Halbleiterhersteller geben sich vorsichtig optimistisch

05.02.2002
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

IBM, weltweit auf Rang elf der Semiconductor-Hersteller, lieferte im abgelaufenen Jahr das mit Abstand beste Ergebnis im Halbleitersegment ab - sofern man bei einem Umsatzrückgang von 7,7 Prozent von einem positiven Ergebnis sprechen kann. Im Vergleich zur gesamten restlichen Branche fällt dieses Resultat aber positiv aus dem Rahmen. Auch AMD kam 2001 noch vergleichsweise glimpflich davon, konnte sogar Intel ein wenig von dessen dominierendem Marktanteil bei Mikroprozessoren abnehmen und verlor 16 Prozent vom Umsatz im Vergleich zum Jahr 2000 - immerhin nur rund halb so viel wie der Branchendurchschnitt.

Wie die SIA geht auch Gartner-Dataquest davon aus, dass 2002 und die folgenden Jahre für die Halbleiterindustrie einen in Maßen positiven Trend aufzeigen wird. Die Unternehmen, die in diesem Branchensegment miteinander konkurrieren, müssten allerdings genau prüfen, ob ihre finanzielle Substanz für ein langfristiges Engagement ausreicht.

Laut Gartner haben japanische Anbieter am stärksten unter wirtschaftlichen Problemen zu leiden: Den asiatisch-pazifischen Raum trifft nicht nur die weltweite rezessive Stimmung, die auch die USA und Europa erleben. Insbesondere die japanischen Halbleiterhersteller sind zudem von einem heftigen und langfristigen wirtschaftlichen Abschwung im eigenen Land betroffen. Fujitsu, NEC und Toshiba haben außer mit der Rezession auch mit landesspezifischen Problemen, etwa einer hohen Verschuldung des japanischen Haushalts und einer stagnierenden Wirtschaft zu kämpfen. Der japanische Yen hat gegenüber dem US-Dollar allein im Jahr 2001 um 12,6 Prozent an Wert verloren.

Amerikanische Halbleiterhersteller sehen nach der Einschätzung von Gartner einer ungewissen Zukunft entgegen: Mittelfristig dürften diese Firmen ihr Interesse auf die Industriesegmente Militär, Sicherheit und biomedizinische Anwendungen richten. Langfristig jedoch werden sich die größten Marktpotenziale wieder aus den Bereichen Datenverarbeitung und Kommunikation ziehen lassen - den in der Vergangenheit am stärksten gebeutelten Segmenten der Halbleiterbranche.

Allgemein gelte, so Gartner, dass auch das laufende Jahr von einer weiteren Konsolidierung der Chipbranche gekennzeichnet sein dürfte. Aber wenn auch 2001 das bislang schlimmste Jahr für die Branche war, sieht Gartner doch, dass Unternehmen künftig in Technologien wie drahtlose Kommunikation über Wide Area Networks (WANs) beziehungsweise allgemeiner über drahtlose Netze investieren. Auch könne man Impulse erwarten von Technologien wie Bluetooth. Diese dürften sich in den kommenden fünf Jahren als Wachstumstreiber herauskristallisieren, schätzen die Analysten. Es bestehe also trotz der grimmigen Wirtschaftslage der Vergangenheit Anlass zu vorsichtigem Optimismus.

Während der Elektronikindustrieverband ZVEI eine „nur langsam in Gang kommende Verbesserung“ erwartet, teilen die Marktanalysten von CIBC World Markets Corp. den Optimismus von Gartner. Sie sehen für die Halbleiterindustrie in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von fünf Prozent voraus. Kommendes Jahr würden die Erträge gar um 20 Prozent und 2004 um 25 Prozent steigen. Grund für den Optimismus für 2002 sei, dass die Produktbereiche Mikroprozessoren, DRAM- und Flash-Speicher sowie Digital Signal Processor Anzeichen eines Wiedererstarkens zeigen würden.