HP-Kunden zwischen den Plattformwelten

01.08.2002
Von Katharina Friedmann
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Merger von Compaq und HP beschert auch etlichen IT-Verantwortlichen zusätzliche Arbeit. Wer seine IT-Strukturen auf die Server-Plattformen Tru 64 Unix, Open VMS mit Alpha oder MPE/ix gebaut hat, muss über kurz oder lang migrieren. Nicht alle Anwender werden „HP neu“ die Treue halten.

Die Meldung kam nicht wirklich überraschend. Als die Führungsriege von HP neu am 7. Mai das Ende von Tru 64 Unix ankündigte, sahen sich nicht nur Analysten in ihrer Einschätzung des Unix-Markts bestätigt. Entgegen dem urspünglichen Plan, Compaqs Unix-Derivat Tru 64 auf Intels 64-Bit-Plattform Itanium zu portieren, hat sich HP zugunsten des hauseigenen HP-UX entschieden.

Aus zwei mach eins

„Wenn man zwei gute Unix-Betriebssysteme hat, sollte man das Beste aus beiden Welten zusammenführen“, erklärt Andreas Döring, Programm-Manager für Tru 64 und Open VMS bei HP. Bis es allerdings so weit ist, soll das Compaq-Unix noch „mindestens“ bis zum Jahr 2006 auf der Alpha-Plattform weiterentwickelt und verkauft werden. So wird es nach Angaben des Unternehmens noch Ende dieses Jahres eine verbesserte Version „5.1b“ für die kommende Alpha-Server-Generation „EV7“ geben. Support für das „HP Tru 64“ sagt der Hersteller derzeit bis mindestens 2011 zu.

Überleben wird Compaqs einst mit Digital Equipment übernommenes Unix- und Alpha-Know-how in Form einiger Tru-64-Schlüsselmerkmale, die bis 2004 in HP-UX integriert werden sollen. Experten halten die Konsolidierung der beiden Unix-Angebote - zumindest aus unternehmerischer Sicht - für die richtige Entscheidung. „Das Letzte, was HP brauchen konnte, waren zwei rivalisierende Risc-Unix-Betriebssysteme“, so Andrew Butler, Vice President und Research Group Director von Gartner. Auch nach Ansicht von Henrik Klagges, Managing Partner des Beratungshauses TNG Consulting, wäre es aus Gründen der Effizienz sowie unverhältnismäßig hoher Kosten unrealistisch, zu Rezessionszeiten zwei Unix-Varianten weiterzuentwickeln.

Die Aufgabe von Tru 64 ist nach Ansicht der Spezialisten allerdings weniger als Entscheidung zugunsten des hochwertigeren Betriebssystems zu werten, sondern liegt vielmehr in dem ungleich größeren Marktanteil von HP-UX begründet. Hinzu komme die laut Gartner etwa dreifache Menge verfügbarer Applikationen sowie die bereits realisierte Lauffähigkeit von HP-UX auf Itanium. „Die großen Unix-Varianten sind heute alle sehr erwachsen und die qualitativen Unterschiede im Normalbetrieb eher gering“, bestätigt Berater Klagges.