Krieg in der Ukraine

IT-Anbieter legen Russland-Geschäft auf Eis

07.03.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Immer mehr Tech-Unternehmen stoppen ihre Geschäfte in Russland und verurteilen den Angriffskrieg von Präsident Wladimir Putin auf die Ukraine.
Viele Techkonzerne schließen sich den weltweiten Protesten an und fordern von Russland ein sofortiges Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Viele Techkonzerne schließen sich den weltweiten Protesten an und fordern von Russland ein sofortiges Ende des Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Foto: bgrocker - shutterstock.com

Nachdem bereits Oracle und SAP angekündigt haben, keine Produkte und Services mehr in Russland zu verkaufen und bereitzustellen, zog jetzt auch Microsoft nach. Der weltgrößte Softwareanbieter stoppt alle neuen Verkäufe von Produkten und Dienstleistungen in Russland.

"Wie der Rest der Welt sind auch wir entsetzt, wütend und traurig über die Bilder und Nachrichten aus dem Krieg in der Ukraine und verurteilen diese ungerechtfertigte, grundlose und unrechtmäßige Invasion durch Russland", schrieb Brad Smith, President und Vice Chairman von Microsoft, in einem Blogpost. Der Manager kündigte an, weiter eng mit den Regierungen der Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und des Vereinigten Königreichs hinsichtlich der Sanktionsbeschlüsse zusammenarbeiten zu wollen. "Wir glauben, dass wir der Ukraine am effektivsten helfen können, wenn wir konkrete Schritte in Abstimmung mit den Entscheidungen dieser Regierungen unternehmen, und wir werden weitere Schritte unternehmen, wenn sich die Situation dementsprechend entwickelt", machte Smith unmissverständlich klar.

Brad Smith, President von Microsoft, verurteilte die Invasion Russlands in die Ukraine als grundlos und unrechtmäßig.
Brad Smith, President von Microsoft, verurteilte die Invasion Russlands in die Ukraine als grundlos und unrechtmäßig.

Microsoft will sich darüber hinaus weiter für den Schutz der Internetsicherheit in der Ukraine engagieren. "Wir arbeiten proaktiv daran, die für die Cybersicherheit zuständigen Behörden in der Ukraine bei der Abwehr russischer Angriffe zu unterstützen", sagte Smith. Seit Beginn des Krieges seien russische Cyberangriffe gegen mehr als 20 Organisationen der ukrainischen Regierung und des Finanzsektors festgestellt worden. Auch zivile Einrichtungen seien Ziel russischer Staatshacker gewesen. "Wir haben öffentlich unsere Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht, dass diese Angriffe auf Zivilisten gegen die Genfer Konvention verstoßen", mahnte der Microsoft-President. "Wie so viele andere stehen wir an der Seite der Ukraine und fordern die Wiederherstellung des Friedens, die Achtung der Souveränität der Ukraine und den Schutz ihrer Bevölkerung."

Keine Chips für Kriegstreiber Russland

Immer mehr Tech-Konzerne verurteilen der Angriffskrieg der russischen Präsidenten Putin und stoppen ihre Geschäftstätigkeiten in Russland. "Intel verurteilt den Einmarsch Russlands in die Ukraine und hat alle Lieferungen an Kunden in Russland und Weißrussland ausgesetzt", ließ das Management des Chipriesen verlautbaren. "Unsere Gedanken sind bei allen, die von diesem Krieg betroffen sind, einschließlich der Menschen in der Ukraine und den umliegenden Ländern und all jenen auf der ganzen Welt, die Familie, Freunde und Angehörige in dieser Region haben." Die Konkurrenten AMD und TSMC haben ebenfalls angekündigt, keine Chips mehr nach Russland liefern zu wollen.

Auch verschiedene Anbieter von Internetdiensten fahren ihre Angebote drastisch zurück. Google blockt beispielsweise russische Staatspropaganda wie Russia Today (RT) und hat mittlerweile auch sein Anzeigengeschäft in Russland komplett ausgesetzt. Das betrifft Werbung rund um die Internet-Suche Bing, etwa auf dem Videoportal Youtube. Apple hat die Lieferung von Geräten nach Russland gestoppt und seine Dienste in dem Land eingestellt. Auch der Online-Zimmer- und Apartmentvermittler Airbnb hat sämtliche Aktivitäten in Russland und Belarus auf Eis gelegt.

Russia Today, der Propagandasender von Kriegsverursacher Wladimir Putin, hat keinen Platz bei Netflix.
Russia Today, der Propagandasender von Kriegsverursacher Wladimir Putin, hat keinen Platz bei Netflix.
Foto: Goga Shutter - shutterstock.com

Streaming-Dienst Netflix und das Videoportal TikTok haben ihre Dienste in Russland massiv eingeschränkt. Netflix hatte sich zuvor bereits geweigert, vom russischen Regime kontrollierte Staatssender über sein Portal verfügbar zu machen.

Einmarsch Russlands grundlos und inakzeptabel

Wegen des Angriffs auf die Ukraine haben die beiden weltweit größten Kreditkartenanbieter, Mastercard und Visa, ihre Geschäfte in Russland eingestellt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor beide Unternehmen zu diesem Schritt aufgefordert. Danach werden in Russland ausgestellte Mastercard- und Visa-Kreditkarten im Ausland nicht mehr funktionieren. Darüber hinaus könnten ausländische Karten nicht mehr in Russland eingesetzt werden.

"Nach dem grundlosen Einmarsch Russlands in der Ukraine und den inakzeptablen Ereignissen, die wir miterlebt haben, sind wir zum Handeln gezwungen", sagte Al Kelly, Chairman und Chief Executive Officer von Visa Inc. Man bedauere die Auswirkungen auf Kunden, Partner, Händler. "Dieser Krieg und die anhaltende Bedrohung des Friedens und der Stabilität erfordern, dass wir im Einklang mit unseren Werten reagieren."

Für Al Kelly, CEO von Visa, ist der Einmarsch Russlands in die Ukraine inakzeptabel und nicht vereinbar mit den eigenen Werten.
Für Al Kelly, CEO von Visa, ist der Einmarsch Russlands in die Ukraine inakzeptabel und nicht vereinbar mit den eigenen Werten.
Foto: Visa Inc

Auch die großen IT-Beratungs- und Consulting-Unternehmen kehren Russland den Rücken - darunter Accenture, DXC, KPMG und PwC. "Infolge des Einmarsches der russischen Regierung in der Ukraine haben wir beschlossen, dass PwC unter den gegebenen Umständen keine Mitgliedsfirma in Russland haben sollte, und folglich wird PwC Russland das Netzwerk verlassen." Das Hauptaugenmerk bei PwC werde darauf liegen, den ukrainischen Kollegen nach Kräften zu helfen und die humanitären Bemühungen zu unterstützen, um den von der Invasion betroffenen Menschen zu helfen.

"Wir sind der Meinung, dass wir zusammen mit anderen globalen Unternehmen die Verantwortung haben, auf den laufenden militärischen Angriff der russischen Regierung auf die Ukraine zu reagieren", hieß es auch von Seiten KPMGs. Infolgedessen würden die Firmen in Russland und Belarus das KPMG-Netzwerk verlassen. Diese Entscheidung sei eine Folge des Handelns der russischen Regierung. "Wir sind ein ziel- und werteorientiertes Unternehmen, das daran glaubt, das Richtige zu tun."

Angriff auf die Ukraine muss sofort enden

Zuvor hatten bereits Accenture und DXC ihren Abschied aus Russland verkündet. "Accenture steht an der Seite des ukrainischen Volkes und der Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen auf der ganzen Welt, die ein sofortiges Ende des unrechtmäßigen und schrecklichen Angriffs auf das ukrainische Volk und seine Freiheit fordern", ließ der Dienstleister mitteilen und kündigte ein Spende in Höhe von fünf Millionen Dollar an gemeinnützige Hilfsorganisationen an. Die DXC-Verantwortlichen teilten mit, das doppelte des Spendenbetrags der internen Mitarbeiter für humanitäre Bemühungen an das Rote Kreuz zu überweisen.

"DXC Technology verurteilt die ungerechtfertigte Aggression der russischen Regierung, die zu Tod, Verletzung und Vertreibung unschuldiger Zivilisten in der Ukraine führt. DXC steht an der Seite aller Menschen, Unternehmen und Regierungen auf der ganzen Welt, die ein sofortiges Ende dieses grundlosen Angriffs auf die Ukraine fordern."