma hier zu Lande nach T-Com die meisten DSL-Anschlüsse und wird von Marktforschern wie Netcraft weltweit als Nummer eins im Webhosting-Geschäft gehandelt. Für Kunden-Websites werden bereits rund fünf Millionen Domains betreut.
Engagiert in Projekten
Während 1&1 in 2005 insgesamt 40 Positionen mit IT-Experten besetzen will, sollen im ersten Quartal 2006 weitere 20 Informatiker hinzustoßen. Aktuell sind an den drei Standorten Montabaur (Hauptsitz 1&1), Karlsruhe (Schlund & Partner) und München (GMX) etwa 150 Informatiker beschäftigt. "Auf Informatiker", sagt Personalleiterin Sonja Hefft, "warten bei 1&1 anspruchsvolle Aufgaben." Gut auskennen müssen sie sich im Web sowie auf Plattformen wie Windows und Unix; ferner sollten sie Business-Logik und Systementwicklung als ihre Steckenpferde bezeichnen. Wer einsteigt, lerne an der Seite eines fachlichen Paten, "seine Stärken zu entfalten und das persönliche Qualifikationsprofil gezielt auszubauen".
Auf "vordefinierte Stellen" werden Bewerber bei 1&1 indes nicht treffen. Jeder müsse sich selbst einbringen, verlangt Personalerin Hefft, und könne so "seinem beruflichen Umfeld eine persönliche Note verleihen". Überhaupt scheinen Leute mit starker Persönlichkeit klar im Vorteil zu sein. Während Personalleiterin Hefft sich Bewerber wünscht, die "sich engagieren, mitdenken und Verantwortung übernehmen", warnt Entwicklerin Anke Sperr vor unrealistischen Erwartungen. "Wichtig ist, absolute Lernbereitschaft mitzubringen. Noch immer glauben einige Bewerber, nur weil sie von der Hochschule kommen, wüssten sie genau Bescheid."