IoT-Plattform vorgestellt

Intel gibt Gas beim Internet der Dinge

10.12.2014
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Intel bereitet sich - wie nahezu alle großen IT-Hersteller - vor, um im Wachstumsmarkt Internet der Dinge eine tragende Rolle zu spielen. Eine neue Plattform soll das Unternehmen in eine Schlüsselposition bringen.

Dass Intel seine Low-Power-Chips möglichst in allen Sensoren, Wearables und sonstiger Hardware sehen möchte, überrascht wenig. Doch die Pläne reichen noch weiter. Dem weltgrößten Prozessorbauer geht es auch darum, weite Teile der Wertschöpfung unter Kontrolle zu bringen - also eine End-to-End-Lösung auf den Markt zu bringen. Dazu gehören neben den Silizum-Stückchen auch Software, Sicherheit und Infrastrukturlösungen.

Auch das Entwicklungs-Board "Edison" soll Anbieter industrieller IoT-Lösungen unterstützen
Auch das Entwicklungs-Board "Edison" soll Anbieter industrieller IoT-Lösungen unterstützen
Foto: Intel

Auf einer Veranstaltung in San Francisco hat Intel deshalb gestern eine "Internet of Things Platform" angekündigt, die eine Grundlage für neue integrierte Hardware- und Softwarelösungen darstellen soll. Kunden sollen damit in die Lage versetzt werden, schnell komplette Systeme aufzusetzen. Die Plattform vereint Gateways, Konnektivität und Sicherheit und soll eine Basis für alle Geräte bilden, die Daten mit der Cloud austauschen.

Außerdem präsentierte Intel eine Liste von Herstellern, die IoT-Systeme für verschiedene Industrien bauen und ausrollen sollen. Zum Kreis dieser Firmen gehören Accenture, Booz Allen Hamilton, Capgemini, SAP, Dell, HCL, Tata Consultancy Service, Wipro und die japanische NTT Data.

Internet der Dinge ist ein End-to-End-Thema

"Das Internet of Things ist ein End-to-End-Thema", sagte Doug Fisher, Vice President und General Manager von Intels Software and Services Group. Kernbestandteil von Intels IoT-Strategie sei ein Gateway-Referenzdesign, das Daten von Sensoren und anderen vernetzten IoT-Geräten sammeln, verarbeiten und vor allem übersetzen könne. Beim IoT komme es nicht zuletzt darauf an, die proprietären Befehlssätze älterer Maschinen, die nie mit Connected Devices in Kontakt standen, in für die IP-Welt verwertbare Datenströme umzuwandeln.

Intel kündigte unter anderem das "Wind River Edge Management System" an, ein Technologie-Stack für die Cloud-basierende Kontrolle von IoT-Aufgaben. Es bietet Cloud-Konnektivität zur Gerätekonfiguration, Datenerfassung und -übertragung sowie zur regelbasierten Datenanalyse. Anwender sollen mit dem Funktionsset schnell branchenspezifische IoT-Lösungen aufbauen und unterschiedliche IT-Systeme über API-Management zusammenführen können.

Ebenso rollte der Chiphersteller eine neue Generation des "Intel IoT Gateway" aus. Darin ist das Wind River Edge Management System durch einen Software-Agenten integriert. Ziel ist es, Gateways über ihre gesamte Lebensdauer schnell verteilen, konfigurieren und verwalten zu können. Laut Intel enthält die neue Version des Gateways außerdem Leistungsverbesserungen, unterstützt vielfältige Arbeitsspeichertypen und bietet eine große Auswahl an Kommunikationsoptionen.

Obwohl Intel natürlich dank des IoT-Booms erst einmal mehr Chips verkaufen wolle, schließe das End-to-End-Set an Technologien nicht die Chips anderer Hersteller aus, urteilt Gartner-Analyst Mark Hung. Intels Wissen und Techniken in den Bereichen Rechenzentrum und Sicherheit könnten auch dann eine wichtige Rolle im Markt spielen, wenn Sensoren und Komponenten von Dritten kämen. Software und Security seien vielleicht sogar die größten IoT-Assets von Intel, wenn es um Umsatzpotenziale gehe.

Hung glaubt, dass Unternehmen durchaus an den End-to-End-IoT-Lösungen einzelner Anbieter interessiert sind, weil sie vor allem eines wollten: endlich anfangen! Auf lange Sicht werde es aber Best-of-Breed-Installationen geben, die Techniken und Komponenten einzelner Anbieter bündelten. Noch trage eine solche Strategie aber nicht, weil es in diesem jungen Markt noch keine tragfähigen Standards gäbe, die dafür sorgten, dass alle Bestandteile einer IoT-Umgebung reibungslos zusammenspielten.

Intels "Gateway Solutions for Internet of Things (IoT)" ist eine Familie von Plattformen, die Firmen dabei helfen soll, Maschinen und Systeme untereinander zu vernetzen.
Intels "Gateway Solutions for Internet of Things (IoT)" ist eine Familie von Plattformen, die Firmen dabei helfen soll, Maschinen und Systeme untereinander zu vernetzen.
Foto: Intel

Security-Produkte für die IoT-Welt

Intels Security-Tochter McAfee stellte in san Francisco als weiteres IoT-Produkt "Enhanced Security for Intel IoT Gateways" vor, eine vorgefertigte Lösung, um die Sicherheit von Gateways zu verbessern. Um Industrien anzusprechen, die älteres Equipment erstmals ans Internet anschließen, arbeitet Intel mit Siemens zusammen. So soll gewährleistet werden, dass die Industrieprotokolle reibungslos mit der Firewall-Technik von McAfee zusammenspielen.

Es gebe ein Zeitfenster von vielleicht zwei bis fünf Jahren, um Sicherheit in das Internet der Dinge zu implementieren, sagte Lorie Wigle, Intels Vice President für IoT-Security-Lösungen. "Es ist essenziell, Sicherheit einzubauen, vor allem wenn wir vom industriellen Internet der Dinge reden. Einige der Systeme sind seit Dekaden im Einsatz. Gelingt es uns nicht, die Sicherheitslücken zu schließen, wäre das ein großer, großer Fehlschlag", so Wigle.

Intel kündigte deshalb an, dass es seine Technologie "Enhanced Privacy Identity" (EPID) auch anderen Chipherstellern anbieten werde. EPID verfügt über Anonymitätsfunktionen und erlaubt Hardware-basierende Integritätschecks. Die Technik ist in ISO- und TCG-Standards enthalten. Über die EPID-Technologie können sich Intels Versprechungen zufolge andere Geräte sicher mit der Intel-IoT-Plattform verbinden.