Unternehmensbeispiel

In drei Schritten zur Cloud-Strategie

26.09.2016
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Wolfgang Kröner ist Co-CEO der 100%igen Cloud-Company all4cloud. Er ist seit über 20 Jahren in der IT-Branche für nationale und internationale mittelständische Kunden tätig. Zuletzt verantwortete er in der Geschäftsführung als Vice President das globale SAP-Cloud-Geschäft der NTT DATA Business Solutions itelligence AG. Die digitale Transformation auf Basis von SAP Cloud Technologie ist der zentrale Element seines Wirkens.

Cloud-Strategie: Collaboration, ERP und Expense-Management

Dass bei Cloud-Lösungen die Anfangsinvestitionen gering bleiben und die laufenden Kosten sich dem Geschäftsverlauf anpassen lassen, passt perfekt in die Unternehmens- und IT-Strategie unseres Beispielunternehmens. Es kann zyklisch Anwender dazu schalten, abmelden oder Subskriptionen an andere User und Landesgesellschaften verschieben. Ebenfalls passt die schnelle Einführung von Lösungen zur Expansionsstrategie.

Die japanische Zentrale kann in unserem Fall die IT-Infrastruktur bereitstellen, so dass Public-Cloud-Services im Infrastrukturbereich (IaaS) wenig Vorteile bieten. Bei den Anwendungen sieht das anders aus. Das Unternehmen entscheidet sich für VoIP-Cloud-Lösungen und setzt bei der Business-Software voll auf die Cloud.

Der bevorzugte Hersteller bietet zahlreiche Cloud-Lösungen, die sich über vorhandene Schnittstellen mit den Systemen der Zentrale standardmäßig verbinden lassen. Das Unternehmen kann diese Cloud-Software viel schneller implementieren als die maßgeschneiderten On-Premise-Lösungen. Obwohl die Cloud-basierte Software nicht in gleichem Maße angepasst werden kann, liefert sie die notwendigen Funktionen, um den Geschäftsaufbau und das Wachstum zu unterstützen. Die Unternehmenszentrale erhält Echtzeit-Einblick in die Geschäftszahlen und die Anwender haben den benötigten Software-Service auf ihren Clients - egal ob sie mit Smartphone, Tablet oder PC arbeiten. Das Cloud CRM ermöglicht es beispielsweise, direkt aus der App heraus den Kunden anzurufen und eine Verspätung anzukündigen, weil man gerade im Stau steckt. Allerdings lässt sich nicht jede Spezialkonfiguration der zentralen Systeminstanz in den Cloud-Lösungen abbilden. Im Lichte der Unternehmens- und IT-Strategie ist das aber weniger wichtig.

Auch im Collaboration-Bereich hat sich unser Beispielunternehmen für eine Cloud-Lösung entschieden: Dort können sich Gruppen Business-orientiert austauschen und mit externen Partnern zusammenarbeiten. Filesharing und Kommentarfunktionen sind vorhanden, das Tool ist über den Browser und über mobile Geräte verfügbar.

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Auch für das Reise- und Spesen-Management setzen die Japaner auf eine Cloud-Anwendung. Sie ist direkt mit den Reisebüros der Wahl verbunden und bietet den Mitarbeitern Reisealternativen an (zum Beispiel Business Class für das höhere Management, günstige Langstreckenflüge etc.). Flugumbuchungen sind direkt aus der App heraus möglich. Anwender können ihre Belege als Fotos hochladen. Das Programm liest die Daten ein, der Anwender bestätigt.

Support für Cloud-Lösungen auf Enterprise-Niveau

Um den nötigen Support für die Cloud-Software zu erhalten, verpflichtete das Unternehmen einen Dienstleister, der einen "Cloud Application Hub" unterhält. Dort legen Experten neue Anwender a, setzen verlorene Passwörter zurück, passen Berechtigungen an oder helfen bei der Nutzung. Support-Tickets gehen direkt zum Cloud Application Hub.

Unternehmen, die ihre Cloud-Strategie in dieser Weise entwickeln, werden oft feststellen, dass ihnen die Lösungen Vorteile in bestimmten Nischen bieten: in bestimmten Regionen, Geschäftsbereichen oder auch zu einzelnen IT-Themen. Diese Chancen sollten Unternehmen nutzen - aber im Rahmen einer allgemeinen IT-Strategie und nicht in Form von Schatten-IT. Fangen Fachabteilungen an, größere IT-Entscheidungen an der IT-Organisation vorbei zu fällen - zum Beispiel SaaS selbständig einzuführen - fällt dies dem Unternehmen auf die Füße, denn dadurch entstehen Applikationssilos. Die Daten lassen sich nicht in die übergeordneten Systeme einspeisen, nicht vor Angriffen und Datenverlusten absichern und die Systeme entsprechen somit auch nicht den Compliance-Anforderungen.

Unser Beispielunternehmen hat beispielsweise die internationale Bilanzierung auf einen Blick verfügbar. Es sieht sofort, wenn in einem Land wichtige Benchmarks verfehlt werden oder sich KPIs negativ entwickeln. Die Software konnte planmäßig ausgerollt und integriert werden, sie erfüllt von Haus aus die Compliance-Anforderungen. Die Anwender in den kleinen europäischen Tochterunternehmen haben nun einfache, aber professionelle Lösungen für CRM, ERP, Kommunikation und Expense Management aus der Cloud zur Verfügung. Hinsichtlich der Compliance stellt der Anbieter eine Vielzahl an Sicherheitsprozessen für den Datenbetrieb und -zugriff zur Verfügung.

Ein Prozess in drei Schritten

Eine Cloud-Strategie entsteht also nicht von selbst und auch nicht über Nacht. Es wäre ein Fehler, mit der Überlegung zu starten, welche bestehenden Lösungen in die Cloud wandern sollen. Wie immer haben CIOs die Aufgabe, ihre IT-Strategie an der Unternehmensstrategie auszurichten. Davon lässt sich dann die individuelle Cloud-Strategie ableiten. Das ist ein Prozess, der ein paar Monate in Anspruch nehmen kann. Das mag lang erscheinen für die Einführung von Lösungen, die sich innerhalb weniger Tage oder Wochen aktivieren lassen. Aber der Roll-out der Cloud-Lösungen ist nicht die eigentliche Hürde, es geht darum, die Unternehmensziele zu erreichen. Die Zeit, die Cloud- von der IT- und die IT- von der Unternehmensstrategie abzuleiten, sollte sich jedes Unternehmen nehmen.