Orientierungshilfe für IoT-Novizen

Internet of Things - Viel Potenzial, wenig Übersicht

06.09.2016
Von   
Tillmann Braun ist freier Journalist und Kommunikationsberater für non-profit Organisationen und Unternehmen. Sein Fachgebiet sind innovative IT-Lösungen für die Vernetzung von Menschen und Maschinen. Zu seinen Spezialthemen gehören intelligente (Heim-)Netzwerke, Machine-to-Machine-Kommunikation, Mobile Payment, IT-Strategien und vielfältig einsetzbare Kommunikationssysteme.
Das Internet of Things scheint unaufhaltsam. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Rekorde oder bahnbrechende Lösungsansätze verkündet werden. In der Realität tun sich allerdings viele Unternehmen schwer, die für sie bestmögliche Lösung auszumachen.
Die beeindruckenden Zahlen und Summen sagen nichts über den Nutzen von IoT für einen bestimmten Anwender aus.
Die beeindruckenden Zahlen und Summen sagen nichts über den Nutzen von IoT für einen bestimmten Anwender aus.
Foto: weedezing - shutterstock.com

Das Beratungsunternehmen McKinsey geht davon aus, dass der gesamtwirtschaftliche Einfluss des Internet of Things bis zum Jahr 2025 bei 11 Billionen Dollar liegen wird. Andere Analysten prognostizieren 50 Milliarden vernetzte Geräte oder auch durchs IoT erzeugte Datenvolumen von jährlich mehreren Billionen Gigabytes. Die Zahlen und Summen sind beeindruckend - und führen schnell zu Trugschlüssen. Denn die einzelnen Unternehmen tun sich schwer damit, aus der Fülle an Lösungen und Anbietern den für sie richtigen Schritt ins Internet of Things zu gehen. Zudem sagen die Zahlen nicht zwangsläufig etwas über den Nutzen der jeweiligen Lösungen oder den Erfolg der Anwender aus. Denn ob es im Einzelfall Sinn macht, dass bestimmte Geräte vernetzt oder womöglich unternehmenskritische Daten übers IoT zugänglich sind, darüber sagen quantitative Analysen nichts aus.

Deutlich wichtiger ist für die einzelnen Unternehmen, dass sie den eigenen Bedarf an IoT-Lösungen im Detail betrachten und durchaus kritisch beleuchten. Denn längst nicht überall, wo IoT draufsteht, ist auch etwas Brauchbares drin - selbst dann nicht, wenn dieselbe Lösung in anderen Branchen oder Firmen Wunder bewirken kann. Das IoT ist schließlich kein elitärer Club, bei dem sich eine Mitgliedschaft automatisch bezahlt macht. Vielmehr geht es darum, unternehmensspezifische Abläufe bzw. Prozesse zu optimieren oder neue Services sowie Produkte anbieten zu können.

Die Anforderungen an einen global operierenden Autohersteller sind dabei ganz andere als die an einen mittelständischen Kupferdrahtproduzenten oder an einen Druckereibetrieb. Die Kunst - und das Problem - besteht darin, den jeweils zielführenden Weg zu finden. Ansonsten läuft man unter anderem schnell Gefahr, dass man in die falsche Richtung rennt oder aber die Investitionskosten den Nutzen annullieren.

Orientierungshilfe in der fragmentierten IoT-Landschaft

Die notwendige Kompetenz zur Umsetzung neuer IoT-Lösungen muss in nahezu allen Fällen extern hinzugeholt werden. In vielen Fällen fehlt es jedoch bereits an geeignetem Personal, um die richtigen Partner ausfindig zu machen. In diesen Fällen helfen auch Partnerprogramme für IoT-Lösungen wenig, wie sie von einigen Konzernen angeboten werden. Denn diese Programme helfen nicht unbedingt, um ein Unternehmen neu ans IoT heranzuführen. So führte beispielsweise Dell vor wenigen Monaten ein neues Partnerprogramm für Technologien und Lösungen im Internet of Things ein. Laut dem IT-Riesen wurde mit dem englischsprachigen "Dell IoT Solutions Partner Program" ein Partner-Ökosystem ins Leben gerufen, das Unternehmen Orientierung in der fragmentierten IoT-Landschaft bietet und ihnen dabei helfen soll, die richtigen Technologien für ihre Lösungen zu finden.

Das Partnerprogramm verbindet ein weltweites Netzwerk von "Independent Software Vendors" (ISVs) mit dem IoT-Portfolio von Dell. "Wir glauben fest daran, dass durch Kooperation neue Chancen für alle entstehen", sagte Andy Rhodes, Executive Director Commercial IoT Solutions bei Dell, anlässlich der offiziellen Vorstellung des Programms. "Deshalb freut es uns sehr, mit so vielen renommierten Unternehmen an Lösungen für das Internet of Things zu arbeiten. Die ISVs spielen aus unserer Sicht eine Schlüsselrolle dabei, das riesige Potenzial des Internet of Things in profitable Anwendungsfälle umzusetzen."

Wie erfolgreich das Partnerprogramm sein wird, wird die Zukunft zeigen. Einem normalen Unternehmen, das über wenig oder sogar keine IoT-Expertise verfügt und auf der Suche nach dem bestmöglichen Partner für das eigene IoT-Projekt ist, dürfte es jedoch wenig nützen. Jedenfalls nicht im ersten Schritt.

Als mögliche Anlaufstelle macht der Besuch des M2M Summits für orientierungsbedürftige Unternehmen mehr Sinn. Denn die Zeiten, in denen beim größten M2M-Branchenevent in Europa die Experten unter sich blieben, gehören mittlerweile der Vergangenheit an. Stattdessen richtet sich die M2M Alliance als Veranstalter mit dem M2M Summit explizit auch an die normalen Anwender von M2M- und IoT-Lösungen.

"Der M2M Summit als Kongress mit begleitender Ausstellung zieht weiterhin Experten aus der gesamten Welt an", erklärt Dr. Andreas Fink, Vorsitzender der M2M Alliance. "In den letzten Jahren haben wir uns jedoch ganz bewusst dazu entschieden, auch auf die konkreten Bedürfnisse der Anwender zu schauen. Beispielsweise bieten wir auf dem diesjährigen M2M Summit geführte Touren an, bei denen interessierte Unternehmen einen guten Überblick über die aktuellen Lösungen und Möglichkeiten erhalten, die sich dank des Internet of Things und der digitalen Transformation ergeben", betont Fink.

Mit 86 Mitgliedern aus 16 Ländern verfügt die M2M Alliance außerdem über ein internationales Netzwerk, zu dem sowohl Berater als auch IoT-Lösungsanbieter gehören. Bei der Fülle an potenziellen Partnern dürften die meisten Unternehmen hier also einen passenden Ansprechpartner für die eigenen IoT-Bedürfnisse finden. (mb)