HP-Kunden zwischen den Plattformwelten

01.08.2002
Von Katharina Friedmann

Neben dem Gesundheitswesen und einigen Installationen in der Produktionsplanung und -steuerung zählt das Lotteriewesen noch am ehesten zu den Nischen, in denen Alpha und Open VMS nicht wegzudenken ist. In Deutschland etwa kommt keine der 16 Lotteriegesellschaften ohne diese Kombination aus, berichtet Gerd Riekers, IT Leiter bei der Toto Lotto Niedersachsen GmbH. Seine Kernanwendung bildet ein Online-Transaktionssystem unter Open VMS auf einem Alpha-Cluster.

„Wir sehen der Portierung auf Itanium gelassen entgegen“, sagt Riekers mit Blick auf die langen Übergangszeiträume. Immerhin sollen Alpha-Systeme noch bis 2006 zu kaufen sein. Nach dem Verkauf der letzten Maschine garantiert Compaq Support für mindestens weitere fünf Jahre. Die Niedersachen planen derzeit sogar, in neue Alpha-Hardware zu investieren.

Das „neue“ HP-UX: HP will einige Schlüsseltechniken von Compaqs Tru-64-Unix in das eigene HP-UX einfließen lassen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die aus Open VMS stammende Cluster-Funktionalität. Das um das „Single System Image“ von Tru 64 sowie dessen „Advanced File System“ bereicherte neue Enterprise-Unix von HP soll dann nicht nur im Bereich des Cluster-Managements neue Dimensionen eröffnen, sondern auch höhere Skalierbarkeit und Verfügbarkeit sowie geringere Failover-Zeiten garantieren.

Derzeit gibt es zwei Versionen von HP-UX: „Version 11i“ für den Einsatz auf der PA-Risc-Architektur sowie das kürzlich vorgestellte Release „11i v1.6“ für die zweite Generation der Itanium-Prozessoren. Diese werden im kommenden Jahr zu einer Version v2 zusammengeführt. Die verbleibenden Tru-64-Überreste, sprich: dessen Trucluster-Technologie und Dateisystem, sowie entsprechende System-Management-Utilities werden in der zweiten Hälfte 2004 in einem auf den vorläufigen Projektnamen „HP-UX 11 v23t“ getauften Release verfügbar sein.

Der schwedische Softwarehersteller Essnet, Anbieter von Online-Transaktionsystemen unter Open VMS für die Lotterieverwaltung, spielt dabei mit. „Es steht außer Frage, dass wir die Itanium-Portierung mitmachen“, erklärt Jan Grotkopp, Leiter Software Maintenance. Dies gelte auch für internationale Konkurrenten wie Gtech oder Scientific Games, die ebenfalls auf Alpha und Open VMS setzen. Entscheidende Kriterien für die Kunden seien die Stabilität und Hochverfügbarkeit der Technologie. „Die Maschinen laufen im Prinzip das ganze Jahr ohne Unterbrechung.“ Mit einem wie auch immer veredelten Unix sei dieses Niveau kaum erreichbar.

Stabilität und Zuverlässigkeit schätzen auch die zirka 2000 deutschen HP-Kunden, die noch proprietäre HP-3000-Server unter dem Betriebssystem MPE/ix betreiben. Sie allerdings müssen in den sauren Apfel beißen und bis spätestens 2006 auf eine andere Server-Plattform migrieren. Solange zumindest garantiert HP den Hardwaresupport für die 1972 erstmals vermarkteten Maschinen.