Services für S/4HANA-Migration

IBM klinkt sich in "RISE with SAP" ein

10.02.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
IBM baut seine Kooperation mit SAP aus. Gemeinsam wollen die Partner mehr SAP-Anwender mit S/4HANA in die Cloud hieven.
IBM klinkt sich in SAPs Cloud-Programm RISE with SAP ein.
IBM klinkt sich in SAPs Cloud-Programm RISE with SAP ein.
Foto: Lightspring - shutterstock.com

IBM baut seine Cloud-Kooperation mit SAP aus und schließt sich dem Migrationsprogramm "RISE with SAP" an. Mit der vor gut einem Jahr vorgestellten Initiative will SAP Anwenderunternehmen die Migration auf die neue Produktgeneration S/4HANA in der Cloud erleichtern. IBM wird Technologie und Beratungsservices bereitstellen, um Kunden einen einfacheren Umstieg auf ein hybrides Cloud-Modell und die Verlagerung geschäftskritischer Workloads von SAP-Lösungen in die Cloud zu ermöglichen, heißt es in einer Mitteilung von IBM.

Immer mehr Anwenderunternehmen setzen demnach auf eine hybride Cloud-Strategie. Um jedoch geschäftskritische und sensible Workloads und Anwendungen in die Cloud verlagern zu können, benötigten diese Betriebe eine sichere und zuverlässige Cloud-Umgebung. IBM will den Anwendern Tools an die Hand geben, mit denen sie SAP-Software-Workloads aus ihren On-Premises-Umgebungen schneller in die IBM Cloud migrieren können, inklusive der dafür notwendigen Sicherheitsfunktionen.

IBM bündelt Tools und Services für S/4HANA-Umstieg

IBM hat außerdem ein Programm mit dem eingängigen Namen "BREAKTHROUGH with IBM for RISE with SAP" vorgestellt. Hier bündelt der IT-Konzern verschiedene Lösungen und Beratungsservices, um Unternehmen dabei zu helfen, schneller auf S/4HANA Cloud umzusteigen. IBM zufolge basiert dieses Portfolio auf einer flexiblen und skalierbaren Plattform und nutzt intelligente Workflows, um Abläufe zu optimieren.

Neben Planungsunterstützung bietet IBM dabei Automatisierungsfunktionen, die den Umstieg beschleunigen sollen. Darüber hinaus beinhaltet das Programm branchenspezifische Templates. SAPs Platform-as-a-Service-Angebot, die "Business Technology Platform" (BTP), soll mit IBM-Tools zum Beispiel für KI- und Analytics-Funktionen verknüpft werden. Insgesamt werde sich der S/4HANA-Umstieg in die Cloud für Kunden aus der Kostenperspektive transparenter und vorhersehbarer gestalten, heißt es.

Welche Clouds, welche S/4HANA-Editionen?

Ob IBM dabei nur die eigene Public-Cloud-Umgebung im Auge hat, geht nicht eindeutig aus der Mitteilung hervor. Anwenderunternehmen sollen in die Lage versetzt werden, "ihre Workloads auf flexible Weise von SAP-Lösungen in die Public-Cloud-Umgebung ihrer Wahl zu verlagern", ist dort zu lesen. An anderer Stelle heißt es jedoch, die Grundlage für das neue Angebot bildet die Hybrid-Cloud von IBM, inklusive Infrastructure as a Service auf Basis von IBM Power.

Unklar bleibt auch, auf welche S/4HANA-Editionen sich das neue IBM-Angebot bezieht. RISE with SAP zielt primär auf die Public Cloud. IBM scheint aber auch Managed Services im Umfeld von S/4HANA anbieten zu wollen. So sollen laut Mitteilung "die Performance, Verfügbarkeit und Sicherheit bei Implementierungen von SAP S/4HANA Cloud, Private Edition, verbessert werden".

Auch Google ist strategischer RISE-with-SAP-Partner

IBM behauptet der erste Cloud-Anbieter zu sein, der im Rahmen von RISE with SAP Services für Infrastruktur, Geschäftstransformation und Anwendungsmanagement bereitstellt. Allerdings hatte SAP bereits Mitte vergangenen Jahres die Google Cloud als strategischen Partner für sein Programm "RISE with SAP" präsentiert. Damals hieß es, Kunden sollten dabei unterstützt werden zentrale Geschäftssysteme in die Google Cloud zu verlagern und diese dort durch Funktionen in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) zu ergänzen.

SAP kooperiert in Sachen Cloud auch mit den anderen Hyperscalern. Nachdem der Softwarekonzern anfänglich den Betrieb seiner Cloud-Lösungen in SAP-eigenen Cloud-Rechenzentren favorisiert hatte, änderte sich vor einigen Jahren die Strategie. Die Verantwortlichen erkannten offenbar, dass sie beim Betrieb von Cloud-Infrastrukturen nicht mit den großen Anbietern mithalten können und schlossen diverse Partnerschaften - neben Google Cloud auch mit Alibaba, Amazon Web Services (AWS) und Microsoft Azure.

Vor allem Kunden in stark regulierten Branchen will man mit der Kooperation besser auf ihrem Cloud-Weg unterstützen, erklärte John Granger, Senior Vice President, IBM Consulting.
Vor allem Kunden in stark regulierten Branchen will man mit der Kooperation besser auf ihrem Cloud-Weg unterstützen, erklärte John Granger, Senior Vice President, IBM Consulting.
Foto: IBM

Da wollte IBM offenbar nicht abseitsstehen und hat den Schulterschluss mit SAP gesucht. "Wir freuen uns sehr, dass wir unsere langjährige Partnerschaft mit SAP weiter ausbauen", erklärte John Granger, Senior Vice President, IBM Consulting. Insbesondere Kunden in stark regulierten Branchen sollen bei ihrer digitalen Transformation unterstützt werden. "Wir möchten ihnen Möglichkeiten geben, ihre geschäftskritischen Workloads mit einem hybriden Cloud-Ansatz zu migrieren oder zu modernisieren."

IBM spielt im Cloud-Geschäft nur eine Nebenrolle

Im weltweiten Cloud-Business spielt IBM allerdings nur eine Nebenrolle. Laut aktuellen Zahlen der Synergy Research Group führen AWS mit einem Anteil von 33 Prozent und Microsoft mit 21 Prozent den Markt an. Schon mit deutlichem Abstand folgen Google Cloud mit zehn Prozent und der chinesische Anbieter Alibaba (sechs Prozent). IBM liegt mit seinem Cloud-Angebot auf Rang fünf mit einem Anteil von vier Prozent. Insgesamt verbuchten die Cloud-Anbieter Synergy zufolge im vergangenen Jahr weltweit Einnahmen in Höhe von 178 Milliarden Dollar - ein Plus von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Den weltweiten Cloud-Markt dominieren AWS und Microsoft. IBMs Anteile gehen seit Jahren kontinuierlich zurück.
Den weltweiten Cloud-Markt dominieren AWS und Microsoft. IBMs Anteile gehen seit Jahren kontinuierlich zurück.
Foto: Synergy Research Group

SAP braucht die Zusammenarbeit mit den Cloud-Providern um seine Cloud-Lösungen im Markt zu platzieren. "BREAKTHROUGH with IBM ist eine ideale Ergänzung unseres Angebots RISE with SAP, da es bei unseren Kunden die Voraussetzungen dafür schafft, ihre Transformation in Angriff zu nehmen oder voranzubringen", sagte Brian Duffy, President of Cloud bei der SAP. Es erweitere die Möglichkeiten von RISE with SAP für Unternehmen, die sich auf ihrem Weg in die Cloud befinden. Duffy verspricht Kunden einen schnelleren Umstieg in die Cloud und als Resultat dieser Migration ein beschleunigtes Unternehmenswachstum.

IBM und SAP haben eigenen Angaben zufolge bereits etliche Kunden weltweit bei der Modernisierung ihrer Systeme und Geschäftsprozesse auf der Basis eines hybriden Cloud-Ansatzes unterstützt. Zu den jüngsten Beispielen zählen Coca-Cola European Partners, Parle Products, Harmont & Blaine, Puravankara Ltd und Virgin Megastore KSA.