Hap:py Birth.day, Spam!

12.05.2004
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Abgerundet wurde der Übernahmepoker mit dem Kauf der Paderborner Webwasher AG durch die US-amerikanische Firma Cyberguard. Für das Siemens-Spinoff, das einst mit Web-Content-Filtern gestartet war und inzwischen auch Anti-Spam-Tools anbietet, wurden 50 Millionen Dollar auf den Tisch gelegt. Die Anbieterlandschaft verändere sich mit "Warp-Geschwindigkeit", bilanziert die Meta Group. Die angestrebte Karriere der Lieferanten ist durchaus IT-typisch: gründen, wachsen, übernommen werden.

Umsätze mit Anti-Spam: Starkes Wachstum - tiefer Fall Nach dreistelligen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren schrumpfen die reinen Anti-Spam-Umsätze. Anwender wollen keine isolierten Lösungen, sondern Pakete. Quelle: Gartner Dataquest (April 2004)
Umsätze mit Anti-Spam: Starkes Wachstum - tiefer Fall Nach dreistelligen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren schrumpfen die reinen Anti-Spam-Umsätze. Anwender wollen keine isolierten Lösungen, sondern Pakete. Quelle: Gartner Dataquest (April 2004)

Gemeinhin gilt das Spezialsegment als eine der Perlen im Bereich IT-Security, der ohnehin gut läuft. So gehen die Marktforscher der Radicati Group davon aus, dass im laufenden Jahr knapp eine Milliarde Dollar mit Programmen und Diensten umgesetzt wird, die sich der E-Mail-Filterung annehmen. Dies sei gleichbedeutend mit einer Wachstumsrate von mehr als 50 Prozent gegenüber 2003. Ende des Jahres, so die Analysten, sei über die Hälfte der aktiven Mailboxen durch eine oder mehrere Anti-Spam-Lösungen gesichert. Typisch seien sogar zwei bis drei unterschiedliche Filterschichten, hieß es. Die so genannte Phantasie - der Vertrauensvorschuss der Anleger - in die Spezialisten ist angesichts der Prognosen immens.

Betr.: Hi afreimark got all pills

Indes sieht die Realität nicht ganz so rosig aus. Cyberguard setzte im ersten Quartal gerade einmal 13 Millionen Dollar um, der Verlust belief sich auf zwei Millionen Dollar. Wert war die Company an der Börse etwa 220 Millionen Dollar. Commtouch verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzeinbruch um 90 Prozent auf 329000 Dollar. Die Company ist aber an der Börse immer noch 20 Millionen Dollar schwer. Tumbleweed wurde mit einem Quartalsumsatz von zuletzt zehn Millionen Dollar bei Verlusten sogar mit einer Marktkapitalisierung von etwa 300 Millionen Dollar bewertet. Der Kurs des Unternehmens hatte sich im vergangenen Jahr mehr als versechsfacht. Allerdings nahm der Höhenflug Ende April ein jähes Ende: Weil Tumbleweed die Erwartungen nicht erfüllen konnte, verlor die Aktie die Hälfte des Werts - und die Firma ihren Chef. Das Klima für die Spezialisten wird rauher.