Jungbrunnen für Cobol-Altlasten

12.12.2001
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Mit Hilfe dieses Programms kapselte das Entwicklungsteam, dem Jochen Reckziegel als technisch Verantwortlicher vorsteht, die Host-Programme und stellte sie über XML einem J2EE-Applikations-Server (J2EE = Java 2 Enterprise Edition) zur Verfügung. Der Zugriff aus der Java-Welt erfolgt über eine Programmier-Schnittstelle auf Basis von Remote Procedure Calls (RPC). Über dieses Interface greifen Enterprise Javabeans (EJBs) auf die in XML-Strukturen repräsentierten Cobol-Module zu. Die EJBs laufen dabei auf einem Applikations-Server des Typs „Weblogic“ von Bea.

Dieses Vorgehen sagte Reckziegel mehr zu als eine Einbindung des Hosts über Cics-Gateways, wie sie der Applikations-Server-Hersteller anbietet. Cics steht für Customer Information Control System und ist eine von IBM entwickelte Softwaretechnik zur Verarbeitung von Transaktionen auf Mainframes. Der Grund für Rechziegels Entschluss: Über das Gateway werden Binärdaten übermittelt, doch die Deutsche Bank Bauspar AG favorisierte XML als Grundlage für den Datenaustausch - schon aus Gründen der Lesbarkeit und Offenheit.

XML und Cobol lassen sich jedoch nicht ohne weiteres verheiraten. Zunächst mussten Reckziegel und sein Team ein Datenmodell entwerfen, das Funktionsbausteine der Mainframe-Anwendung über XML-Strukturen repräsentiert. Auf diese Weise entstand eine logische Schicht über die Daten und Funktionen des Hosts. Das Datenmodell ist in XML-Document Type Definitions (DTDs) festgelegt. Datentypen, die erst mit XML-Schemata möglich sind, wurden über XML-Attribute dargestellt. Alle via XML beschriebenen Host-Objekte sind in einem Name-Service vermerkt, um sie bei der Softwareentwicklung referenzieren zu können.

Doch gerade bei der Transaktionsverarbeitung erweist sich die Auszeichnungssprache als wenig vorteilhaft, weil bei jedem Zugriff auf den Host das XML-Dokument durch einen Parser laufen muss. Diesen Nachteil umging die Deutsche Bank Bauspar AG, indem sie die XML-Dokumente in einer Baumstruktur auf dem Host nach dem erstmaligen Parsen speicherte. Auf diese Weise vermied Reckziegel den Flaschenhals Parser und schuf so eine performante Kommunikations-Schnittstelle zwischen Applikations-Server und Host.

Zugriff auf XML-Bäume über ein API

XML4cobol verfügte anfangs lediglich über einen statischen Mechanismus, um Copy-Strecken aus Cobol in XML zu überführen. Zur Realisierung der geforderten Funktionen musste Maas seine Software ausbauen. In der erweiterten Lösung kann nun aus Cobol über eine einfache Programmier-Schnittstelle auf XML-Bäume zugegriffen werden, was bei der Anwendungsentwicklung wesentlich mehr Möglichkeiten bietet und zudem einen dynamischen Datenaustausch zwischen Java- und Host-Welt erlaubt.