Data Center in Hanau

Google baut Cloud-Infrastruktur in Deutschland aus

09.10.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Im hessischen Hanau betreibt Google ab sofort sein erstes selbst betriebenes Cloud-Rechenzentrum in Deutschland. Bis dato setzte der US-Konzern hierzulande auf Colocation-Anbieter.
Das Data Center Hanau ist Googles erstes eigenes Rechenzentrum in Deutschland.
Das Data Center Hanau ist Googles erstes eigenes Rechenzentrum in Deutschland.
Foto: Mielek / Google LLC

Die neue Anlage erweitert Googles Cloud-Region Frankfurt/Main, die der Konzern seit 2017 betreibt. Mit dem jetzt eröffneten Data Center beschreitet der Internet-Gigant allerdings neue Wege: Es ist Googles erstes eigene Cloud-Rechenzentrum in Deutschland. Die bisher in Frankfurt beheimatete Region Europe-West3 betrieb Google mit Ressourcen von Colocation-Anbietern - das sind in der Main-Metropole Digital Reality, e-shelter und Equinix.

Der Neubau in Hanau entspringt einem bereits 2021 vorgestellten Investitionsprogramm: Google will demzufolge über eine Milliarde Euro in digitale Infrastruktur und saubere Energie in Deutschland investieren. Dazu hat das Unternehmen neben dem Standort Hanau auch eine neue Cloud-Region Berlin-Brandenburg angekündigt und will in Sachen grüner Energie langfristig mit ENGIE zusammenarbeiten.

Data Center klimaneutral betreiben

Für Google geht es darum, seine Cloud-Rechenzentren so sparsam, energieeffizient und umweltverträglich wie möglich zu betreiben. Der Energieversorger ENGIE soll sicherstellen, dass der Energiebedarf für die Infrastruktur von Google in Deutschland mindestens zu 80 Prozent aus CO2-freien Quellen gedeckt werde. Google hat sich zum Ziel gesetzt, seine eigene Infrastruktur bis 2030 zu 100 Prozent klimaneutral zu betreiben.

Googles Cloud-Data-Center in Hanau arbeitet laut Betreiber 1,5-mal so effizient wie typische Rechenzentren von Unternehmen.
Googles Cloud-Data-Center in Hanau arbeitet laut Betreiber 1,5-mal so effizient wie typische Rechenzentren von Unternehmen.
Foto: Google

Das neue Hanauer Rechenzentrum kombiniert Google zufolge luftbasierte Kühlung ("free cooling") mit hocheffizienten luftgekühlten Kältemaschinen. Dies trage dazu bei, den Wasserverbrauch zu minimieren und eine hohe Effizienz bei der Stromnutzung sicherzustellen, hieß es. Google will darüber hinaus zusammen mit anderen Unternehmen vor Ort, darunter EnBW, Evonik Industries und Umicore, prüfen, inwieweit sich die entstehende Abwärme für die Versorgung angrenzender Gebäude nutzen lässt.

Energieeffizienzgesetz (EnEfG): So will die Regierung Data-Center-Betreiber regulieren

Mit diesen Maßnahmen reagiert Google wohl auch auf die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland. Am 21. September 2023 hat der Deutsche Bundestag mit den Stimmen der Ampelkoalition das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) beschlossen. Das Regelwerk schreibt gerade Rechenzentren höhere Effizienzstandards ins Pflichtenheft. Dazu zählen die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen und von Abwärme.

Volker Wissing: Jedes Rechenzentrum in Deutschland stärkt digitale Souveränität

Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr, bezeichnete im Rahmen der Eröffnung von Googles Data Center in Hanau Rechenzentren als "notwendige Voraussetzung für alle digitalen Anwendungen und damit auch Treiber für digitale Innovationen". Zudem stärke jedes weitere Rechenzentrum in Deutschland die eigene digitale Souveränität.

Digitalminister Volker Wissing (2.v.li.) und Daniel Holz (re.) betonten zur Eröffnung des neuen Google-Rechenzentrums in Hanau den Aspekte der digitalen Souveränität.
Digitalminister Volker Wissing (2.v.li.) und Daniel Holz (re.) betonten zur Eröffnung des neuen Google-Rechenzentrums in Hanau den Aspekte der digitalen Souveränität.
Foto: Mielek / Google LLC

"Für Google Deutschland und Google Cloud ist Hanau ein Meilenstein", sagte Daniel Holz, Vice President EMEA North bei Google Cloud. Mit dem ersten eigenen Cloud-Rechenzentrum könne man deutschen Kunden künftig mehr Servicequalität bieten, versprach der Manager und verwies auf Aspekte wie Datensicherheit und Datensouveränität, Geschwindigkeit, innovative Produkte dank künstlicher Intelligenz sowie Klimaschutz und Nachhaltigkeit. "All das wird in Zeiten, in denen die Nachfrage nach intelligenten Diensten stetig weiter steigt, immer wichtiger."